Startseite » Energie, Business Travel, Fuhrpark - Produkte »

Energieeinkauf für Gewerbe und Industrie

Energieeinkauf für Gewerbe und Industrie
Die Strompreise im Griff

Zwischen 4,7 und 32,05 ct/kWh kostete laut Statistischem Bundesamt Strom im zweiten Halbjahr 2021 – abhängig von Branche, Region und den jeweiligen Beschaffungskonditionen. Ein Blick auf die eigenen Konditionen und gegebenenfalls Nachverhandlungen lohnen, ein Wechsel des Anbieters dagegen meist nicht.

Michael Grupp, Journalist, Stuttgart

Strom ist nicht gleich Strom – zumindest nicht bei der Endabrechnung. Wie teuer die jeweilige Kilowattstunde kommt, hängt davon ab, ob damit ein Wohnzimmer geheizt, ein Blechteil gestanzt oder eine Tonne Stahl gegossen wird. Denn sowohl die jeweiligen Tarife wie auch steuerliche Abgaben und selbst der Standort beeinflussen die Kosten. Da sich kontinuierlich nicht nur die Erzeugerpreise, sondern auch die staatlichen Rahmenbedingungen ändern, lohnt ein proaktiver Energie-Einkauf. Dabei ist es wichtig, die Grundzüge des Marktes und der Preisfindung zu verstehen.

Privat, Gewerbe, Industrie

Der Strompreis selbst setzt sich zusammen aus den eigentlichen Strombeschaffungskosten plus Netzentgelte für dessen Verteilung. Dazu kommen die EEG-Umlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Steuern plus sonstige Abgaben und Umlagen.

Grundsätzlich ist der Markt nach Abnehmergruppen dreigeteilt in Privatkunden, Gewerbekunden und industrielle Abnehmer. Privatkunden zahlen mit durchschnittlich 32 ct/kWh am meisten. Gewerbebetriebe entrichten laut Bundesnetzagentur im Schnitt zwischen 16 und 23 ct/kWh – also im besten Fall die Hälfte dessen, was Haushaltskunden ausgeben müssen. Dabei schlagen vor allem reduzierte Umlagen, Steuern und Netzentgelte zu Buche. Die Netzentgelte selbst werden von den regional zuständigen Betreibern festgelegt und variieren deutlich je nach Postleitzahl.

Besonders stromintensive Industriebetriebe mit einem Verbrauch bis zu 150 Mio. kWh/Jahr zahlen dagegen im Idealfall nur 4,7 ct/kWh. Für diese Abnehmer sind die Strompreise in den letzten sieben Jahren um circa 25 Prozent gefallen. Grund dafür sind Ausnahmeregelungen in Bezug auf Steuern, Entgelte und Umlagen. Dazu kommen Subventionen und Förderungen für Branchen, die sonst im internationalen Wettbewerb nicht mithalten können. Dazu zählen beispielsweise der Bergbau, die Herstellung von Papier und Pappe sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung.

Aufgrund der Vielfalt der preisbestimmenden Parameter lohnen die eigene Marktbeobachtung sowie die Beratung durch professionelle Energie-Manager. Diese kennen nicht nur die aktuellen gesetzlichen Vorgaben, sondern vor allem auch das Preisgefüge in der jeweiligen Region. Dabei ist der Wechsel des Stromanbieters meist nicht die erste Wahl – sondern die Nachverhandlung auf Basis der aktuellen Marktzahlen. Dazu sollten vorab im Unternehmen technische Prozessoptimierungen geschaffen werden: zum Beispiel durch die Vermeidung von Spitzenlast oder die Nutzung von Zeitfenstern für günstigen Strom.

Strom beschaffen

Die Abnahme von Gewerbestrom wird meist vertraglich zu langfristigen Festpreisen geregelt. Die Vorteile einer solchen Vollversorgung bestehen in Budget- und Liefersicherheit. Die Nachteile: Der Abnehmer muss einkalkulierte Sicherheitsaufschläge des Versorgers bezahlen und kann darüber hinaus nicht von den volatilen Energiemärkten profitieren. Ab einem Stromverbrauch von 8 Mio. kWh/Jahr kann sich deshalb eine strukturierte Energiebeschaffung lohnen. Dabei beziehen Geschäftskunden ihren Strom nicht auf einen Schlag und zu einem Stichtag, sondern in mehreren Tranchen direkt von der European Energy Exchange EEX beziehungsweise über den Direkthandel am Over-the-Counter (OTC)-Strommarkt.

Von der Börse in die Steckdose

An der Strombörse wird Energie wie jede andere Ware gehandelt, der Preis entsteht durch Angebot und Nachfrage. Die Bezugszeiträume reichen von einem Tag bis hin zur langfristigen Versorgung. Dabei können der Grundlastbedarf (Baseload) oder auch schwankende Strombedarfe (Peakload) abgedeckt werden. Die Vorteile einer strukturierten Energieversorgung: Unternehmen verteilen die Preisrisiken des Stromeinkaufs auf verschiedene Zeitpunkte. Kunden mit schwankenden Verbräuchen wie Fertigungsbetriebe oder saisonal abhängige Branchen vermeiden auf diese Weise pauschalisierte Fixkosten.

Vom Beschaffer zum Broker

Ohne Partnerschaft wird der Gang an die Energiebörse zum Vabanque-Spiel. Deshalb bieten sowohl unabhängige Berater wie auch die großen Energieversorger Hilfe beim Einstieg in die strukturierte Energiebeschaffung an. Eon zum Beispiel hat dafür den hauseigenen Eon-Business-Index aufgelegt, der die bisherigen Festpreisverträge in mehrere Preisfindungsphasen und damit in mehrere Tranchen aufteilt. Eon-Business-Fokus basiert dagegen auf dem Börsendurchschnittspreis, der damit automatisch zur Basis des Energiepreises wird. Die Lösung der EnBW heißt EnBW Smart Energy und bietet über ein Online-Portal die Möglichkeit, die aktuelle Preisentwicklung an der Strombörse wie auch den aktuellen Energieverbrauch im Unternehmen zu beobachten und mithilfe von digitalen Assistenten die eigenen Stromkosten zu senken.

Spannende Aussichten

Die Strompreise werden sich auch 2022 weiter nach oben entwickeln – dafür sorgen unter anderem die weiter steigende CO2-Abgabe, die bevorstehende Abschaltung von Atomkraftwerken sowie die unsichere Versorgungslage mit Gas.

Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 4
Ausgabe
4.2024
PRINT
ABO

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de