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Fuhrpark: Nutzen verdrängt Besitzen

Im Gespräch mit Christian Müllmann, Business Development Manager Mobility bei Athlon Germany
Nutzen verdrängt Besitzen

Vernetzte Fahrzeuge, neue Wege der Mobilität: Die Leasingbranche verändert sich rasant. Der digitale Wandel eröffnet sowohl Leasinggesellschaften als auch Fuhrparkleitern mehr Möglichkeiten, Flotten zu steuern. Wir haben mit Christian Müllmann, Business Development Manager Mobility bei Athlon Germany über eben diese Entwicklungen gesprochen.

Beschaffung aktuell: Herr Müllmann, was beschäftigt Sie denn momentan im Bereich Leasing?

Christian Müllmann: Wir sehen ganz klar den Trend zu mehr Flexibilität. Das heißt, wir bewegen uns weg von einem starren Dienstwagenmodell hin zu einer Art Mobilitätsmix. Ein Grund hierfür ist, dass die nachrückenden Generationen an Arbeitnehmern bereits andere Verkehrsmittel gewöhnt sind und Bereitschaft zeigen, diese zu nutzen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass durch die gestiegene Urbanisierung immer weniger Parkplätze in den Städten zur Verfügung stehen und dadurch zunehmend andere Mobilitätsmöglichkeiten wie Carsharing oder Fahrradvermietung gefördert werden. Das ist ein Trend, den wir definitiv im Stadtbild beobachten. Ein weiteres Thema, das sicherlich im Leasingmarkt aktuell ist, sind die Antriebstechniken, die sich derzeit stark wandeln.

Beschaffung aktuell: Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Mobilität in Zukunft verändern?

Müllmann: Ich glaube, es wird nicht mehr so viel über Statussymbole und Besitz gesprochen, sondern eher über die Frage „Wie komme ich von A nach B?“. Mobilität-on-Demand ist heute viel besser und schneller abrufbar als noch vor einigen Jahren. Während früher fast ausschließlich das Auto als Fortbewegungsmittel und das Navi als Wegweiser genutzt wurden, gibt es heute noch ganz andere Möglichkeiten. Apps wie Google Maps oder Moovel haben dazu beigetragen, dass Mobilität nicht mehr zwingend nur mit einem eigenen Auto einhergeht, sondern auch mit Angeboten wie Carsharing.

Beschaffung aktuell: Also verändert sich die traditionelle Bindung zum Auto?

Müllmann: Die verändert sich ganz stark. Schon in meiner Generation, ich bin 33 Jahre alt, besitzen die wenigsten ein eigenes Auto. Und die nächste Generation wird wahrscheinlich noch andere Mobilitätsmöglichkeiten finden.

Ich glaube trotzdem, dass ein Dienstwagen immer eine gute Option bleibt, auch wenn der Trend des großen, voll ausgestatteten Autos mit Lenkradheizung und Ähnlichem, rückläufig ist.

Beschaffung aktuell: Was für Trends sehen Sie denn sonst im Bereich Leasing?

Müllmann: Wir erkennen einen Trend zu verkürzten Laufzeiten. Daher bieten wir nun auch beispielsweise die Langzeitvermietung als Alternative zum klassischen Leasing an.

Beschaffung aktuell: Inwieweit spielen Elektrofahrzeuge im derzeitigen Geschäft bei Athlon eine Rolle?

Müllmann: Vor zehn Jahren haben wir bereits mit der Elektromobilität gestartet.

Athlon hat einige Projekte mitgestaltet wie zum Beispiel Get „eReady“ in Baden-Württemberg gemeinsam mit Bosch, dem Fraunhofer-Institut und den KIT. Zudem haben wir das Tesla Model S bei der Markteinführung im Leasinggeschäft mitbegleitet. Aber auch wir selbst haben bereits zehn Ladesäulen in der Tiefgarage und können bis auf 100 Ladesäulen ausbauen.

Dieses Thema spielt bei uns also eine große Rolle, trotzdem merken wir, dass es noch einige Vorbehalte gibt. Derzeit ist noch nicht genau geklärt, welche Lösungen bezüglich Infrastruktur, Reichweiten und Ähnlichem gefunden werden. Ein starker Kritikpunkt der Dienstwagen-Nutzer ist außerdem, dass klassische Reichweiten von 30 000 Kilometern aufwärts im Jahr mit Elektrofahrzeugen derzeit noch nicht zufriedenstellend zurückgelegt werden können.

Beschaffung aktuell: Wie ist denn dann Ihre Einschätzung zur Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland in den kommenden Jahren?

Müllmann: Wir gehen auf jeden Fall davon aus, dass die Elektromobilität in Deutschland auf dem Vormarsch ist. Die Hersteller bringen immer mehr geeignete Modelle auf den Markt. Bald kommt mit Sicherheit der Punkt, wo auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, sodass sich jeder ein solches Fahrzeug leisten kann.

Entscheidend für die Zukunft ist vor allem, wie wir mit dem Ausbau der Infrastruktur umgehen. Darf der Mitarbeiter nur zu Hause oder auch am Arbeitsplatz laden? Wo gibt es öffentliche Ladestationen? Das sind Fragen, denen wir uns stellen müssen. Und es gibt das klassische Henne-Ei-Problem. Brauchen wir erst die Elektroautos, bevor sich die Infrastruktur lohnt oder umgekehrt?

Trotzdem glaube ich, dass der Markt wächst. Einige Länder wie Norwegen oder die Niederlande wollen bereits ab 2025 Verbrennungsmotoren verbieten, sodass Hersteller in diesen Ländern schon jetzt umschwenken müssen. Das wird den deutschen Markt zusätzlich befeuern.

Beschaffung aktuell: Also können wir von Ländern wie Norwegen oder den Niederlanden lernen?

Müllmann: In diesen Ländern wurden die Fahrzeuge sehr subventioniert. Gerade die Niederländer hatten große Steuervorteile bei der Elektromobilität und den Hybridfahrzeugen. Zugegebenermaßen werden viele Hybridfahrzeuge auf Benzin gefahren und nicht wirklich als Elektrofahrzeug genutzt.

Wir können also insgesamt eine Vorreiter-Rolle dieser Länder feststellen, die allerdings noch etwas nachhaltiger umgesetzt werden könnte. Sehr gut funktioniert dort hingegen der Ausbau von Ladeinfrastruktur sowie die Nutzung von Ladekarten.

Außerdem ist das Auto als Statussymbol im deutschen Markt sicherlich noch etablierter als in den Niederlanden oder in Norwegen.

Beschaffung aktuell: Was trägt Athlon zum Thema nachhaltige Mobilität bei?

Müllmann: Wie bereits erwähnt, befassen wir uns seit vielen Jahren mit dem Thema Elektromobilität und auch mit Hybridfahrzeugen. Hier haben wir sehr früh Energie und Ressourcen investiert, um uns entsprechendes Wissen anzueignen.

Weiterhin haben wir ein ganz klassisches Bonus-Malus-System bei uns im Kalkulator installiert. Die Nutzer werden für einen geringeren CO2-Ausstoß optional monetär entlohnt oder abgestraft – das heißt, die Leasingrate, die dem Nutzer zur Verfügung gestellt wird, kann sich positiv wie auch negativ beeinflussen lassen. Als Beispiel: Pro Gramm CO2, die ein Nutzer bei einem Grenzwert von 120 Gramm unterschreitet, kann er zwei Euro an der eigenen Leasingrate einsparen. Gleichzeitig haben wir seit dem 1. April dieses Jahres ein Produkt auf dem Markt, das sich „My Benefit Kit“ nennt. Hiermit ermöglichen wir unseren Kunden, ihren Mitarbeitern ein flexibles Mobilitätsbudget zur Verfügung zu stellen. Die Mitarbeiter müssen dieses Budget allerdings nicht nur für ihre Leasingraten ausgeben. Stattdessen können sie sich auch dafür entscheiden, ein kleineres Auto zu nehmen und dafür Fahrradleasing, Carsharing, Job-Ticket oder ähnliche Leistungen zu nutzen, die die persönliche Motivation steigern.

Beschaffung aktuell: Herr Müllmann, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Alexander Gölz,

Redakteur Beschaffung aktuell.


Das Unternehmen

Über Athlon

Athlon Germany wurde 1988 gegründet und ist heute einer der führenden Anbieter von Mobilitätslösungen für Unternehmen in Europa. Das Kerngeschäft von Athlon ist das gewerbliche Fuhrpark-Leasing und Fuhrpark-Management mit allen dazugehörigen Services und Extraleistungen.

Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf verfügt über vier Geschäftsbereiche: Leasing, Fuhrpark Management, Car Rent und Car Sale. Das Leistungsspektrum umfasst dabei Finanz-Leasing, Full-Servic e-Leasing, Gehaltsumwandlung, Transport-Leasing und die Kalkulationsplattform Athlonline.

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