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Einkaufsleiterkreis

Austausch im Einkaufsleiterkreis
Warum Wissensaustausch gerade jetzt so wertvoll ist

Warum Wissensaustausch gerade jetzt so wertvoll ist
Gerade jetzt ist es für Einkaufsleiter wichtig, Gelegenheiten für einen kollegialen Erfahrungsaustausch zu nutzen. Bild: Artur/stock.adobe.com
Die Covid-19-Pandemie stellt die bisherigen, auf Kosteneffizienz getrimmten Lieferketten auf die Probe. Die Unsicherheiten werden angesichts drohender kritischer Ereignisse im Zuge des Klimawandels allerdings eher noch zunehmen. Mehr denn je ist es wichtig, das Geschäftsumfeld zu analysieren, Risiken zu reduzieren und sich flexibel an die sich schnell ändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Neben wirtschaftlichen Aspekten sind heute viel stärker als bisher politische, ökologische, soziale sowie technologische und deren Zusammenwirken zu beachten.

Wesentliche Herausforderungen, die auch große Chancen bieten, sind die fortschreitende Digitalisierung, kürzere Produktlebenszyklen, anspruchsvollere Kundenanforderungen, ökologische und soziale Nachhaltigkeit, die Einhaltung von Sorgfaltspflichten, Auswirkungen des Brexit, die Beschränkung des freien Handels durch politisch motivierte Handlungen und vieles andere mehr. Vuca als Akronym für Volatilität, Uncertainty, Complexity und Ambiguity bezeichnet zutreffend dieses „New Normal“ eines kontinuierlichen und massiven Wandels. Doch die reine Analyse der Umstände reicht nicht aus. Vielmehr müssen sich Unternehmen fragen, wie sie diesen Herausforderungen begegnen können und welche Fähigkeiten sie haben müssen, um unter diesen neuen Anforderungen zu bestehen.

Wissen als Wettbewerbsfaktor

Wir bewegen uns zunehmend von einer an physischen Produkten orientierten Industrie hin zu einer digitalen und dienstleistungsorientierten Wirtschaft. Im Jahr 2019 waren fast drei Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland im Dienstleistungssektor beschäftigt, die aber auch stark davon leben, den Produktionssektor zu bedienen. Insgesamt wandeln wir uns zu einer Wissensgesellschaft. Wissen als zweckgerichtete Anwendung von Informationen, also von Daten mit Sinninhalt, ist zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor geworden. Klar ist, dass sich Wissen permanent weiterentwickelt und nur durch Teilen mit anderen seinen vollen Nutzen entfalten kann. Es ist damit zentrale Grundlage, um Unternehmen im Wettbewerb erfolgreich sein zu lassen und agil auf Veränderungen reagieren zu können.

Wissen ist ein wesentlicher Produktivitätsfaktor und kann vielfach verwendet, kombiniert und weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wird Wissen durch kontinuierliche Anwendung und Erfahrung vertieft, sodass der Wert von Wissen mit jeder Nutzung steigt. Es handelt sich also um einen Faktor, der sich ähnlich einem Netzwerkeffekt vermehrt, wenn man ihn teilt.

Da jeden Tag auf der ganzen Welt Unmengen an Daten, Informationen und Wissen generiert werden, steht Unternehmen theoretisch unendlich viel Wissen zur Wertschöpfung zur Verfügung. Gleichzeitig werden Unternehmen mit einem Überangebot an Daten konfrontiert. Das Problem: Die Zeit zur Suche, Übertragung, Aufnahme und Bewertung von relevanten Daten und daraus generierten mehrwerthaltigen Informationen ist begrenzt. Somit ist durch den Faktor Zeit auch das verfügbare Wissen zur Wertschöpfung für Unternehmen begrenzt. Die Herausforderung besteht darin, in einem dynamischen Umfeld zur richtigen Zeit erfolgskritisches Wissen sicherzustellen und dieses zielgerichtet zu nutzen.

Neutraler Wissensaustausch mit Mehrwert

Wissensmanagement zielt darauf ab, Wissen zu erwerben, zu nutzen, zu (ver)teilen und zu sichern, um hierdurch Wettbewerbsvorteile zu erzielen, beispielsweise durch die Generierung von Innovationen. Damit muss sich das Unternehmen zur lernenden Organisation entwickeln.

Viele Unternehmen beschränken sich heute noch auf ein technikzentriertes Wissensmanagement. Mittels Informationstechnologien wird die Aufbereitung von Informationen und Wissen angestrebt. In Wissensdatenbanken wird explizites (dokumentierbares) Wissen gespeichert und bereitgestellt. Oftmals wertvoller dürfte allerdings das implizite Wissen sein, das über Routinen und Erfahrungen in einzelnen Personen und Teams verankert ist und nur durch intensiven und regelmäßigen Austausch transferiert werden kann.

Die Förderung der persönlichen Interaktion zwischen Wissensträgern zur Weitergabe von Wissen steht im Fokus eines humanorientierten Wissensmanagements. Ein gewinnbringender Austausch kann beispielsweise in Form von Learning Communities oder Arbeitskreisen erfolgen, die den Erfahrungsaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglichen. Die Diversität einer Gruppe nimmt entscheidenden Einfluss auf den Mehrwert, der generiert werden kann, denn umso vielfältiger sind die Perspektiven, Erfahrungen und Informationen, die ausgetauscht werden können. Entscheider unterschiedlichster Branchen und Unternehmensgrößen sind gleichermaßen von den Megatrends
und Entwicklungen unserer Zeit betroffen und stehen sehr häufig vor ähnlichen Herausforderungen. Gerade deshalb hält ein neutraler Wissensaustausch in einem nicht kompetitiven Cross-Industry-Kontext hohe Potenziale bereit. Zudem bieten Benchmarkings und Lessons Learned in einem solchen Rahmen ideale Anknüpfungspunkte für alle Beteiligten und erlauben es, gegenseitig von den Erfolgen und Fehlern zu lernen und das neu generierte Wissen im eigenen Unternehmenskontext einzubringen.

Austausch in herausfordernden Zeiten

Die Corona-19-Pandemie übt Druck auf Unternehmen aus, was häufig zu einer erheblichen Beschleunigung eines sonst schwerfälligen Wandels führt. Die Krise hat innerhalb kürzester Zeit die Schwachstellen einer unzureichenden Digitalisierung im Unternehmen deutlich spürbar gemacht. Um die Zusammenarbeit, den Wissensaustausch und die Wissensgenerierung weiterhin sicherzustellen, mussten Unternehmen unter Hochdruck die passende Infrastruktur bereitstellen und Tools zur virtuellen Kommunikation auswählen. Viele übliche Vorbehalte wurden unter diesem Druck aus dem Weg geräumt und diverse Veränderungen wie sinnvolles Homeoffice und Web-Meetings dürften von Dauer sein.

Dies schmälert aber keinesfalls den hohen Wert der direkten zwischenmenschlichen Kommunikation, sodass physische Meetings und Gruppenarbeit keinesfalls verschwinden werden. Mit der bevorstehenden Möglichkeit zur Rückkehr ins Büro stehen Unternehmen damit vor der Frage, wie zukünftig zusammengearbeitet werden soll. Es ist der ideale Ausgangspunkt, um die Vor- und Nachteile alter und neuer Arbeitsweisen gegenüberzustellen und reflektiert beide Welten miteinander auf optimale Weise zu verknüpfen. Dies sollte gut überlegt sein, denn es besteht die Gefahr, aus reiner Gewohnheit zu alten, weniger effizienten Prozessen und in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.

Insgesamt bleibt zu hoffen, dass diese besonderen Zeiten den entscheidenden Anstoß zu mehr Agilität gegeben haben und dass Unternehmen trotz Rückkehr zum Büroalltag die neu gewonnene Einstellung „Try – Learn – Move on“ beibehalten, um als lernende Organisation eine führende Position auf dem Markt zu übernehmen.


Der Rahmen

Einkaufsleiterkreis des CfSM

Der Einkaufsleiterkreis des CfSM (Centrum für Supply Mangement GmbH) ist im Herbst bereits in die fünfte Runde gestartet– zunächst weiter im Online-Format. Er richtet sich an EinkaufsleiterInnen mittelständisch geprägter Unternehmen bzw. Geschäftseinheiten von Konzernen, die den dynamischen Herausforderungen unserer Zeit proaktiv begegnen und bei Zukunftsthemen in Einkauf und SCM auf dem Laufenden bleiben wollen. Der Kreis bietet den Rahmen für einen kollegialen Erfahrungsaustausch, in dem strategische Fragestellungen diskutiert werden. Die jeweiligen Themen orientieren sich an den Interessen der TeilnehmerInnen. Anmeldungen sind noch möglich!

www.einkaufsleiterkreis.de

 


Die Autoren

Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Lehrstuhl für BWL und Industriebetriebslehre, Universität Würzburg, und Centrum für Supply Management (CfSM)


Jasmin Möller, M. Sc.,
Wissenschaftliche Mitarbeiterin,
Uni Würzburg, und Centrum für Supply Management (CfSM), nimmt auch die Anmeldungen entgegen.

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