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Lieferkettengesetz: Wie können sich Unternehmen vorbereiten?

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Lieferkettengesetz: Wie können sich Unternehmen vorbereiten?

Lieferkettengesetz: Wie können sich Unternehmen vorbereiten?
Laut einer Umfrage von Coupa glauben 70 Prozent, dass sie die Verpflichtungen aus dem neuen Lieferkettengesetz erfüllen können. Aber 60 Prozent können nicht beurteilen, ob ihre direkten Lieferanten Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung auch tatsächlich umsetzen. Bild: Coupa
Weltweit machen sich Regierungen und Unternehmen für nachhaltigere Geschäftspraktiken stark. Immer mehr Verbraucher wollen wissen, unter welchen Bedingungen die gekauften Produkte hergestellt wurden und wie groß deren ökologischer Fußabdruck ist. Deutschland gehört zu den Ländern, die diese Verantwortung auch gesetzlich verankern wollen.

Ab Januar 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland in Kraft. Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern sind dafür verantwortlich, dass ein bestimmtes Maß an Umwelt-, Sozial- und Unternehmensstandards – auch ESG-Standards – über die gesamte Lieferkette hinweg eingehalten werden. Wenige Monate vor Inkrafttreten des Gesetzes stellt sich die Frage: Wie fit sind deutsche Unternehmen? Laut einer Umfrage von Coupa glauben 70 Prozent zwar, dass sie die Verpflichtungen aus dem neuen Lieferkettengesetz erfüllen können. Gleichzeitig aber können 60 Prozent nicht beurteilen, ob ihre direkten Lieferanten Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung auch tatsächlich umsetzen. Das aber ist eine Grundvoraussetzung, um das neue Gesetz zu erfüllen.

Was genau kommt auf Unternehmen zu?

Unternehmen müssen gemeinsam mit ihren direkten und indirekten Lieferanten sowie Subunternehmen geeignete Maßnahmen zur Einhaltung des Gesetzes ergreifen und diese dokumentieren. Ihre Aufgabe wird es sein, dafür zu sorgen, dass ESG-Standards eingehalten werden. Dazu müssen sie die internen Regelungen öffentlich zugänglich machen, um die Sorgfaltspflicht einzuhalten. Schließlich verpflichten sie sich, die ergriffenen Maßnahmen und eventuelle Verstöße jährlich an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu melden. Unternehmen, die dieser Pflicht nicht nachkommen, drohen Strafen, die je nach Art und Schwere des Verstoßes bis zu acht Millionen Euro betragen. Ab 2024 wird der Geltungsbereich des Gesetzes auch auf Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten ausgeweitet. Doch wie können sich Unternehmen vorbereiten?

Einsatz der richtigen Instrumente

Zunächst müssen sich die Verantwortlichen, wie zum Beispiel Lieferkettenplaner und -manager, einen Überblick über sämtliche Lieferanten und Unterlieferanten verschaffen. Eine frühzeitige Überprüfung der Anbieter und deren Leistung sollte ins Risikomanagement einfließen. Die Überprüfung sollte auch das Risikomanagement der Drittanbieter in Bezug auf ihre Lieferketten umfassen. Bei Vertragsabschluss können auch entsprechende Klauseln aufgenommen werden, die erweiterte Lieferkettenrisiken adressieren.

Zu einem umfassenden Risikomanagement gehört dann auch die Definition von Prozessen und Präventionsmaßnahmen, die die gesamte Lieferkette betreffen. Diese sollten so gestaltet sein, dass jeder Einzelne im Unternehmen – inklusive Geschäftsleitung – diese Maßnahmen nachvollziehen kann. Weil in großen Unternehmen nicht immer klar eingegrenzt werden kann, wer alles mit der Lieferkette in Berührung kommt oder auch mit Fragen zu ESG in der Lieferkette konfrontiert wird, sollten Unternehmen idealerweise alle Beschäftigten schulen und für das Thema sensibilisieren.

Schließlich müssen die Lieferkettenverantwortlichen auch sicherstellen, dass die Prozesse und Präventionsmaßnahmen auch konsequent eingehalten werden. Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass das in ihren Unternehmen eine große Herausforderung ist. Sind nicht alle Lieferanten aller Abteilungen erfasst oder auf die Einhaltung von ESG-Standards überprüft und Abteilungen kaufen immer noch von etablierten Kontakten außerhalb des Risikomanagements, kann das zu Verstößen führen. Umfassende und regelmäßige Audits und transparentere Prozesse können solche Fehler direkt aufdecken.

Übergreifendes
Risikomanagement

Eine große Herausforderung für Unternehmen ist es oft, an die für die Einhaltung des Gesetzes wichtigen Daten zu kommen. Fast alle der befragten Unternehmen sind davon überzeugt, dass eine stärkere branchenweite Zusammenarbeit und der Austausch wichtiger Daten über die ESG-Standards von Lieferanten erforderlich sind. 79 Prozent aller befragten Unternehmen glauben, dass sie das Lieferkettengesetz besser einhalten könnten, wenn wichtige ESG-Daten offen und sofort für alle potenziellen Käufer zur Verfügung stünden. Außerdem sollte die eingesetzte Technologie für die Einhaltung von ESG-Standards ausgelegt sein. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass der Einsatz der falschen Technologie ein großes Hindernis darstellt, ihre Lieferanten richtig zu bewerten. Es reicht also nicht, wenn irgendwo auf dem Server mehrere Excel-Listen liegen, die im Endeffekt niemand nutzt.

Eine professionelle Software kann dabei helfen, Silos abzubauen und Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg zu schaffen. Die Technologie des digitalen Zwillings beispielsweise nutzt künstliche Intelligenz, um virtuelle Modelle der gesamten Lieferkette eines Unternehmens zu erstellen. Dies kann für die Simulierung von Szenarien sowie Stresstests verwendet werden, um die Schwachstellen zu ermitteln und risikoreiche Lieferanten zu identifizieren, was die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette enorm verbessern kann.

Transparenter Datenaustausch kann allen helfen

Jedes Unternehmen, das seine Lieferkette optimieren und seine ESG-Verpflichtungen erfüllen möchte, muss einen Datenaustausch in Betracht ziehen. Dieser gemeinschaftsbasierte Ansatz hilft nicht nur, die Beschaffung besser zu planen. Er gibt auch Aufschluss darüber, wie die Lieferkette den ESG-Kriterien entsprechend, z. B. Verringerung der CO2-Emissionen, gestaltet werden kann und wie die ESG-Risiken von Lieferanten schneller bewertet werden können. So lassen sich auch Kompetenzlücken schließen und die Zusammenarbeit innerhalb der Lieferkette verbessern.


Bild: Coupa

Frank Cappel

RVP EMEA Value Solutions Consulting, Coupa

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