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Zeitenwende in der Beschaffung

Zukunftswerkstatt Einkauf & Supply Chain
Zeitenwende in der Beschaffung

Immer noch Krise, schon wieder Krise oder neues Normal? Die Frage nach den künftigen Rahmenbedingungen und Organisationsformen der Beschaffung diskutieren Expertinnen und Experten in der amc-Zukunftswerkstatt Einkauf & Supply Chain vom 3. bis 5. Mai. Gemeinsam stellen sie die Frage: Wenn VUCA bleibt, wie kann der Einkauf mit künftigen Krisen besser umgehen?

Die Monate seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine empfinden viele Einkäuferinnen und Einkäufer bereits als so herausfordernd wie die letzten zwei (langen) Jahre der Pandemie. Stapelkrisen nennt Zukunftsforscher Matthias Horx das, was aktuell nicht nur die Beschaffung in Atem hält, sondern unsere Gesellschaft und Wirtschaft insgesamt. Hinzu kommen die Auswirkungen der Zero-Covid-Strategie in China. Heißt: Die Krisen lösen sich für den Einkauf nicht ab, sie stapeln sich.

Was tun, wenn Krise auf Krise folgt

Für Einkaufsmanager und Managerinnen bedeutet dies: Erneut ist ihre Visionskraft und Führungsstärke gefragt (Orientierung bieten, Ziele aufzeigen, Visionen und Strategien entwickeln). Parallel bleibt klassisches „Firefighting“, das zum Jahreswechsel manche schon hinter sich wähnten, die Kunst der Stunde. In dieser Zeit entstand bei amc die Idee einer neuen Veranstaltungs- und Diskursreihe. Die Frage, die wir uns zu Beginn des Jahres stellten: Was wäre, wenn sich die aktuelle VUCA-Welt mit ihren extremen Ausschlägen und Störfeuern gar nicht beruhigt, sondern zum neuen Normal für die Beschaffung wird? Wie muss dann in Zukunft der Einkauf orchestriert sein, welche Strategien und Ziele verfolgen, welche Rahmenbedingungen braucht die Beschaffung hierfür?

Zugegeben, mit der aktuellen Dramatik haben auch wir nicht gerechnet. Umso mehr sind wir heute, nach vielen Hintergrundgesprächen zur „Zukunftswerkstatt Einkauf“, so der Titel des Events, das vom 3. Mai bis 5. Mai digital startet, überzeugt: Der Einkauf 2022 steht vor einer Zeitenwende.

Einkauf 2022: Zurück in die Rolle des Gestalters

Das neue Normal, die Zukunft des Einkaufs, braucht neue, passende Rahmenbedingungen, damit die Beschaffung aus dem Hamsterrad der Dauer-Reaktion, in dem sie seit März 2020 steckt, wieder zurück in einen proaktiven, gestaltenden Modus wechseln kann. Für uns steht fest: Einkäufer und Einkäuferinnen müssen sich in den nächsten Jahren umso mehr auf die relevanten strategischen Themen konzentrieren, umso weniger es allein um Kosten, sondern auch um Innovation, Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit, Abhängigkeit und Komplexität von Lieferketten geht.

Auf die Frage, wo der Einkauf aus Sicht der Forschung 2022 nachjustieren muss, antwortet die amc-Beirätin und Beschaffungs-Expertin Prof. Dr. Lisa Fröhlich, Präsidentin der CBS International Business School: „Hauptsächlich im Risikomanagement und der Ableitung tragfähiger Strategien. Der Fokus nur auf eine Zielsetzung muss endlich aufgehoben werden. Bisher war es die Kostensenkung, nun ist es die Versorgungssicherheit um jeden Preis, beides sind isolierte Vorgehen. Auch Risiken müssen vernetzt gedacht werden und jede Beschaffungsfunktion muss sich ihr individuelles Risikoszenario definieren, um in der komplexen Welt von unzähligen Krisen bestehen zu können.“ Als Methoden nennt sie agiles Projektmanagement, Szenarien und Risikolandkarten ableiten. „Das dürfen allerdings nicht Schlagworte bleiben, die jeder in den Mund nimmt“, mahnt sie, sondern müsse (endlich) gelebte Praxis werden.

Auch Jens Berberich, Hauptabteilungsleiter Einkauf, Logistik und Nachhaltigkeit bei Radeberger, sieht die größte Herausforderung im neuen Normal des Einkaufs im Weiterverfolgen einer eigenen Agenda und darin, das „neue Normal“ für die Beschaffung überhaupt erst einmal zu definieren. „Bei den extremen Preisschwankungen, die wir aktuell durchleben, stellt sich die Frage nach der Automatisierung des operativen Einkaufs noch einmal ganz anders“, nennt er ein Beispiel.

Neue Bedeutung des Einkaufs nutzen

Die Dramatik, die Unternehmen auch und gerade im Mittelstand im Moment durchleben, darf man mit Fug und Recht als einzigartig bezeichnen, zumindest, wenn man auf die letzten ein bis drei Jahrzehnte Beschaffung zurückblickt. Der positive Effekt: Einkauf und Fachbereiche rücken zusammen, die Abstimmung wird enger, der Einkauf rückt in die Unternehmensmitte, wird zur zentralen Steuerungsfunktion. „Die Bedeutung der Funktion im Unternehmen hat enorm zugenommen“, bestätigt Petra Poschadel-Babik, Einkaufsleiterin der Trapo GmbH den Trend zur Augenhöhe, den der Einkauf und auch wir von Beratungsseite seit Jahren einfordern. Spannend wird sein, im interaktiven Austausch der Zukunftswerkstatt zu erfahren, welche Veränderungen mittelständische Unternehmen in den vergangenen Krisenjahren bereits vorgenommen haben und welche Lösungsansätze sie für die Zukunft verfolgen. Schließlich hat die aktuelle Situation nicht nur das Potenzial die Zeitenwende im Einkauf einzuläuten, sondern das Buzzword-Geprassel der Vor-Krisen-Jahre in der Breite der Einkaufspraxis tatsächlich umzusetzen.

Neue Kompetenzen im Einkauf aufbauen

Denn die Aufgabenvielfalt steigt. Die Pflicht zu mehr Transparenz (Lieferkettengesetz), das Ziel fair und umweltfreundlich einzukaufen, die Sicherstellung der Versorgung und last but not least das Einbringen externer Innovationen in die Wertschöpfung, sei es produkt- oder lieferseitig (Warenfluss), erfordert einen völlig anderen Einkäufer, als den des Bestellabwicklers oder der rein taktischen Preisverhandlerin. Diese anspruchsvollen Aufgaben an die Menschen im Einkauf heranzutragen, sie mit den entsprechenden Kompetenzen auszustatten, in die neuen Rollen gut einzuführen und zu begleiten, auch das ist Thema der Zukunftswerkstatt. „An den Schnittstellen menschelt es nun mal“, umschreibt es Stephan Link, kaufmännischer Leiter und CFO der Kübler GmbH, der sowohl den Einkauf als auch HR und Finance für den innovativen Mittelständler aus Süddeutschland verantwortet.

Kosten, Versorgung, Nachhaltigkeit: Neue Balance im Einkauf finden

Mit einer steigenden Aufgabenvielfalt bei gleichzeitig begrenzten Ressourcen ist der Einkauf auch beim Zukunftsziel einer nachhaltigen, klimaneutralen Beschaffung konfrontiert. „Das Zusammenspiel der makro-ökonomischen Veränderungen, der planetaren Grenzen und der gesellschaftlichen Entwicklungen, verlangt insgesamt eine steigende Anpassungsfähigkeit von Unternehmen“, lautet das Vorab-Statement von Klimaexpertin Lara Obst, CEO von The Climate Choice. Sie beschreibt die Beschaffung „als den zentralen Hebel, da sich hier die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Klimaschutz zeigt.“

Klima und Kosten, beide Faktoren spielen auf der Roadmap des Einkaufs künftig eine tragende, kaum mehr voneinander zu trennende, gemeinsame Rolle. Dabei wird der Einkauf seine Rolle als Kosten- und Verschwendungswächter im Unternehmen behalten. Allerdings ist der geforderte Blick auf Savings bzw. auf die Möglichkeiten der Kostenvermeidung lange nicht mehr so eindimensional wie zuvor: Nur wer an den richtigen Stellen ansetzt, entdeckt Potentiale, die auf beide Ziele einzahlen und sich ggf. sogar gegenseitig verstärken. So sind manche alternative Lieferquellen, die der Einkauf im Zuge der Engpässe in den letzten zwei Jahren aufgetan hat, auch unter Kosten- und/oder Nachhaltigkeitsgesichtspunkten interessant. Der Dialog mit den Fachbereichen ist aktuell eng. Angesichts der Turbulenzen an den Märkten ist allen klar: Ohne Veränderung geht es nicht. Das kann und sollte der Einkauf jetzt nutzen.

Neue Geschäftsmodelle aus dem Einkauf heraus entwickeln

Angesichts steigender Energiepreise wird manches Geschäftsmodell allerdings komplett neu werden müssen – auch hierfür brauchen Unternehmen einen modernen Einkauf. Lisa Fröhlich beschreibt aus Forschungssicht die Anforderungen des neuen VUCA-Normal so: „Die wesentliche Herausforderung ist neue Geschäftsmodelle zu implementieren. Neue Rohstoffe und innovative CE Projekte auf die Bahn bringen oder geopolitische Abhängigkeiten zu umgehen sind nur einige der Herausforderungen, die in neuen Geschäftsmodellen für den Einkauf adressiert werden müssen.“ Damit wird der Einkauf zum proaktiven zentralen Gestalter einer digitalen nachhaltigen Zukunft.

Ich bin gespannt, wie Sie das sehen und freue mich auf einen intensiven Austausch mit Ihnen vom 3. Mai bis 5. Mai in der Zukunftswerkstatt Einkauf & Supply Chain in Kooperation mit unserem Medienpartner Beschaffung Aktuell.

Hier geht’s zu Anmeldung für Zukunftswerkstatt Einkauf & Supply Chain vom 3. bis 5. Mai in Kooperation mit Beschaffung aktuell: Anmeldung zur Digitalen Expertenkonferenz


Andreas Pohle

Managing Partner amc-Group

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