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Turkish Industry: Deutschland wichtigster Handelspartner der Türkei

Turkish Machinery Industry
Deutschland ist wichtigster Handelspartner der Türkei

Der Maschinenbausektor bildet den Motor der türkischen Wirtschaft. Sevda Kayhan-Yilmaz ist Vorstandsmitglied und Deutschlandbeauftragte beim Exportverband der türkischen Maschinenbauindustrie Turkish Machinery und CEO ihres eigenen familiengeführten Unternehmens Kayahan Hydraulics. Bei einem ihrer Besuche in Stuttgart sprach sie mit Beschaffung aktuell darüber, was deutsche Einkäufer vom türkischen Markt erwarten dürfen.

Beschaffung aktuell: Können Sie uns mehr über den Verband berichten, den Sie repräsentieren?
Sevda Kayhan Yilmaz: Turkish Machinery ist mit 11.000 Mitgliedsunternehmen der einzige türkische Verband für Maschinenexporteure. Seit 2002 koordiniert der Verband alle Aktivitäten, um das Wachstum der Exporte in diesem Sektor sicherzustellen. Weiteres Ziel ist, den türkischen Maschinensektor im In- und Ausland zu fördern.

Beschaffung aktuell: Wie hat sich denn das Handelsvolumen zwischen der EU und der Türkei in den vergangenen Jahren entwickelt?
Kayhan Yilmaz: Seit 2001 stiegen die Importe in die Türkei von 4 auf 15,2 Milliarden Dollar im Jahr 2017. In dem gleichen Zeitraum stieg der Export von 1 auf 7 Milliarden Dollar. Im Mai 2018 hat die Türkei erneut eine enorme Steigerung der Exportzahlen erreicht.

Beschaffung aktuell: Wie sind die Entwicklungen bei den Handelszahlen zwischen Deutschland und der Türkei?
Kayhan Yilmaz: Insbesondere bei der Ausfuhr von Maschinen nach Deutschland, aber auch in die USA, nach England und Italien konnten Wachstumsraten von 20 bis 30 % erreicht werden. Allein nach Deutschland wurden Produkte von mehr als einer Million Dollar exportiert.
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Türkei, denn 33 % des Exportes ging nach Deutschland. Erst an zweiter Stelle steht UK mit 11,5 % des gesamten Exports. Das verdeutlicht die Bedeutung Deutschlands für die türkische Wirtschaft.

Beschaffung aktuell: Welche Rolle spielt dabei der Maschinenhandel?
Kayhan Yilmaz: Das Volumen des Maschinenhandels hatte 2017 in der Türkei einen Anteil von 19 % am gesamten Handel zwischen den beiden Ländern. In Deutschland erhöhte sich in demselben Zeitraum der Anteil der türkischen Maschinenimporte von 0,5 auf 2 %. Diese Zahl möchten wir mit unserem Verband natürlich weiter steigern.

Beschaffung aktuell: Welchen Stellenwert hat der Maschinenbau innerhalb der türkischen Wirtschaft?
Kayhan Yilmaz: Den türkischen Maschinenbau kennzeichnet ein enormes Potenzial, dass von den Firmen immer mehr forciert wird. Dadurch machte er in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung, die dazu führte, dass sein Anteil an der türkischen Wirtschaft und den Exporten stetig wuchs. Maschinen und deren Zubehör sind der drittgrößte Sektor der türkischen Exporte. Der Anteil des Maschinenexports am Gesamtexport der Türkei beträgt über 9 %.

Beschaffung aktuell: Gibt es spezielle Maschinen, die in Deutschland stark nachgefragt werden?
Kayhan Yilmaz: Nach Deutschland wurden besonders Motoren, Aggregate, Kompressoren und Pumpen verkauft. Ansonsten sind die wichtigsten Produktgruppen Klima- und Kühlaggregate, Motoren und Komponenten, Wasch- und Trockenmaschinen, Bau- und Bergbaumaschinen sowie Pumpen und Kompressoren. Das zeigt, wie vielfältig das Angebot der türkischen Maschinenbaubranche ist.
Zukünftig liegt unser Fokus darauf, eine stabile Steigerung der Exporte im Mittel- bis Hochtechnologiesektor zu erreichen. Die Türkei verfügt über eine breite industrielle Basis aus überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen. Hier haben viele Betriebe ihren Modernisierungsbedarf erkannt und sind dabei insbesondere in den exportorientierten Branchen wie die Kfz-, die Nahrungsmittel-, die Textil- und die Metallindustrie ihre Anlagen technisch aufzurüsten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, erhöhen türkische Betriebe ihre Wertschöpfung und entwickeln sich zu Anbietern von Hochtechnologieprodukten.

Beschaffung aktuell: Welche Vorteile bietet die türkische Maschenbauindustrie den deutschen Unternehmen?
Kayhan Yilmaz: Der türkische Maschinenbau kann mit vielen Pluspunkten aufwarten. Die Unternehmen sind eher klein- und mittelständisch strukturiert, dass macht sie sehr flexibel und anpassungsfähig. Zudem zeichnet die Firmen ein hohes Qualitätsbewusstsein aus. Die Mitarbeiter verfügen über gutes technisches Know-how und sind in der Lage, neue Technologien schnell umzusetzen. Die Führungskräfte im mittleren und oberen Management sind gut ausgebildet und erfahren, auf der anderen Seiten verfügen wir über viele junge und lernwillige Arbeitskräfte.
Trotzdem ist man sich in der Türkei darüber bewusst, dass gerade jetzt die Anforderungen höher und anspruchsvoller denn je sind. Ziele der Branche sind ein Steigern der Exporte, die Diversifizierung von Produktgruppen sowie eine Erhöhung der Wertschöpfung bei Produktion und Export. Höhere Investitionen in Technologien, neue Partnerschaften und hoch qualifiziertes Personal stehen ebenfalls auf der Agenda, ebenso die Steigerung des Anteils an Hochtechnologieprodukten.

Beschaffung aktuell: Wie wirkt sich das politische Klima auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus?
Kayhan Yilmaz: Wichtig ist die Kontinuität der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zur Stärkung des guten Verhältnisses zwischen Deutschland und der Türkei. Turkish Machinery will seine Aktivitäten in Deutschland und die Zusammenarbeit mit deutschen Firmen und Institutionen ungebrochen fortsetzen.
Als Ansprechpartnerin für Deutschland lege ich auch in Zukunft das Augenmerk auf die Intensivierung der deutsch-türkischen Zusammenarbeit, die Generierung von Kooperationen, auf die Förderung des Technologietransfers sowie auf gemeinsame Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Das Interview führte Beschaffung-aktuell-Redakteurin Sabine Schulz-Rohde.


Die Frau

Sevda Kayhan Yilmaz

… ist Deutschland-Koordinatorin und Vorstandsmitglied der Turkish Machinery. Seit Mitte 2014 ist sie auch Vorstandsvorsitzende der Union der Maschinenbauer (MIB). Als Vorstandsvorsitzende leitet sie ihr eigenes Unternehmen Kayahan Hydraulics.
Sie hat eine Familie mit zwei Kindern.


„Natürlich sehen wir die Problematik und wollen die Gefahren nicht verhehlen, ein tieferer Blick in weitere Fakten und Zahlen zeigt jedoch, dass
sich die Wirtschaft weiterhin erfolgreich einer Krise entgegenstellt.“


„Turkish Machinery will seine Aktivitäten in Deutschland und die Zusammenarbeit mit deutschen Firmen und Institutionen ungebrochen fortsetzen.“


Aktuelle Zahlen für den Maschinenbausektor

Statement von Frau Sevda Kayhan Yilmaz zu den aktuellen Wirtschaftsentwicklungen in der Türkei

In den letzten Monaten führte der Verfall der türkischen Lira zu weitreichenden Spekulationen über die Auswirkungen auf die seit Jahren stetig wachsende türkische Wirtschaft.

Natürlich sehen wir die Problematik und wollen die Gefahren nicht verhehlen, ein tieferer Blick in weitere Fakten und Zahlen zeigt jedoch, dass sich die Wirtschaft weiterhin erfolgreich einer Krise entgegenstellt.

  • Richtig ist, dass die Währungskrise sowie die steigende Inflationsrate die Kaufkraft der Konsumenten drückt und die Kosten für Unternehmen nach oben treibt. Andererseits begünstigt die schwache Währung die Exporttätigkeit aufgrund niedrigerer Preise für ausländische Interessenten.
  • Die türkische Wirtschaft hat trotz der Währungskrise im zweiten Quartal stark zugelegt. Das BIP stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum immer noch um 5,2%. Im Frühjahr dämpfte vor allem die Landwirtschaft das Wachstum mit einem Minus von 1%; die Industrie vermeldete dagegen ein Plus von 4,3%.
  • Auch in Bezug auf den Maschinenbausektor belegen die aktuellen Zahlen weiterhin positive Entwicklungen. So stiegen die Exporte im Zeitraum von Januar-August 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,6%. Der Gesamt-Kilopreis ist um 8,8%, von früher 5,7 US-Dollar auf jetzt 6,2 US-Dollar gestiegen. Die Haupt-Exportländer sind weiterhin an erster Stelle Deutschland, gefolgt von den USA (weiterhin mit 21,9 %) sowie an dritter Stelle England. Als Hauptexportprodukte sind an erster Stelle Turbinen zu nennen, gefolgt von Motoren sowie Zylinder (Hydraulik).
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