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Die Bits und Bytes der Eidgenossen

Das Hightech-Land Schweiz: Zahlen, Fakten, Trends
Die Bits und Bytes der Eidgenossen

Auch 2018 listet der Global Innovation Index (GII) die Schweiz auf Platz eins der innovativsten Nationen der Welt. Die Eidgenossen punkten mit überdurchschnittlich vielen Patentanmeldungen, hohen Forschungs- und Entwicklungsausgaben, exzellenten Ausbildungsstätten sowie einer guten Verfügbarkeit von Fachkräften.

Seit 2011 belegt die Schweiz jedes Jahr den ersten Platz des GII. Dieses jährliche Ranking wird gemeinsam von der Cornell University, INSEAD sowie der World Intellectual Property Organization (WIPO) der Vereinten Nationen errechnet. Insgesamt 80 Indikatoren wie die Ausgaben für Bildung und Forschung und Entwicklung, der Zugang zu Krediten, Produktivität pro Arbeiter, technische Fertigung, Qualität von wissenschaftlichen Publikationen und Universitäten, politische Stabilität und ausländische Direktinvestitionen werden dabei berücksichtigt. Einziger Wermutstropfen: Seit 2016 schrumpft der einstmals deutliche Vorsprung. Auf den Plätzen folgen die Niederlande, Schweden und Großbritannien. Deutschland muss sich mit einem neunten Platz begnügen, nach Singapur, den USA, Finnland und Dänemark.

Der Zweite holt auf

Auch andere Umfragen sehen die Schweiz ganz vorne. Die Studie „Digital Evolution Index 2017“, gemeinsam von Mastercard und der Fletcher School an der Tufts University (USA) erhoben, sieht die Schweiz auf Platz drei bei der Digitalisierung. Der Bericht bewertet 60 Länder nach der digitalen Dynamik sowie in puncto Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum. Dabei wurden vor allem folgende Indikatoren analysiert: Internetzugang und Infrastruktur, Nachfrage für digitale Technologien, institutionelle Rahmenbedingungen und die Investitionen von Staat und Investoren in Forschung und digitale Start-ups. Deutschland liegt im vorderen Drittel, Tendenz fallend.

Für die schweizerischen Spitzenwerte gibt es gute Gründe: Das Land investiert mehr als
3 % seines Bruttoinlandprodukts in Forschung und Entwicklung. 60 Universitäten und Hochschulen sorgen für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Annähernd die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet in wissensintensiven Bereichen, rund ein Viertel der Hightech-Produkte wird exportiert. 2016 haben die Eidgenossen mehr als 7000 Patente angemeldet. Weltweit bedeutet das Rang fünf, europaweit Rang drei, bezogen auf die Einwohnerzahl ist das erneut die Weltmeisterschaft.

Folgerichtig schätzen Organisationen und Unternehmen aus dem In- und Ausland die Schweiz als Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandort. Dazu zählen die Pharmakonzerne Roche und Novartis, die Forschungszentren von Google und Disney und nicht zuletzt der Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB mit Hauptsitz in Zürich sowie Liebherr aus Bulle. Und so ist es nicht überraschend, dass in der Schweiz nicht nur die Milchschokolade und der Instant-Kaffee erfunden, sondern auch die Computer-Maus zur Serienreife entwickelt wurde. Logitech ist heute noch ein international tätiger Computerzubehör-Hersteller mit Sitz in Apples in der Schweiz.

Die einzelnen Branchen konzentrieren sich oft in geografisch definierten Räumen. Davon gibt es vier in der Schweiz: die Nordwestschweiz mit einem Clusterschwerpunkt Pharma, die Uhrenindustrie im Kanton Jura, die Zentralschweiz (Medizintechnik) und den Großraum Zürich mit einem Branchenmix. Nach Erhebungen des Bundesamts für Statistik (BFS) hat die Bedeutung dieser Cluster in den letzten Jahren zugenommen: Im Jahr 2000 entfielen rund 30 % des industriellen Bruttosozialproduktes auf den Hightech-Sektor, also auf die Branchen mit einem überdurchschnittlich hohen Forschungs- und Entwicklungsaufwand. Bis 2013 stieg dieser Anteil auf 43 % erhöht.

Hohe Arbeitskosten, hohe Effizienz

Im gleichen Zeitraum ist der Anteil des Hightech-Sektors an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung von 5 % auf 8 % gestiegen. Und das trotz – oder obwohl – der überdurchschnittlich hohen Arbeitskosten. So verdient laut der Jobbörse Stepstone ein Ingenieur in der Schweiz durchschnittlich 77.500 Euro (93.000 Franken) bei 41 Wochenstunden und 25 Tagen Urlaub. Zum Vergleich: In Deutschland sind es durchschnittlich 59.000 Euro (40 Wochenstunden, 30 Tage Urlaub), in Österreich 37.000 Euro (40 Wochenstunden, 25 Tage Urlaub). Allerdings sind auch in keinem anderen Land die Lebenshaltungskosten so hoch wie in der Schweiz. Die Preise für Lebensmittel liegen zwischen 20 und 30 % über denen in Deutschland. Industrie 4.0 spielt auch bei den Eidgenossen eine zunehmende Rolle – mit den gleichen Treibern und Hemmnissen wie in Deutschland. Zu den Chancen und Risiken der smarten Fabrik hat DXC Technology 100 Industrie-Manager in der Schweiz befragt. Demnach halten 70 % der eidgenössischen Entscheider die Transformation zur Industrie 4.0 zwar für wichtig. (In Deutschland arbeiten aktuell 71 % der Unternehmen an Industrie 4.0-Konzepten.) In beiden Ländern hält das Management gemäß der Studie aber zu stark an traditionellen Denkmustern und Geschäftsmodellen fest. Das zeigt sich auch daran, dass nur 24 % der Entscheider konkret darüber nachdenken, an automatisierten Lieferketten teilzunehmen, den eigenen Einkauf und Vertrieb zu automatisieren (33 %) oder in Roboter und Maschinen zu investieren (31 %).

Zwar gingen nach einem Bericht des eidgenössischen Bundesrates bis 2017 in der Schweiz in den letzten beiden Jahrzehnten infolge des Strukturwandels etwa 350.000 Stellen verloren. Im gleichen Zeitraum wurden aber netto 860.000 neue Stellen geschaffen. Der Bundesrat berichtete, dass zusammen mit anderen Einflussfaktoren der technologische Fortschritt in diesem Zeitraum ein anhaltendes Beschäftigungswachstum ermöglicht hat. Allerdings nimmt die Schweiz ausgerechnet bei der vierten industriellen Revolution keine Vorrangstellung ein. Das belegt die zweite Auflage der weltweiten „Global Digital Operations Survey 2018“ von PwC. Für diese Studie wurden Führungskräfte aus 1155 Unternehmen in 26 Ländern und sechs Branchen (Automotive, Konsumgüter, Elektronik, Industrieanlagen und -technik, industrielle Fertigung und Prozessindustrie) befragt. Zwar haben über die Hälfte der Schweizer Unternehmen Manufacturing Execution Systeme (MES), implementiert. Damit befinden sie sich über dem internationalen Durchschnitt (45 %).

Industrie 3.5

41 % der Schweizer Unternehmen nutzen heute bereits Robotik-Anwendungen, global sind es dagegen nur 28 %. In anderen Bereichen aber liegt das Alpenland zurück. Integrierte End-to-End Supply Chain Planung nutzt lediglich ein Drittel (33%) der Schweizer Firmen, in Amerika und der APAC-Region sind es bereits über die Hälfte. Auf Predictive Maintenance setzen 45 %, auf das industrielle Internet der Dinge aber nur 29 %. Künstliche Intelligenz ist bei 1 % aller Schweizer Unternehmen im Einsatz, während es in Amerika und in der APAC-Region bereits 12 % bzw. 15 % sind. Dasselbe gilt für Blockchain-Anwendungen: Global betrachtet nutzen 24 % der Unternehmen diese Technologie, in der Schweiz sind es erst 11 %. Dabei stehen die Schweizer der Digitalisierung durchweg positiv gegenüber: 41 % der Eidgenossen glauben, dass die Automatisierung und die damit verbundene Effizienzsteigerung dazu führen könnte, dass eine Rückverlagerung von Produktionsprozessen in die lohnintensive Schweiz erfolgen könnte.

Höchstpersönlich vor Ort

Den Hightech-Markt Schweiz kennenzulernen gelingt am einfachsten über individuelle Beratung (siehe Infokasten) oder über eine Messe. Zum Beispiel auf der Com-Ex in Bern vom
25. bis 27. September 2018. Auf dieser Schweizer Fachmesse für Kommunikations-Infrastruktur sind sämtliche Bereiche von physikalischen und kabellosen Kommunikations-Infrastrukturen zu sehen. Zielgruppen sind Betreiber und Versorger von Datacenter- und LAN-Infrastrukturen sowie von Kabelnetzen. Die Swisstech ist dagegen nach eigenen Angaben die einzige Zuliefermesse zwischen Frankfurt und Mailand. Sie umfasst den Metall- und den Kunststoffbereich und alle Wertschöpfungsstufen vom Zulieferer von Rohmaterial bis zum Systemanbieter. Nächster Termin: vom 14. bis 17. Mai 2019 in der Messe Basel. Die Messe erwartet wieder rund 440 Aussteller und 20.000 Besucher.


Weiterführende Informationen

Wege in die Alpenregion:

Handbuch für Investoren
von Switzerland Global Enterprise,
www.s-ge.com

KMU Portal

Schweizerische Eidgenossenschaft:
www.kmu.admin.ch


Michael Grupp,

freier Redakteur in Remshalden

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