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Das Lieferkettengesetz – Pro

Das Lieferkettengesetz – Pro
Der Weg zur Nachhaltigkeit

Der Weg zur Nachhaltigkeit
Meinungen zur geplanten Einführung des Lieferkettenkettengesetzes: Pro und Contra. Bild: Kateryna Kovarzh/stock.adobe.com

Ihr habt die Macht – macht was draus!“ Das ist unser Aufruf an alle Einkaufsverantwortlichen. In den kommenden 10 Jahren entscheiden wir, ob auch die nachfolgenden Generationen noch einen lebensfähigen Planeten vorfinden werden. Einkäufer haben gegenüber den meisten Menschen einen entscheidenden Vorteil: Sie tragen die Verantwortung für Milliardenaufträge, die sie an Lieferanten auf der ganzen Welt vergeben. Sie können mit ihren nachhaltigen Einkaufsentscheidungen die Welt tatsächlich verändern. Viele Beschaffer haben dieses Potential für mehr Nachhaltigkeit und die eigene Positionierung bereits erkannt. Mit dem „Sorgfaltspflichtengesetz“ (Lieferkettengesetz) der Bundesregierung, erhalten sie für das Mandat der Geschäftsführung zur Implementierung einer nachhaltigen Beschaffung nun zusätzlichen rechtsstaatlichen Rückenwind.

Chance für echte Werte

Es sind die Einkäufer, die entscheidende Weichen für eine nachhaltige Entwicklung stellen können. Sie sind diejenigen, die Lieferanten auswählen, bewerten, entwickeln und sie eventuell auch wieder ausschließen. Sie formulieren die Beschaffungsstrategie und schärfen die Bedarfe ihrer internen Kunden. Kein Unternehmen kann ohne eine nachhaltige Beschaffung und eine verantwortungsvolle Lieferkette glaubwürdig nachhaltig sein. Nie hatten Einkaufsabteilungen eine größere Chance, aus dem eigenen Unternehmen heraus echte Werte für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zu schaffen als jetzt. Der Einkauf hat die Macht: Er kann existenzsichernde Löhne durchsetzen und dadurch Ausbeutung und Kinderarbeit vermeiden. Er kann den ökologischen Fußabdruck im gesamten Wertschöpfungsprozess ermitteln und im Sinne der Kreislaufwirtschaft nachhaltig reduzieren.

Wert(e)schöpfungspotenial

Gesetzliche Freiheiten, niedrige Arbeitslöhne und damit potenzielle Effizienzsteigerungen, locken Unternehmen seit Jahrzehnten in den globalen Süden. Doch die scheinbar perfekte Lösung zeigt zunehmend ihre Schattenseiten in Form von Kinderarbeit, unzumutbaren Arbeitsbedingungen, Landraub, Korruption, Umweltverschmutzungen u. v. m. Die Organisation Shiftproject hat ermittelt, dass in den globalen Lieferketten mehr als 450 Millionen Menschen beschäftigt sind. Berücksichtigt man noch deren zu versorgende Familienmitglieder, so kann eine nachhaltige Beschaffung das Leben von mehr als zwei Milliarden Menschen verbessern und mit existenzsichernden Löhnen zu 11 der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beitragen. Welche andere Funktion im Unternehmen kann solch ein Wert(e)schöpfungspotential vorweisen?

Internationale Verpflichtungen

Die Bundesregierung kommt mit dem geplanten Sorgfaltspflichtengesetz ihren internationalen Verpflichtungen nach und kann damit außerdem bei dem Gesetzesvorhaben auf europäischer Ebene wichtige Impulse setzen. 65 renommierte deutsche Unternehmen, darunter z. B. Vaude, Tchibo, Rewe und Hapag-Lloyd, unterstützen das Gesetzesvorhaben. Andere argumentieren empört: Man könne doch in diesen globalisierten Zeiten seine Lieferketten nicht komplett kennen! Das halte ich für fatal. Warum denn nicht? Der Einkauf hat damit die Chance, frühzeitig Risiken und Innovationspotenziale zu identifizieren. Fehler in Vorprodukten und Einsparpotentiale in der Fertigung werden bereits seit langem in der Lieferkette erfolgreich im Detail analysiert. Viele Unternehmen haben bereits ein aussagefähiges Risikomanagement implementiert, das nun um die Menschenrechte und den Umweltschutz erweitert werden muss. Das ist kein Hexenwerk. Das ist machbar. Unterstützung dafür gibt es nicht nur von der Bundesregierung mit dem speziell hierfür etablierten NAP Helpdesk, sondern auch von engagierten NGOs, die bereits über enorme Daten verfügen und aktiv eingebunden werden sollten. Neue Technologien und wissenschaftliche Modelle sind ebenfalls wichtige Helfer. Teilen Sie Ihre Erfahrungen in Brancheninitiativen und arbeiten Sie mit ihren Stakeholdern gemeinsam an der Umsetzung. Diese muss nicht sofort perfekt sein, aber engagiert, fair und transparent. Sie haben die Macht, machen Sie was draus! Jetzt!


Die Autorin

Yvonne Jamal ist Vorstandsvorsitzende beim JARO– Institut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung e. V.
Sie treibt beim BME maßgeblich das Thema Nachhaltige Beschaffung voran. Bild: Jaro

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