„Digitale Transformation – Vision vs. Realität“ stand als Thema über der 3. Auflage der Disrupting Procurement des BME. Die beliebte Veranstaltung fand in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie im virtuellen Raum statt. Mehr als 200 Teilnehmer waren über zwei Tage per Stream live dabei.
Zwei inhaltliche Schwerpunkte bei Disrupting Procurement
Die Veranstaltung folgte zwei inhaltlichen Schwerpunkten: Technologie und Organisation bzw. Technologie und Mensch. „Denn eine Technik, die kein Mensch nutzt, nutzt am Ende bekanntlich keinem Menschen“, stellte Co-Moderator Michael Schürmann, Vice President Indirects bei der Körber AG, treffend fest. Die Inhalte der technologischen Themen fokussierten dabei erfreulicherweise nicht nur auf Projektionen und Prognosen, sondern spielten sich im Hier und Jetzt ab und boten so den Teilnehmern die Chance eines möglichst realitätsnahen digitalen Faktenchecks: Wie hilft mir KI bei der Lieferantensuche und was bringt mir das? Warum ist RPA unbedingt auch was für Mittelständler und sollte niemals outgesourct werden? Warum ist Process Mining mehr als eine klassische Wertstromanalyse, das aber trotzdem nicht ohne Kenntnis der eigenen Prozesse funktioniert?
Von der Hierarchie zum Netzwerk
Dabei wurde deutlich, dass der digitalisierte Einkauf ein (zunehmend) technischer ist. Wer KI sourcen möchte, muss sich klarmachen, dass das kein gewöhnlicher Beschaffungsvorgang wird, sondern ein Datenprojekt. Wer Machine Learning in der Procurement-Praxis wertschöpfend einsetzen möchte, muss zumindest die Grundzüge von neuronalen Netzwerken und Deep Learning verstehen. Und wer das alles nutzenstiftend einsetzen will, der muss sich dabei möglicherweise von der stromlinienförmigen Projektorganisation verabschieden („KI-Projekte sind schwer bis nicht planbar“). Um Herausforderungen wie diese drehte sich der zweite Schwerpunkt der Disrupting Procurement 2020. Wie organisiere ich diesen Umbruch? Oder besser: Wie organisiere ich den Umbruch für den Umbruch? Ausgewählte Beispiele aus der Einkaufspraxis zeigten, wie aus teils klassisch hierarchisch organisierten Einkaufsabteilungen binnen zwei Jahren agile Netzwerkorganisationen wurden („nicht die Organisationsstruktur, sondern das Führungsverständnis verändern“) oder wie sich das Procurement die Arbeitsweise eines Start-ups aneignete, um Innovationen voranzutreiben.
Herausforderung Einkauf von Technologie
Und wer sich mit der Transformation der eigenen Organisation bereits auf einem guten Wege wähnt, der erfuhr bei der Konferenz gleich noch etwas zur erfolgreichen Zusammenarbeit mit Technologieunternehmen. „Haben wir als Einkäufer überhaupt das Zeug dazu, digitale Technologien einzukaufen?“ lautete die Gretchenfrage, die Co-Moderator Jan-Henner Theißen, Einkaufs- und Transformationsexperte, stellte und gleichsam den Finger in die Wunde legte. Die Erfahrungen zeigten, dass dies nämlich gleich aus mehreren Gesichtspunkten (heterogene Landschaft der KI-Unternehmen, iterative Arbeitsweise in gemeinsamen Projekten, Leistungsumfang oft unklar) herausfordernd ist. Drei Fragen sollten Einkäufer laut den Experten beim Sourcing von Technologie ihrem Gegenüber zwingend stellen: Welche Daten brauche ich? Welche Ergebnisse kann ich erwarten? Welche Algorithmen/Prozesse nutzen Sie? „Und lehnen Sie die Zusammenarbeit mit denen ab, die angeblich alles lösen können.“
Save the Date: 4. Disrupting Procurement, 20.-21.04.21, Berlin.