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Energieaudit und Monitoring – Pflicht oder (Effizienz-)Gewinn?

Energieaudit und Monitoring
Pflicht oder (Effizienz-)Gewinn?

Alle Nicht-KMU müssen ein Energieaudit durchführen, alle vier Jahre ist eine Wiederholung fällig. Damit haben sie ihre Pflicht erfüllt, doch weder Energie noch Kosten reduziert. Oft lohnt sich die Einführung eines Energiemanagementsystems. Für die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen stehen Fördertöpfe bereit, Privilegierungen sind häufig an ein Energiemanagement gekoppelt.

Nach dem EDL-G (Energiedienstleistungsgesetz) haben große Unternehmen die Wahl zwischen einem Energieaudit nach DIN EN 16247–1 und einem Energiemanagementsystem nach ISO 50001 oder EMAS. Von einer Verpflichtung ausgenommen sind nur Unternehmen mit einem Gesamtenergieverbrauch von unter 500 MWh/a.

Das Energieaudit ist die einfachste Variante. Hierfür genügt es, Energieströme temporär zu erfassen, in Einzelfällen reichen sogar Schätzungen. Zudem müssen Effizienzmaßnahmen definiert werden, ihre Durchführung ist nicht verpflichtend. Es wird also lediglich eine Blitzlichtbetrachtung auf die energetische Situation im Unternehmen geworfen. Häufig bleibt es auch dabei. Das heißt: Das Unternehmen hat den Aufwand, um seine Auditpflicht zu erfüllen, aber keinerlei Nutzen. Jedoch wird die Reduzierung des Energieverbrauchs – und damit auch der Kosten und der CO2-Emissionen – gerade für Großunternehmen immer wichtiger. Hierfür bietet das Audit die Ausgangsbasis. Denn es gibt bereits erste Anhaltspunkte, wo hohe Effizienzpotenziale vorliegen.

Um diese Potenziale auszuschöpfen, sind dauerhafte Energiemessungen und ein entsprechendes Monitoring nötig. Das bedeutet ein Energiemanagementsystem, bestehend aus Messtechnik und einer Auswertungssoftware – oder auch „Energieaudit plus“. Ein solches System zeigt stets aktuell auf, wann, wo und unter welchen Bedingungen das Unternehmen (zu) viel Energie verbraucht. Auf dieser Grundlage lassen sich Maßnahmen definieren und umsetzen, mit denen die Energieeffizienz erhöht und damit KWh, Euro und CO2 eingespart werden.

Grundlage für mehr Effizienz

Wie hoch diese Einsparungen tatsächlich ausgefallen sind, lässt sich mithilfe des Energiemanagementsystems ebenfalls beziffern. Gegebenenfalls kann so nachjustiert werden. Dies gilt auch, wenn sich im Unternehmen etwas ändert, z. B. durch eine Prozessumstellung oder neue Maschinen oder Anlagen. Einige Systeme, wie das von Energiemanagement-Spezialist Econ Solutions, unterstützen auch eine CO2-Bilanzierung und damit konkrete Schritte zur Wirtschaftlichkeitssteigerung und Dekarbonisierung.

Umfangreiche Förderungen

Bei der Umsetzung der im Energieaudit aufgezeigten Effizienzmaßnahmen können Unternehmen von verschiedenen Fördertöpfen profitieren. Neben den Bundesförderungen für effiziente Gebäude (BEG) und für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) stehen auch Förderungen auf kommunaler, regionaler und Länderebene bereit.

So fördert das BAFA den Erwerb, die Installation und Inbetriebnahme der Messtechnik und Energiemanagement-Software mit bis zu 40 Prozent. Mit der Novellierung des EEW am 1. November 2021 ist ein Energiemanagement nach ISO 50001 hierfür nicht mehr Voraussetzung. Die einzige Bedingung ist, dass die Reduzierung des Energieverbrauchs als Ziel des Einsatzes formuliert wird. Ob dieses Ziel erreicht wurde, muss nicht nachgewiesen werden. Auch die Durchführung von Effizienzmaßnahmen wird vom BAFA gefördert, z. B. die Erneuerung von Pumpen oder Druckluftanlagen oder die Optimierung von Anlagen oder Prozessen.

Ebenfalls neu durch die Novellierung des EEW ist ein Zuschuss von bis zu 80.000 Euro für ein Transformationskonzept, also die Planung und Umsetzung der langfristigen Transformation hin zur Treibhausgas-Neutralität. Auch für ein solches Konzept bilden die Erkenntnisse aus einem Energieaudit und einem Monitoringsystem eine gute Basis. Gleiches gilt für die EU-Taxonomie-Verordnung. Ab 1. Januar 2022 verpflichtet sie große kapitalmarktorientierte Unternehmen offenzulegen, inwieweit sie den in der Taxonomie festgelegten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Unternehmen, die hier nichts oder wenig vorzuweisen haben, werden es damit deutlich schwerer haben, an attraktive Finanzierungen zu kommen.

Königsklasse ISO 50001

Wann welche Förderungen greifen bzw. wie eine Maßnahme ausgestaltet sein muss, um förderfähig zu sein, erfordert meist profunde Kenntnis der Förderlandschaft. Deshalb beinhaltet das „Energieaudit plus“ auch die Unterstützung beim Fördermittelmanagement inklusive Stellen der Förderanträge.

Damit energieintensive Unternehmen ihre Energiekosten reduzieren können, sieht der Gesetzgeber zudem Privilegierungen vor, z. B. die EEG-Umlagereduzierung oder den Spitzenausgleich. Hierfür liegt die Latte allerdings noch etwas höher: Für größere Unternehmen ist ein Energiemanagementsystem nach ISO 50001 erforderlich. Neben dem hier skizzierten System verlangt die Norm umfangreiche Formalien, etwa die Bildung komplexer Kennzahlen, der Nachweis von Effizienzgewinnen oder auch die Bestimmung von Verantwortlichkeiten im Unternehmen. Der Aufwand kann aber durchaus lohnend sein, wenn die Rückvergütungen eine entsprechende Höhe erreichen.

Um Unternehmen bei der Erfüllung der Norm zu unterstützen, ist in der Energiemanagement-Software von Econ Solutions ein DIN EN ISO 50001:2018 Assistent integriert. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung führt er durch den Auditierungs- bzw. Zertifizierungsprozess.

Möglichkeiten nutzen

Unternehmen haben also mehr Spielraum, als es nach dem EDL-G vielleicht den Anschein haben mag: Zwischen dem Energieaudit und dem Energiemanagement nach ISO 50001 gibt es zahlreiche Abstufungen. Unternehmen können zwischen einem Energiemanagementsystem nach ISO 50001 und dem Energieaudit nach EN 16247–1 auch wechseln; zudem sind Mischformen möglich, z. B. für verschiedene Standorte. Welche Variante für das Unternehmen optimal ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab und lässt sich nicht pauschal beantworten. Doch jedes Unternehmen, das Effizienzpotenziale und Kostenreduzierungen nicht ungenutzt lassen und sich nachhaltig aufstellen möchte, muss sich diese Frage stellen. (ys)

www.bfe-institut.com


Der Autor:

Dipl. Ing (FH) Thomas Parth, Abteilungsleiter Mühlhausen bei BFE Institut für Energie und Umwelt

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