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Dark Warehouse & Co.: Sechs Trends in der Lagerautomatisierung

Sechs Trends in der Lagerautomatisierung
Auf dem Weg zum Dark Warehouse

Auf dem Weg zum Dark Warehouse
Die Automatisierung verbessert Sicherheit, Produktivität und Mitarbeiterbindung in der Lagerbranche. Bild: tiero/stock.adobe.com
Lager- und Vertriebszentren haben mit einem erheblichen Fachkräftemangel und der gleichzeitigen Forderungen nach mehr Effizienz zu kämpfen. In beiden Fällen kann Automatisierung Abhilfe schaffen. Honeywell SPS zufolge, zeichnen sich hierbei sechs Trends ab, bis hin zum „Dark Warehouse“.

Der Mangel an Arbeitskräften trifft auch die Lager- und Vertriebszentren. Ein gleichzeitiger Wunsch nach schnellerer Lieferung und anhaltende Störungen der Lieferkette vergrößern die Herausforderung noch. Darüber hinaus sei die Sicherheit laut Honeywell Safety and Productivity Solutions (SPS) in den Lagern nach wie vor ein Problem für die Einstellung und Bindung von Arbeitskräften.

„Die Betreiber von Lagern und Vertriebszentren suchen intensiv nach Möglichkeiten, ihre Abläufe zu digitalisieren, Automatisierungstechnologien hinzuzufügen und diese in Softwaresysteme zu integrieren“, sagt Keith Fisher, President von Honeywell Intelligrated. „Ziel ist es, die Effizienz zu steigern, den Bedarf an menschlicher Arbeitskraft zu reduzieren und sicherere, produktivere Arbeitsplätze zu schaffen. Infolgedessen sehen wir in der zweiten Jahreshälfte einige sich entwickelnde Trends in der Lager- und Distributionsbranche.“

1. Bewährte Technologien

Laut Honeywell ist ein verstärktes Interesse an langjährig bewährten Lagerautomatisierungssystemen zu beobachten, die Pakete kommissionieren, verpacken, sortieren und durch die Anlage befördern. Es wird zunehmend untersucht, wie diese Automatisierung in Lager-Softwaresysteme wie Lagerverwaltungs- und Lagersteuerungssysteme (WCS) integriert werden kann. Unabhängig vom Arbeitskräftemangel oder davon, wo die Unternehmen derzeit bei der Automatisierung stehen, sollen die Produktvarianz, die variierenden Auftragsprofile und die saisonalen Anforderungen ein gewisses Maß an Automatisierung zu einer Notwendigkeit machen. Für viele Betriebe ist die Kommissionierung der Einstieg in die Digitalisierung und Automatisierung. Für diejenigen, die schon weiter fortgeschritten sind, bedeutet die Integration dieser Technologien in die Betriebsabläufe eine geschulte Koordination zwischen Mitarbeitenden, automatisierten Systemen und Software.

2. Mobile Roboter & Co.

Es gibt auch Anzeichen dafür, dass neuere Formen der Automatisierung, wie z. B. die Palettierung/Depalettierung mit Robotern und autonome mobile Roboter (AMR), sich durchsetzen werden. Ein Bericht von Interact Analysis zeigt, dass der Markt für mobile Roboter von 3,6 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 auf 18 Mrd. US-Dollar im Jahr 2025 wachsen soll. Die Industrie beginnt laut Honeywell, Investitionen zur Steigerung der Effizienz und Produktivität sowie der Sicherheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden durch die Integration von Automatisierung zu priorisieren. AMR bieten Produktivitätsvorteile, indem sie beispielsweise die Bewegung von Wagen automatisieren, die zum Transport von kommissionierten Aufträgen oder Retouren verwendet werden. Roboterpalettierer und -depalettierer verringern den Bedarf an schwerem Heben durch Menschen. Während die Systeme die sich wiederholenden, anstrengenden und oft zeitaufwendigen Aufgaben übernehmen, können knappe Arbeitsressourcen verlagert werden, was wiederum die Zufriedenheit der Arbeitskräfte erhöhen kann.

3. Arbeitskräftemangel

Laut Interact Analysis wird die Zahl der Lagerhäuser weltweit von fast 150.600 im Jahr 2020 auf 180.000 im Jahr 2025 steigen. Ohne weitere Automatisierung müssten 3,5 Mio. zusätzliche Lagerarbeitende eingestellt werden, um den aktuellen Bedarf und dieses Wachstum zu decken. Es erweist sich jedoch als sehr schwierig, geeignete Arbeitskräfte zu finden, und der Wettbewerb ist groß. Infolgedessen werden die Betreiber von Lagern und Verteilzentren versuchen, die Automatisierung zu erweitern, was jedoch ein weiteres Problem mit sich bringt: Um die Lagerautomatisierung zu planen, zu nutzen und zu warten, sind Mitarbeiter mit technischen Fähigkeiten erforderlich, und diese sind ebenfalls Mangelware.

4. Einsatz des digitalen Zwillings

Digitale Zwillinge liefern virtuelle Darstellungen einer physischen Umgebung. So können u. a. neue Technologien virtuell getestet werden, ohne dass es zu Ausfallzeiten oder einer Neuanordnung der physischen Anlagen kommt. Durch den Einsatz digitaler Zwillinge und synthetischer Datenmodellierung können Lagerbetreiber den Kreislauf zwischen Planung, Schulung und Implementierung in der Praxis schließen. Mit dieser Technologie kann das, was früher eine monatelange Automatisierungsimplementierung bedeutete, laut Honeywell, in wenigen Tagen erledigt werden.

5. Gesundheit und Sicherheit

Unabhängig davon, ob es in einem bestimmten Lagerhaus Probleme im Bereich Gesundheit und Sicherheit gibt, leidet die Branche hier Honeywell zufolge insgesamt unter einem Imageproblem. Demnach sei bekannt, dass Bedenken in diesen Bereichen die Arbeitskräfte entweder ganz von der Branche fernhalten oder Probleme mit der Zufriedenheit der bestehenden Mitarbeitenden verursachen. Verletzungen durch sich wiederholende Bewegungen sowie durch schweres und/oder unbeholfenes Heben sowie Ermüdungserscheinungen der Arbeitnehmenden können durch Robotik und Automatisierung erheblich gemildert werden. Wer zufriedenere und gesündere Arbeitskräfte in den Vordergrund stellt, kann durch einen Aufschwung bei der Mitarbeiterbindung und der Attraktivität von Lagerarbeitsplätzen profitieren.

6. Dark Warehouses

„Dark Warehouses“ versprechen, nahezu vollständig automatisiert zu sein und praktisch ohne menschliches Eingreifen zu funktionieren – abgesehen von Planung und Wartung. Sie werden rund um die Uhr das ganze Jahr ohne Licht und unter kalten oder warmen Bedingungen betrieben, was Energie und damit verbundene Kosten spart. Sie versprechen einen Beitrag zur Lösung des Arbeitskräftemangels und eine Steigerung der Effizienz. Allerdings sind vollständige Konzepte laut Honeywell noch mindestens zwei Jahre entfernt, und die praktische Umsetzung wird noch mindestens drei Jahre dauern.

In der Zwischenzeit machen sich vorausschauende Lagerbetreiber auf den Weg zum Dark Warehouse, indem sie nicht nur die oben beschriebenen Automatisierungskomponenten installieren, sondern diese auch verbinden, sodass alle Technologien miteinander kommunizieren können. Eine weitere Herausforderung wird es sein, den dadurch weiterwachsenden Bedarf an IT-Fachkräften zu decken.

„Diese Trends zeigen eines auf: Die Automatisierung ebnet zunehmend den Weg für mehr Sicherheit, Produktivität und Mitarbeiterbindung in der Lagerbranche“, sagt Fisher. „Wir sehen, dass die Zahl der Betreibenden, die derzeit Automatisierungstechnik einsetzen und diese konsequent ausbauen wollen, in der zweiten Hälfte des Jahres rapide ansteigen wird. Dies sind kluge Investitionen, die helfen, die aktuelle Arbeitskräftekrise zu überstehen – und den Bedarf an zukünftigen Investitionen zu minimieren.“ (ys)

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