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Nachhaltigkeit strategisch organisieren

Strategische Instrumente für die verantwortungsvolle Beschaffung
Nachhaltigkeit strategisch organisieren

Nachhaltigkeit strategisch organisieren
Bild: UL-Logistik
Eine verantwortungsvolle Beschaffung berücksichtigt Nachhaltigkeit auch innerhalb globaler Lieferantennetzwerke. Ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagement gibt den Überblick über die Nachhaltigkeit aller Rohstoffe, Vor- und Endprodukte. Qualitative und quantitative Daten spielen dabei eine große Rolle.

Der CO2-Fußabdruck (Carbon Impact) eines Unternehmens und seiner Produkte ist eine von vielen wichtigen Messgrößen für nachhaltiges Wirtschaften. Wenn ein Unternehmen diesen Indikator beeinflussen möchte, wird die Beschaffung zum Knackpunkt: Typischerweise hat eine Firma aus der herstellenden Industrie maximal 20 Prozent des CO2-Fußabdrucks unter eigener Verantwortung, 80 Prozent dagegen werden in der Lieferkette erzeugt.

Dadurch entstehen neue Herausforderungen, denn verantwortungsvolle Beschaffung – etwa mit Nachverfolgbarkeit von Rohstoffen – wird neben Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu einem immer wichtigeren Thema. Gründe sind hier neben zahlreichen europäischen und internationalen Richtlinien auch die Wünsche der Kunden, die verstärkt auf Produkte mit Bio- oder Fairtrade-Siegeln achten. Nachhaltige Beschaffung und ein kleiner CO2-Fußabdruck werden zum Marketinginstrument und helfen dabei, Marktanteile zu vergrößern und neue Kunden zu werben.

Nachhaltigkeit darf allerdings keine bloße Behauptung sein, sondern muss beweisbar herausgestellt werden können. Im Zusammenhang mit globalen, dynamischen Lieferantennetzwerken empfehlen sich zwei wichtige Instrumente, die idealerweise gemeinsam eingesetzt werden und sich gegenseitig ergänzen: Nachhaltigkeitsaudits und -berichte, die beide strategisch genutzt und in einem übergreifenden Nachhaltigkeitsmanagement zusammengeführt werden.

Compliance-Audits ermitteln den Status bei der Nachhaltigkeit

Für Unternehmen, die in ihrer Lieferkette die Nachhaltigkeit verbessern wollen, sind Compliance-Audits von entscheidender Bedeutung. Ein gutes Beispiel ist das Unternehmen Patagonia, ein Spezialist für Outdoor-Bekleidung. Es nutzt einen vierstufigen Ansatz für das Screening potentieller Lieferanten, die auf die Einhaltung von (1) Beschaffungs-, (2) Qualitäts-, (3) Sozial- und (4) Umweltstandards geprüft werden. Es berücksichtigt nicht nur die Hersteller der Bekleidung, sondern auch die Lieferanten von Stoffen und Geweben.

Auf ähnliche Weise können Unternehmen erreichen, dass in der gesamten Lieferkette bestimmte Mindeststandards in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit eingehalten werden. Ein solches Compliance-Audit ist allerdings nicht nur bei Beginn einer Vertragsbeziehung wichtig. Auch später sollten regelmäßige, möglichst unangekündigte Audits genutzt werden, um die Befolgung der vereinbarten Nachhaltigkeitspolitik zu kontrollieren. Dabei ist es sinnvoll, wenn das Unternehmen über den Tellerrand hinausschaut und auch die Vergabe von Unteraufträgen prüft. Dies gehört beispielsweise nach der voraussichtlich im März 2018 veröffentlichten ISO 45001 (Anforderungen an Managementsysteme für Arbeits- und Gesundheitsschutz) zu den Pflichten eines Unternehmens. Die Verantwortung erstreckt sich nicht nur über die festen Mitarbeiter, sondern auf alle Personen, die an den Produkten oder Services des Unternehmens mitwirken, etwa Leiharbeiter oder die Mitarbeiter von Lieferanten.

Spezialisten für die Audits

Damit ein Compliance-Audit erfolgreich ist, müssen die Unternehmen Spezialisten beschäftigen. Das können speziell ausgebildete Mitarbeiter des eigenen Unternehmens sein, die allerdings selbständig und unabhängig von anderen Fachbereichen arbeiten müssen. Alternativ kann ein Unternehmen auch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragen, deren Mitarbeiter dann den Audit ausführen. In jedem Fall sollten die Prüfer in der Lage sein, die Leistung der Lieferanten anhand international anerkannter Zertifizierungen und Standards zu bewerten. Darüber hinaus müssen sie mit allen notwendigen Hilfsmitteln ausgerüstet werden, um quantifizierbare Informationen zu sammeln und zu analysieren.

Audits allein sind aber noch nicht ausreichend. Das Unternehmen sollte eng mit allen Zulieferern in seiner globalen Lieferkette zusammenarbeiten, um Verstöße gegen die Nachhaltigkeitspolitik aufzudecken. Zudem sollte es langfristige Vereinbarungen mit dem Management der Lieferanten entwickeln, um die Befolgung aller Nachhaltigkeitsregeln zu garantieren und eine echte kollaborative Verfolgung der Nachhaltigkeitspolitik eines Unternehmens zu erreichen.

Nachhaltigkeitsberichte informieren Management und Öffentlichkeit

Ebenso wichtig für ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement wie Compliance-Audits sind regelmäßige Informationen zur Nachhaltigkeit aller Partnerunternehmen in der Lieferkette. Durch Fortschritte in der Informationstechnologie haben die Unternehmen auch beim Thema Nachhaltigkeit eine enorme Menge an Daten zur Verfügung – sie müssen sie nur sammeln und auswerten. Zahlreiche Angaben sind bereits in den vorhandenen IT-Systemen gespeichert, da sie während des Ablaufs der Geschäftsprozesse ermittelt werden. So lassen sich viele Daten aus der Transportlogistik, Lagerlogistik und Herstellung (ERP) auch zu Aussagen über die Nachhaltigkeit der Lieferkette nutzen.

Doch aussagekräftige Nachhaltigkeitsberichte über ökologische und arbeitsschutzrechtliche Themen benötigen noch weitere Informationen, für sie ist ein Fundament aus quantitativen und qualitativen Daten notwendig. Die Angaben sollten dabei nicht beliebig erhoben werden, sondern sich an den Anforderungen gängiger Nachhaltigkeits-Frameworks orientieren, etwa Global Reporting Initiative, CDP, UN Global Compact oder der Dow Jones Sustainability Index. Für diesen Zweck gibt es spezielle IT-Anwendungen, die zentral Daten sammeln, verwalten und zu Berichten über die Nachhaltigkeit von Lieferanten zusammenfassen. Dabei werden die Zulieferer aufgefordert, eine Reihe von Fragen zu beantworten. Das IT-System kann die Antworten automatisch analysieren und dadurch potenzielle Risiken innerhalb der Lieferkette identifizieren.

Zentrales Online-Repository für alle Sozial- und Umweltdaten

Nun haben alle Mitarbeiter, die mit Themen und Aufgaben rund um Nachhaltigkeit beschäftigt sind, den Zugriff auf konsistente Informationen. Sie erlauben eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten, um Probleme gemeinsam zu lösen und sie über die Beschaffungs- und Rohstoffstandards zu informieren. Auf diese Weise entsteht im Unternehmen ein zentrales Online-Repository für alle Sozial- und Umweltdaten, dass nicht nur intern zur Information von Management und Geschäftsführung genutzt werden kann. Mit ihm wird es leichter, Anfragen von Behörden, NGOs, Partnerunternehmen, Kunden oder Medien zur Nachhaltigkeit bestimmter Produkte oder Herstellungsverfahren rasch und kompetent zu beantworten.

Zur Vereinfachung der Reaktion auf solche Anfragen sollte die Software Funktionen bieten, mit denen spezifische Fragen den richtigen Mitarbeitern zugewiesen und alle Inhalte über einen vordefinierten Review- und Genehmigungs-Workflow verwaltet werden. Jede Frage wird vom System verfolgt, so dass die Geschäftsführung die Antworten der vergangenen Jahre vergleichen kann und herausfindet, wo Änderungen vorgenommen wurden. In Ergänzung zu den üblichen Geschäftsberichten entsteht hierdurch ein Nachhaltigkeits-Reporting, das zu jeder Zeit die die richtigen Antworten auf Fragen zur Nachhaltigkeit erlaubt.


Stefan Geib ist Strategic Business Development Manager bei UL, einem weltweit tätigem Unternehmen für Produktsicherheit und Zertifizierung. Der Hauptsitz der UL International Germany GmbH befindet sich in Neu-Isenburg bei Frankfurt/Main. UL EHS Sustainability versetzt mehr als 2.000 Organisationen in mehr als 20 wichtigen Branchen in die Lage, messbare Geschäftsverbesserungen durch seine Plattformen für Nachhaltigkeit, EHS, Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Umweltschutz, Lieferkette und Corporate Social Responsibility voranzutreiben.

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