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Qualitätsprobleme im Ursprung beheben

Nachhaltige und umfassende Lieferantenentwicklung in China – Teil 1
Qualitätsprobleme im Ursprung beheben

Chinesische Lieferanten erfüllen nicht immer auf Anhieb die Erwartungen des Einkaufs hierzulande. Das gilt insbesondere für Qualität, Umweltschutz und Arbeitssicherheit. Unsere Autoren berichten hier von einem Projekt, welches die Produktionsbedingungen und das Produktionsumfeld im Ursprung, nämlich beim Lieferanten, nachhaltig verbessern soll.

Deutsche Unternehmen betätigen sich seit einigen Jahren zunehmend durch den Aufbau eigener Produktionsstandorte und die Integration von lokalen Zulieferern in der Lieferkette in China. Anlass hierzu bieten zum einen der stark wachsende chinesische Markt, aber auch die Kostenvorteile durch Einsparung von Zöllen, niedrigeren Lohnkosten und günstigen Zulieferteilen. Die Realisierung der Kostenvorteile wird jedoch vielfach durch höhere Schwankungen der Produktqualität von Zukaufteilen verhindert. Die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen, da die chinesischen Zulieferer mit geringqualifizierten Arbeitskräften, schlecht gewarteten oder veralteten Betriebsmitteln und oftmals mangelndem Verständnis des Managements für die bestehenden Probleme unterwegs sind.

Dazu gehören auch Arbeits- und Umweltschutzbedingungen im Produktionsumfeld der Lieferanten, welche die Anforderungen deutscher Unternehmen deutlich unterschreiten sowie ein hohes Risiko für die Arbeitnehmer und die Umwelt darstellen. Viele deutsche Unternehmen gehen die vorherrschenden Probleme durch technische Verbesserungsmaßnahmen und Forderungen an die Produktionseinrichtungen der Unternehmen an. So können oftmals aber nur kurzzeitige Verbesserungen erzielt werden, da nur die Symptome und vordergründigen Probleme behoben werden, aber nicht die eigentlichen Ursachen, wie eine mangelnde Qualifikation der Beschäftigten oder unzureichendes Verständnis der Beschäftigten und deren Führungskräfte gegenüber den erforderlichen Maßnahmen.
Diesen Herausforderungen stellt sich das Projekt „Synergetische und nachhaltige Qualifizierung und Förderung chinesischer Unternehmen – Yade“ mit einem Konsortium bestehend aus dem WBK Institut für Produktionstechnik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und den drei Unternehmen Bosch und Siemens Haushaltsgeräte GmbH (BSH), Heidelberger Druckmaschinen AG (HDM) und MTU Friedrichshafen GmbH (MTU). Das Projekt wird aufgrund seiner nachhaltigen entwicklungspolitischen Ausrichtung von der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH gefördert.
Das Projekt Yade: Ziel des Projekts ist die Entwicklung chinesischer Lieferanten in den Schwerpunktbereichen Qualität, Umweltschutz und Arbeitssicherheit und somit die umfassende und nachhaltige Verbesserung der Produktionsbedingungen sowie des Produktionsumfelds.
Das Projekt leistet einen Beitrag, um die Bestrebungen deutscher Unternehmen zur Wahrung einer konstanten Produktqualität, Sicherung eines hohen Mitarbeiter- und Umweltschutzes sowie die Realisierung von Einsparungspotenzialen durch Prozessverbesserungen in die chinesische Zulieferkette auszuweiten. Gleichzeitig wird durch die enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten die insbesondere in China wichtige Bindung zwischen den Unternehmen unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen gestärkt und das Unternehmen vor Imageproblemen durch unzureichende Arbeitsbedingungen oder Umweltschutzmaßnahmen in der Zulieferkette geschützt.
Das Konsortium: In Kooperation des Instituts für Produktionstechnik (WBK) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mit den Unternehmen BSH, HDM und MTU werden ausgewählte Lieferanten der Unternehmen umfassend qualifiziert. Das Projekt wurde durch die Einkaufsabteilungen in Deutschland initiiert und ausgerichtet. Die Durchführung des Projekts wird durch die chinesischen Niederlassungen der Unternehmen und das GAMI (Global Advanced Manufacturing Institute), dem Repräsentanzbüro des WBK in China, geleistet.
Das Qualifizierungskonzept: Das Projekt Yade setzt sich in der Qualifizierung der Lieferanten aus den drei Bestandteilen On-Site-Entwicklung, Lieferantenschulungen und einem Lieferanten-Award zusammen (vgl. Abbildung 1). Insgesamt nehmen über 50 chinesische Unternehmen in ihrer Funktion als bestehende oder potenzielle zukünftige Lieferanten der drei deutschen Unternehmen teil.
Die On-Site-Entwicklung: Die am Yade-Projekt beteiligten Unternehmen werden durch Mitarbeiter des WBK, GAMI und des jeweils zugehörigen Industrieunternehmens besucht und in einer Auditierung auf Schwachstellen untersucht. Im Anschluss daran werden Maßnahmen zur Eliminierung der Schwachstellen aufgezeigt sowie ein Fortschrittsplan mit Festlegung von Verantwortlichkeiten für die Umsetzung erstellt. Für jedes Unternehmen werden individuelle Entwicklungsschwerpunkte gesetzt, in denen die Unternehmen durch externe Beratung oder Workshops weiterentwickelt werden. Die Aktivitäten im Teilprojekt On-Site-Entwicklung werden in einem Folgeartikel in der nächsten Ausgabe detailliert erläutert.
Lieferantenschulungen: In übergreifenden Schulungsveranstaltungen wird den Mitarbeitern der chinesischen Unternehmen detailliertes Fachwissen in den Bereichen Betriebsorganisation, Lean Management, Qualitätsmanagement, ISO 9000, Arbeitssicherheit und Umweltschutz sowie Supply Chain Management vermittelt. Darüber hinaus werden Führungskräften wichtige grundlegende Zusammenhänge und Einflussmöglichkeiten im Produktionsumfeld aufgezeigt. Jedes der Themenfelder wird in einer dreitägigen Schulungsveranstaltung durch Dozenten renommierter chinesischer Universitäten und Einrichtungen, wie z.B. der Tsinghua Universität in Peking, der Zhejiang Universität in Hang-zhou oder dem TÜV Süd in Shanghai, unterrichtet. Die Durchführung wird durch das GAMI, Repräsentanzbüro des WBK Instituts für Produktionstechnik, organisiert. Insgesamt werden damit sechs unterschiedliche dreitägige Schulungsveranstaltungen monatlich und zirkulierend angeboten. Bisher wurden bereits mehr als 45 Schulungstage mit durchschnittlich 35 Teilnehmern chinesischer Unternehmen mit durchweg positiver Resonanz durchgeführt.
Der Lieferanten-Award: Als Anreiz zur Umsetzung von Entwicklungs- und Verbesserungsmaßnahmen bei den Lieferanten wurde ein Lieferanten-Award ausgeschrieben, der die Fortschritte der chinesischen Unternehmen honoriert. Hierbei werden zum einen die Entwicklungen im Produktionsumfeld der Unternehmen zusammenfassend bewertet, zum anderen aber auch die Verbesserungen in den Bereichen Umweltschutz und Arbeitssicherheit speziell durch zwei separate Preise belohnt. Der Preis zielt folglich nicht auf das absolute Leistungsniveau ab, sondern auf den Fortschritt während des Projektzeitraums. Am Projektende werden die Siegerunternehmen geehrt und in einer „Lernen-von-den-Gewinnern“-Veranstaltung die gemachten Erfahrungen unter den chinesischen Führungskräften ausgetauscht.
Das WBK ist glücklich darüber, die DEG und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Partner gewonnen zu haben. Sie haben das Projekt Yade ermöglicht und finanziell unterstützt. Die Aktivitäten des Yade-Projekts werden bis Mitte des Jahres 2012 fortgeführt. Die aufgebauten Kompetenzen und Qualifizierungsmöglichkeiten sollen über den Projektzeitraum am WBK und GAMI erhalten und ausgebaut werden, damit auch andere deutsche Unternehmen von dem bewährten Konzept zur Lieferantenqualifizierung profitieren können.
In der nächsten Ausgabe lesen Sie Ausführliches über die sogenannte On-Site-Entwicklung von Lieferanten in China.
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