Immer öfter ist der betriebsinterne Musterbau bei der Herstellung von Fertigungsteilen nicht mehr konkurrenzlos. Produktionsunternehmen wie der Antriebstechnikspezialist Parker Hannifin verlagern diesen Prozess mitunter an ein webgestütztes Fertigungsnetzwerk. Mit dem Outsourcing machen sich die Auftraggeber einerseits unabhängiger von Kapazitätsengpässen und großer Personalbindung. Andererseits können die Einkäufer mit zumeist kürzeren Lieferzeiten rechnen, da die Online-Fertiger über zahlreiche kooperierende Unternehmen und deren Maschinenpark freie Kapazitäten bieten können.
So verweist die Berliner CWMK GmbH, die das Online-Produktionsnetzwerk Facturee betreibt, auf aktuell mehr als 500 Fertigungspartner aus den Bereichen CNC-Bearbeitung und Oberflächentechnik. Damit würden ständig über 6000 CNC-Maschinen für Projekte bereitstehen. Das fertigungstechnische Spektrum beinhaltet neben der CNC- und der Blechbearbeitung auch den 3D-Druck und das Finish der Oberflächen.
Damit ist perdu, was ansonsten oft aufwendig abgewickelt werden muss. Wer diesen Service nutzt, muss seine Projekte nicht mehr nach Fertigungstechniken aufgesplittet und an verschiedene Fertiger vergeben. Es entfallen auch Verträge mit unterschiedlichen Partnern über die mehrteiligen Fertigungsabläufe wie CNC-Bearbeitung mit anschließender Oberflächenbehandlung. Zugleich wird der Einkäufer in einem Großteil seiner bisherigen Aufgaben wie Zulieferersuche und -qualifizierung entlastet und von logistischem Aufwand befreit.
Beim Outsourcing von Fertigungsteilen sind sowohl individuelle Einzelteile als auch Klein- oder Großserien gefragt. Parker Hannifin betraute vergangenen November den Online-Fertiger Facturee damit, spezielle Bauteile für Montagevorrichtungen im Engineering-Bereich zu produzieren. Konkret: Messingbauteile in sieben Positionen zu je 50 Stück. Hergestellt wurden die Bauteile in aufwendiger Dreh- und Fräsbearbeitung, bei sehr eng gesetzten Toleranzen und teilweise zusätzlichen Passungen. Das komplexe Herstellungsverfahren erforderte zudem besondere Oberflächenbehandlungen. Dabei wurden die Oberflächen zuerst unterkupfert, danach vernickelt, teilweise poliert und lasergraviert.
Online-Fertiger punktet mit schneller
Reaktionszeit
Was zuvor noch im zeitintensiven und personalbindenden Musterbau erfolgte, erledigte das Produktionsnetzwerk mehr als zeitgerecht: Wie es heißt, konnte Facturee trotz der komplexen Herstellung bei hoher Stückzahl und eng gesetzter Lieferfrist die in Auftrag gegebenen Bauteile bereits vor dem vereinbarten Liefertermin ausliefern. Mit neun bis zwölf Arbeitstagen kalkuliert der Online-Produzent, bis er die fertigen Teile seinem Auftraggeber kostenfrei per Express-Versand zustellt. „Die schnelle Reaktionszeit und das breite Fertigungsspektrum gaben am Ende den Ausschlag“, argumentiert Daniel Scharnowski, Prüfstandstechniker bei Parker Hannifin, der sich nach einer Evaluationsphase für das Produktionsnetzwerk entschieden hat.
Ein wesentlicher Grund für das hohe Tempo von der Auftragsannahme bis zur Zustellung sind die digitalisierten Prozesse des Online-Netzwerks – beispielsweise werden CAD-Daten automatisiert ausgelesen und klassifiziert und es werden Machine-Learning-Algorithmen genutzt, um Preise zu kalkulieren und den bestmöglichen Zulieferer auszuwählen.
Dabei machen es die Online-Fertiger ihren Auftraggebern bereits bei der Angebotsanfrage so einfach wie nur möglich. Die Website www.facturee.de bietet ein entsprechendes Formular mit verschiedenen Optionen. Beispielsweise lassen sich 3D-Modelle sowie technische Zeichnungen der zu fertigenden Teile verschlüsselt hochladen. Auch eine Anfrage klassisch per E-Mail ist möglich. Und bei Fragen hilft der Telefonservice, der jedem Kunden bei der Angebotsermittlung einen festen Betreuer zuweist. (dk)
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