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Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanagerindex (EMI)

Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanagerindex (EMI)
Was ist der Einkaufsmanagerindex eigentlich?

Der IHS Markit / BME Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Er analysiert unterschiedliche Marktkennzahlen, die im Zusammenklang einen professionellen Blick auf aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen ermöglichen. In Kombination mit dem verwandten Einkaufsmanager-Index der Dienstleistungsbranche sowie dem Konsumklimaindex, der die Stimmung in den Privathaushalten widerspiegelt, ergibt sich ein zuverlässiges Abbild der gesamten Export- und Binnennachfrage. Das ist vor allem an konjunkturellen Wendepunkten wichtig: Beispielsweise am Beginn einer Rezession oder im Vorfeld eines Aufschwungs, damit Unternehmen und Politik frühzeitig auf verändernde Märkte reagieren können. So hat der EMI das Rezessionsende nach der Lehman-Pleite zuverlässig und frühzeitig angezeigt. Ein weiterer Mehrwert des EMIs besteht auch darin, dass er gut zwei
Monate vor den amtlichen Zahlen veröffentlicht wird.

Der EMI erscheint seit 1996 unter der Schirmherrschaft des Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Er wird von IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt; einem Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen. Die veröffentlichten Daten basieren auf einer monatlichen Befragung von rund 400 Einkaufsleitern und Geschäftsführern in Deutschland. Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Managers Index (Markit U.S.-PMI). Die Befragung erfolgt immer Mitte des Monats via Fragebogen. Im Gegensatz zu anderen Indizes basiert der EMI auf betrieblichen Fakten im Vergleich zum Vormonat: Ist das Niveau höher, niedriger oder unverändert? Einzige Ausnahme ist die subjektive Abschlussfrage: „Wie schätzen Sie Ihre Geschäftslage binnen Jahresfrist ein?“

Ausführlich berichtet wird jeweils am ersten Werktag eines Monats für den vorangegangenen Monat. Die Veröffentlichung spielt eine wichtige Rolle nicht nur für die untersuchten Bereiche und Branchen, sondern insgesamt auch für die jeweiligen Einschätzungen von Börsen, Politik und Gesellschaft. Der Grund: Einkaufsmanager sind näher dran am Geschehen als Analysten. Sie äußern sich über konkrete Fakten und praxisgerechte
Erwartungen. Daher sagte der Index in der Vergangenheit die wirtschaftliche Entwicklung mit mehreren Monaten Vorlauf zuverlässig voraus.

Die Referenzlinie des EMI liegt bei 50 Punkten. Werte über 50 belegen eine positive Geschäftsentwicklung der Industrieunternehmen im Vergleich zum Vormonat, ein Index unter 50 Punkten belegt einen negativen Trend. Das letzte Hoch wurde im Februar 2018 mit 63,3 Punkten erreicht, ein historisches Tief im Januar 2009 mit 32,0 Punkten. Der positivste je gemessene Wert stammt aus dem Jahr 1951, der negativste von 1980. Der aktuelle Wert (Stand September 2019) liegt bei 43,5 Punkten, mithin im negativen Bereich. Und so ist es nur logisch, dass Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME), in einer aktuellen Presseinformation vor einem möglichen Abschwung warnt: „Der deutschen Industrie ist es auch im August nicht gelungen, ihre seit Jahresbeginn anhaltende Talfahrt zu stoppen. Das belegen die aktuellen EMI-Daten. Bedenkenswert ist zudem die Negativentwicklung des Teilindex Jahresausblick, der mit 39,1 (Juli: 43,2) Punkten regelrecht abgestürzt ist.“ Als Grund macht Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, mehrere Gründe aus: einerseits den Handelskrieg zwischen den USA und China. Andererseits belasten strukturelle Veränderungen und Standort-fragen sowie zunehmende Steuerbelastungen und Regulierung die deutsche Industrie.

Zahlen bitte

Der EMI bietet dem Einkaufsmanager mehr als Prognosen: zum Beispiel auch detaillierte Fakten für Verhandlungen, für das Reporting gegenüber der Geschäftsleitung oder für eine fundierte Informationsbasis aller Mitarbeiter in den Einkaufsabteilungen. Dazu kommen Übersichten zu Artikeln mit aktuellen Lieferschwierigkeiten sowie Listen mit Produkten, die im langjährigen Vergleich derzeit besonders günstig – oder auch besonders teuer – angeboten werden. Die 400 befragten Unternehmen wurden nach Branche, Größe und Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt. Manche Marktbeobachter halten diese Anzahl für zu gering. Der Genauigkeit der EMI-Prognosen hat das bisher keinen Abbruch getan. Aus Sicht der Finanzmärkte hat die Aussagekraft des EMI in den letzten Jahren eher zugenommen – auch deshalb, weil er früher und damit aktueller erscheint als der ifo-Geschäftsklimaindex. Die durchschnittliche Rücklaufquote der Fragebögen beträgt 85 Prozent. In Deutschland wird der EMI von der BME vermarktet. Das Jahresabonnement mit zwölf Ausgaben kostet 490 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Weitere Indizes

Für Beschaffer ist der EMI deshalb so interessant, weil die erhobenen Daten quasi aus dem eigenen Bereich stammen. Es gibt darüber hinaus weitere Indizes, die mit eigenen Methoden und Fragen den Konjunkturverlauf prognostizieren. Der schon angesprochene „Geschäftsklimaindex für Deutschland“ zum Beispiel gilt ebenso als wichtiger Frühindikator. Rund 7000 Unternehmen erhalten jeden Monat ungefähr 20 Fragen über ihr Unternehmen. Die wichtigsten Punkte sind dabei Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage, die Erwartung für die kommenden sechs Monate, die Nachfragesituation sowie die Zahl der Arbeitnehmer. Ein weiterer wichtiger
Index stellt der Konsumklimaindex für Deutschland dar. Er basiert auf einer monatlichen Datenerhebung bei rund 2000 Konsumenten. Diese werden zu ihrem Ausgabe- und Sparverhalten sowie zu ihrer Einschätzung sowohl des privaten als auch des
gesamtwirtschaftlichen Haushaltes befragt.

Die Mutter aller Indizes ist sicherlich der
Purchasing Managers Index, der wichtigste Frühindikator für die Wirtschaft der USA. Als Vorbild für EMI arbeitet er ebenfalls mit einer Kennlinie bei 50 Prozent und wendet sich an die amerikanischen Einkaufsmanager. Der
Index ist in seiner Prognose der tatsächlichen Industrieproduktion meist drei bis sechs
Monate voraus.


Michael Grupp, freier Fachjournalist in Stuttgart

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