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Energiestrategie: Wirksame Ansatzpunkte für die Energiebeschaffung und Energieeffizienz

Wirksame Ansatzpunkte bei Energiebeschaffung und -effizienz
Mit einer Energiestrategie zu mehr Sicherheit

Mit einer Energiestrategie zu mehr Sicherheit
Die Steigerung der Energieeffizienz bietet Potenzial für Kostenreduzierungen. Bild: Olivier Le Moal/ stock.adobe.com
Die Preisentwicklung an den Energiemärkten hat für viele Unternehmen bereits existenzielle Ausmaße angenommen. Doch hat sich diese Situation seit Beginn des Kriegs in der Ukraine nochmals deutlich verschärft: Die Frage ist nicht mehr nur, wie viel Unternehmen für Energie bezahlen müssen, sondern vielmehr wie sie dauerhaft die Versorgung mit Energie sicherstellen können.

Nicht zuletzt mit der Ausrufung der Warnstufe 2 des Notfallplans Gas aufgrund der Lieferkürzungen von russischem Erdgas ist das Worst-Case-Szenario einer Gasmangellage und entsprechender staatlicher Maßnahmen wieder ein Stück näher gerückt. Umso besorgter schauen viele Unternehmen auf die Versorgungslage in der kommenden Wintersaison und darüber hinaus.

Die Politik hat zwar mehrere Weichenstellungen vorgenommen, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden. Allerdings dürfte allen aufmerksamen Beobachtern inzwischen klar geworden sein, dass die Effekte dieser Maßnahmen eher eine mittel- oder langfristige Perspektive besitzen. Das Gebot der Stunde ist deshalb, nicht auf die Politik zu warten, sondern selbst die Initiative zu ergreifen. Der erste Schritt besteht nun darin, die eigene Energiebeschaffung auf den Prüfstand zu stellen. Wichtig ist, diese nicht auszusetzen, sondern strukturiert vorzugehen. Dabei empfiehlt es sich, das Risiko hoher Preise auf mehrere Stromhandelstage zu streuen und in Tranchen einzukaufen. Allerdings sollte dabei in der aktuellen Situation die Absicherung stärker im Vordergrund stehen als bisher, während dennoch Spielraum für den späteren Kauf von Teilmengen bestehen bleibt.

Stellschrauben für geringere Energiekosten

Mittel- und langfristig birgt die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz oftmals noch erhebliches Potenzial für Kostenreduzierungen. Dies betrifft zum Beispiel eine genaue Untersuchung von möglichen Einsparungsmöglichkeiten im Betrieb oder die Investitionen für neue sparsame Maschinen und Anlagen. Zwar sind derlei Maßnahmen mit Investitionen verbunden, die in der aktuell unsicheren Situation schwierig erscheinen. Doch wer möglichst zügig das Thema Energieeffizienz angeht, schafft die Grundlage, um dauerhaft unabhängiger von der Preisentwicklung an den Energiemärkten zu werden und die eigene Versorgung abzusichern.

Grundlage dafür ist die kompetente Erstellung eines Carbon Footprint, der auf verschiedenen Ebenen klima- und damit kostenrelevante Verbesserungspotenziale im Unternehmen eindeutig identifiziert. Er zeigt, wo sich die Hot-Spots der im Unternehmen erzeugten CO2-Emissionen befinden und welche Gebiete sich für eine Reduzierung besonders anbieten. Davon lassen sich konkret mögliche Reduktionsmaßnahmen für das jeweilige Unternehmen ableiten. Wobei ebenfalls gilt, dass diese hinsichtlich ihrer potenziellen Kosten unbedingt vorab zu prüfen sind.

Mehr Energie- und Ressourceneffizienz

Unternehmen steht heute ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Verfügung, um die eigene Energie- und Ressourceneffizienz zu steigern. Um die wesentlichen Punkte zu skizzieren:

  • Erneuerbare Energien: Einkauf von Ökostrom, Eigenerzeugung etwa per Photovoltaik- und Windkraftanlagen, Erwerb über Green Power Purchase Agreements, Nutzung von Biogas oder Ökogas.
  • Energieeffizienz: Einführung Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder ISO 50005 zur Betrachtung der Energieverbräuche im Unternehmen, Verhindern von Stillstands- und Leerlaufzeiten von Anlagen, Behebung von Leckagen, Optimierung der Steuerung von Prozessen, Absenkung von Druck- und Temperaturniveaus, Verbesserungen bei Brennstoffnutzung und Wärmeerzeugung.
  • Ressourceneffizienz: Reduzierung von Abfallmengen, Erhöhung von Recyclingquoten, Verwendung alternativer Rohstoffe, Überprüfung von Transportwegen, um eigene Verbräuche zu reduzieren.
  • Elektromobilität: Sukzessiver Austausch des konventionellen Fuhrparks gegen Elektrofahrzeuge, Nutzung eigenerzeugter Energie zum Laden.
  • Kompensationsmaßnahmen: Ausgleich nicht vermeidbarer Emissionen im Betrieb als Bestandteil eigener Dekarbonisierungsaktivitäten.

Nutzung der Fördertöpfe

Den potenziellen Investitionen steht eine ganze Reihe an Fördermöglichkeiten gegenüber. Diese können die Amortisation auf einen betriebswirtschaftlich attraktiven Zeitraum verkürzen. Vor einer Investition lohnt also stets der Blick in die geeigneten Fördertöpfe von Bund und Ländern. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz: BAFA. Es bietet fünf Fördermodule für die Energie- und Ressourceneffizienz. Diese betreffen Neu- und Ersatzanschaffungen etwa für Querschnittstechnologien wie Motoren, Pumpen oder Druckluftanlagen, für Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien, für Sensorik und Energiemanagement, für die Optimierung von Anlagen und Prozessen und sogar für die Erstellung von Transformationskonzepten hin zu mehr Klimaneutralität. Üblich sind insgesamt Förderquoten von 40 bis 60 Prozent der Kosten. Zusätzlich bietet die BAFA eine Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Übrigens: Die Einführung eines Energiemanagements nach DIN ISO 50001 wird nicht gefördert, ist oftmals aber sinnvoll, um überhaupt Einsparpotenziale zu identifizieren – deren Umsetzung wiederum förderfähig ist. Zudem ist solch ein System Voraussetzung für Entlastungen etwa bei den Energienebenkosten.

Energiebeschaffung sowie Energieeffizienz verlangen eine umsichtige Herangehensweise. Und das Thema Investitionen kommt momentan für viele Unternehmen sicherlich zur Unzeit. Doch sowohl auf kurzer wie auf langer Sicht liegen die Vorteile auf der Hand, insbesondere in energieintensiven Branchen: Mit einem substanziell untermauerten Beschaffungs- und Optimierungsprozess können sich Unternehmen zukunftssicher aufstellen und auch perspektivisch entstehende Kosten im Ansatz vermeiden.

Häufig übersehen: Die Energienebenkosten

Die Betrachtung der Energienebenkosten eröffnet zusätzliche Einsparungspotenziale. So können sich Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen einen Teil der Stromsteuer erstatten oder komplett entfallen lassen. Für das produzierende Gewerbe reicht das Spektrum von einer etwa 25-prozentigen Entlastung über einen Spitzenausgleich bis zur vollständigen Befreiung von der Stromsteuer bei der Herstellung bestimmter Materialien sowie der Anwendung spezifischer chemischer Verfahren.

Auch der Blick auf das Netznutzungsentgelt kann interessant sein: Unternehmen, die bestimmte Verbrauchsprofile nachweisen, können ein individuelles Entgelt vereinbaren. Dies ist der Fall etwa bei einer atypischen Netznutzung mit hohen Verbräuchen außerhalb der Hochlastzeiten oder bei einer besonders intensiven oder singulären Nutzung. Die mögliche Reduzierung des Netznutzungsentgelts beläuft sich dabei auf bis zu 90 Prozent. Darüber hinaus kommt eine Entlastung auch bei einer gewissen Stromkostenintensität in Betracht.


Bild: ECG

Dr. Wolfgang Hahn,

Geschäftsführer der Energie Consulting GmbH (ECG)

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