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IT-Refurbishing und Einkauf

Einkauf und IT-Refurbishing
Wenn gebrauchte IT-Geräte Gutes tun

Je länger ein Notebook-Leben dauert, umso besser fällt seine Umweltbilanz aus. Wenn gebrauchte IT- und Mobilgeräte weiterverkauft werden sollen, müssen allerdings vorher Datenlöschung, Aufbereitung und Wiederverkauf durchgeführt und organisiert werden. So können Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck verbessern.

Nachhaltigkeit spielt für die Unternehmens-IT eine immer größere Rolle. Nicht nur beim Einkauf von Neuware, wo es um Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit geht, sondern auch bei der Weiternutzung ausgemusterter Geräte. Schon lange wandern funktionierende Rechner, Mobilgeräte und Server nicht mehr einfach in den Schrott, sondern werden zurück in den Handel gebracht. Das sogenannte Refurbishing übernehmen Dienstleister, die sich um die professionelle Datenlöschung, die Aufbereitung und den Wiederverkauf der Geräte kümmern.

Lang lebe das Notebook

War das noch vor ein paar Jahren ein reiner Business-Case, werden die ökologischen Aspekte der Verlängerung eines Notebook-Lebens immer wichtiger. Tatsächlich könnte der Umweltbeitrag durch die Zweit- oder gar Drittnutzung kaum größer sein: Laut einer Studie des Umweltbundesamtes entstehen bei der Herstellung der Geräte nämlich deutlich mehr Treibhausgase als während ihrer gesamten Nutzung. Seitdem weiß man: Eine lange Lebensdauer ist für die Ökobilanz von IT-Hardware entscheidend. Auch die bessere Energieeffizienz neuer Geräte hilft da nicht viel. Diese Tatsache interessiert mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele immer mehr Einkäufer und CSR-Manager, denn irgendwann müssen die beschafften Neugeräte nun mal getauscht werden oder gehen an die Leasingfirmen zurück.

Grüne und soziale IT

Siemens organisiert die Abgabe der gebrauchten PCs, Notebooks, Smartphones, Bildschirme und Server über Europas größten gemeinnützigen IT-Refurbisher AfB. Die Gebrauchtgeräte-Aufarbeitung dient damit auch einem sozialen Zweck: der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Etwa die Hälfte der aktuell 400 AfB-Mitarbeiter ist schwerbehindert. Das gemeinnützige Unternehmen übernimmt die gebrauchte IT von Firmen, Ministerien und Versicherungen, löscht die Daten nach zertifizierten Verfahren, checkt und repariert die Geräte, rüstet sie auf und verkauft sie mit dem neusten Betriebssystem über eigene Shops und online an Privatkunden. Zahlreiche der aufgemöbelten Gebrauchten gehen außerdem an Schulen und Non-Profit-Organisationen.

Thomas Sohler, der sich mit vielen anderen Kollegen um die IT-Infrastruktur bei Siemens kümmert, managt die Zusammenarbeit mit AfB. Ihm ist die Partnerschaft auch ein persönliches Anliegen: „Durch die Zusammenarbeit sind bei AfB zwölf zusätzliche Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstanden“, freut er sich.

Was geht, wird wiederverwendet

Hinzu kommt der wirtschaftliche Aspekt: Die professionelle, sichere Datenlöschung und der korrekte Umgang mit den IT-Geräten sind mittlerweile so komplex, dass Unternehmen das externen Spezialisten überlassen sollten. „Wir haben die Datenvernichtung und Aufbereitung der alten PCs und Notebooks früher über eine unserer Lehrwerkstätten abgedeckt, das würde heute gar nicht mehr funktionieren“, erklärt Thomas Sohler.

Schließlich müssen alle aktuellen Anforderungen des Datenschutzes, der Umgang mit Gefahrgut (Smartphones, Notebooks und Tablets enthalten Lithium-Ionen-Akkus, AfB nutzt deshalb spezielle Transportbehälter) sowie die geltenden Entsorgungsrichtlinien eingehalten werden. „Die Mitarbeiter zerlegen defekte Geräte, nutzen funktionierende Bauteile als Ersatzteile und entsorgen alle übrigen Materialien sortenrein. Geschreddert wird bei AfB kaum etwas“, betont Thomas Sohler, der damit sicher sein kann, dass die frühere Siemens-IT auch nicht irgendwann einmal auf zweifelhaften Deponien landet. Auch die Datenlöschung entspricht höchsten Anforderungen. „Datenspuren finden Sie auf den Geräten keine mehr“, das hat Sohler über zahlreiche Audits gecheckt.

Der Kreislaufgedanke ist ein Grund, weshalb AfB die gebrauchten Geräte größtenteils über eigene Shops und online vertreibt: „Wir wollen, dass die Privatkunden uns die Geräte später wieder zurückbringen oder beim lokalen Recyclinghof abgeben und damit sicherstellen, dass sie in den Kreislauf zurückgespielt werden“, erklärt AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle. Trotzdem stehen für seine Kunden nicht nur Nachhaltigkeit und Sozialengagement im Vordergrund. „Wir investieren sehr viel in unsere Prozesse, in den Transport, die Gerätesicherung und natürlich die Datenlöschung“, betont er. Große Unternehmen fordern diese Prozesse sowieso. Andere klärt Daniel Büchle auf: „Wenn Mitarbeiter zum Beispiel defekte Akkus selbst ausbauen, brauchen Firmen hierfür einen Gefahrgutprozess. Das wissen viele Unternehmen aber gar nicht.“ Sein Mantra deshalb: „Die Geräte komplett abliefern, den Rest übernehmen wir.“

Funktionierenden Kreislauf schaffen

Auch Thomas Sohler wirbt bei Siemens weiterhin dafür, dass nicht nur Geräte mit Datenträgern, sondern auch jede noch so müde Maus, jeder ausgediente Monitor und jeder nicht mehr gebrauchte Drucker über den AfB-Prozess dem Wiedergebrauch oder der Entsorgung zugeführt werden. Historisch bedingt und aufgrund der Diversität im Konzern arbeiten noch nicht alle Abteilungen nach diesem Prozess. So waren Thomas Sohler und Daniel Büchle erst kürzlich wieder auf virtueller Roadshow und haben für die Abgabe gebrauchter Hardware an AfB geworben.

Gebrauchte Hardware ist begehrt

Gibt es die aufbereiteten Geräte dann exklusiv für die Mitarbeiter vor Ort zu kaufen, sind die Schlangen in den Foyers und Kantinen sowieso lang. „Die Geräte sind immer sofort ausverkauft“, freut sich Thomas Sohler. Kein Wunder, haben gebrauchte Business-Geräte bei Privatanwendern mittlerweile einen exzellenten Ruf. Sie gelten als robust und nachhaltig, was auch für Endkunden immer wichtiger wird. „Unsere Partner nutzen diese Möglichkeit gerne als Incentive für ihre Mitarbeiter“, weiß AfB-Geschäftsführer Daniel Büchle. Selbst das eigene, zuvor ausgetauschte Business-Gerät lässt sich nach Datenlöschung und Wiederaufbereitung auf diesem Weg problemlos privat erwerben.

Mittlerweile sind mehr als 70.000 Siemens-PCs, Notebooks, Mobilgeräte, Monitore, Drucker und Server mit einem Gesamtgewicht von 475 Tonnen im AfB-Kreislauf gelandet. 83 Prozent konnten wiederverkauft werden. Eingespart wurden dadurch 4.000 Tonnen Rohstoffe (Eisenäquivalente), 3.500 Tonnen Treibhausgase und 10.000 Megawattstunden Energie. Zwölf Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entstanden durch die Partnerschaft. Manchmal kann Gutestun ganz einfach sein.


Hintergrund

Das leisten IT-Refurbisher

  • Check: Physische und visuelle Prüfung der Hardware.
  • Reinigung: Reinigung der Geräte von innen und außen.
  • Leistungsprüfung: Diagnosetests (z. B. CPU, Netzwerkverbindung, Speicher). Komponenten, die die Prüfung nicht bestehen, werden durch funktionstüchtige Bauteile ersetzt.· Fehlerhafte Bauteile werden entweder repariert oder zum Recycling gegeben.
  • Datenlöschung und Werkseinstellung: Sicherheitssoftware (als State of the Art gilt „Blancco“) stellt sicher, dass alle Daten gelöscht und keinesfalls wiederhergestellt werden können. Das gesamte Equipment wird auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt. Die Geräte werden mit dem aktuellen Betriebssystem versehen.
  • Einstufung: Für den Wiederverkauf werden die Geräte bezüglich Technik und Qualität eingestuft.
  • Garantie: Refurbished Hardware sollte mit Garantie geliefert werden.

Link zum Dienstleister AfB: www.afb-group.eu


Die Autorin

Annette Mühlberger, freie Jounalistin

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