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Omlox: Standard für Ortungstechnologien

Standard für Ortungstechnologien
Ein Omlox für alle

Ein Omlox für alle
Alles „drin“ - der Ortungsstandard Omlox soll es ermöglichen, Technologien und Produkte verschiedener Hersteller über ein System anzusteuern und zu koordinieren. Bild: Trumpf
Ortungstechnologien gibt es viele, Anbieter auch. Was fehlt, ist ein Standard, der die gewonnenen Daten auf einen Nenner bringt und miteinander verknüpft. Der neue Standard Omlox soll im Ortungschaos für Ordnung sorgen.

» Sanja Döttling, Beschaffung aktuell

Viele Unternehmen haben verstanden, dass die genaue Ortung von Fahrzeugen, Aufträgen und Teilen in der Logistik und Intralogistik die Grundlage für eine Smart Factory bildet. Celine Daibenzeiher, Head of Production New Business Technology bei Trumpf, erklärt: „Wir möchten den KundInnen eine komplette Smart Factory verkaufen, nicht nur die einzelnen Maschinen. Viele Prozesse benötigen dafür genaue Ortungsdaten.“

Bis jetzt ist es so, dass Hersteller ihre Produkte mit einem eigenen, geschlossenen Ortungssystem anbieten. Das heißt konkret, dass das UWB-System des Herstellers A für fahrerlose Transportsysteme (FTS) nicht mit den RFID-Tags für Behälter von Hersteller B kommunizieren kann. Die Daten verbleiben in ihren Silos. Daibenzeiher erklärt: „Um für die KundInnen Nutzen zu schaffen, ist es aber wichtig, dass man verschiedene Ortungstechnologien und Produkte unterschiedlicher Hersteller verbinden kann, um die komplette Supply Chain nahtlos abzubilden.“

Warum ein Standard?

Deshalb haben sich Trumpf und andere Unternehmen zusammengeschlossen, um gemeinsam einen offenen Standard für Ortungstechnologien in der Industrie zu entwickeln, er heißt Omlox. Mitte 2018 begannen die 20 ursprünglichen Projektpartner daran zu arbeiten. Inzwischen ist die Organisation von der Standardisierungsorganisation Profibus übernommen worden und es beteiligen sich circa 60 Mitgliedsunternehmen an der Entwicklung.

Daibenzeiher erklärt das rege Interesse: „Viele Firmen sind überzeugt, dass sich der Standard durchsetzen wird. Für sie ist es von Vorteil, schon früh zu wissen, wie sich der Standard entwickelt und darauf aufbauend Produkte planen zu können.“ Omlox ist dabei Vorreiter im Industrieumfeld. Im Konsumgüterbereich gibt es vergleichbare Entwicklungen, wie etwa das Fira Konsortium, das die Technologie unter anderem für Smartphones einsetzen will. Bei Omlox handelt es sich allerdings um eine genauere Ortung, um den hohen Sicherheitsanforderungen in Produktionshallen gerecht zu werden.

Wie das Ganze funktioniert

Es muss gesagt werden, dass es sich bei einem Standard nicht um eine Technologie wie etwa 5G oder UWB handelt. Bei Omlox geht es vor allem darum, Schnittstellen zu definieren, sodass die Kommunikation von Technologien und Produkten nahtlos erfolgt. Dabei haben sich die Projektpartner zwei Ziele gesetzt.

Zum einen soll der Standard verschiedene Technologien miteinander kommunizieren lassen, sodass sie auf einer Karte angezeigt werden können. Hier steht die Interoperabilität der Technologien im Fokus.

Zum anderen wird in der Intralogistik, der „Omlox Core Zone“, der Schwerpunkt auf die UWB-Technologie gelegt. Diese Technologie zeichnet sich durch eine sehr genaue Ortsbestimmung gegenüber anderen Technologien aus. Die Idee ist, dass die UWB-Infrastruktur, ähnlich wie das WiFi zuhause, in der Lage ist, von Produkten verschiedener Hersteller verwendet zu werden; ganz so, wie sich im heimischen WiFi unterschiedliche Endgeräte wie Samsung-Rechner und iPhones von Apple einwählen können. Hier steht also die Interoperabilität der Hardware verschiedener Hersteller im Fokus.

Daibenzeiher sagt: „Wir wollen die Infrastruktur abgekoppelt von den einzelnen Produkten anbieten. Deshalb haben wir Schnittstellen definiert, um das zu ermöglichen. Nutzen die Hersteller den Omlox-Standard, können verschiedene Tags, Drohnen und Gabelstapler verfolgt werden.“

Die Daten der Zonen fließen in den „Omlox-Hub“. Darauf aufbauend können Unternehmen, die den Standard nutzen, dann Applikationen anbieten (s. Kasten). „Omlox definiert dabei nur, wie die Schnittstellen die Daten austauschen“, erklärt Daibenzeiher.

Was Omlox kann

Im Moment sind Omlox-Testumgebungen in den Hallen der Entwicklungsunternehmen und Referenzkunden im Einsatz. Hier wird die Interoperabilität des Systems mit den Produkten der Projektpartner getestet; dies geschieht ebenfalls in unabhängigen Testlaboren, sodass die Funktionsfähigkeit der Omlox-fähigen Produkte festgestellt und zertifiziert werden kann.

Auch am Trumpf Standort in Teningen gibt es eine Testumgebung. Dort wird Omlox in Corona-Zeiten zum Beispiel eingesetzt, um Sicherheitsabstände zwischen MitarbeiterInnen zu gewährleisten. Dazu wurden die MitarbeiterInnen mit UWB-Tags ausgestattet, die normalerweise zum Asset-Tracking verwendet werden. Die Nachverfolgung von Aufträgen und Teilen in der Produktion ist ebenfalls ein Anwendungsfeld.

Spannend wird es, wenn Ortsdaten verwendet werden, um automatisch Prozesse in Gang zu setzen. Daibenzeiher veranschaulicht: „Möglich wäre, dass ein Transportauftrag gestartet wird, wenn eine Palette an einem bestimmten Ort angekommen ist. Oder dass Maschinen lernen, sich selbstständig auf Aufträge vorzubereiten und die richtige Software aufspielen, sobald ein bestimmter Auftrag vor der Maschine ankommt.“

Über die Hallengrenzen hinaus können Produkte ebenfalls verfolgt werden, zum Beispiel, indem sie beim Aufladen auf den Lkw durch ein RFID-Tor fahren und so mit einem bestimmten Fahrzeug verknüpft werden, welches dann mit GPS lückenlos weiterverfolgt werden kann. Ein Traum auch für Data Scientists: Über Analytics-Applikationen können Anwender herausfinden, wo es in der Produktion oder der Lieferkette zu Wartezeiten kommt und diese optimieren.

Alles in allem ist Omlox ein vielseitiger Standard, der hilft, Ordnung in den Ortungsdschungel zu bringen.


Die Projektpartner

Mitte 2018 begannen Trumpf und weitere Projektpartner, am omlox-Standard zu arbeiten. Dabei geht es vor allem darum, Schnittstellen zu definieren, sodass unterschiedliche Technologien miteinander kommunizieren können. Inzwischen ist die Organisation an die Standardisierungsorganisation Profibus abgegeben worden. Hier beteiligen sich circa 60 Mitgliedsunternehmen an der Weiterentwicklung des Standards in Arbeitsgruppen.


Bild: Omlox

Omlox im Überblick

Als Standard beschäftigt sich Omlox mit den Schnittstellen zwischen Produkten und Technologien. In der „Omlox Core Zone“ (unten Mitte im Bild) kann man Produkte wie Drohnen oder FTS verschiedener Hersteller, die den Standard nutzen, über die UWB-Technologie tracken. Andere Technologien wie RFID oder GPS können über die „Omlox Complimentary Zones“ zugeschaltet werden. All diese Daten fließen dann in den „Omlox-Hub“ ein. Von dort können verschiedene Applikationen die Daten auslesen. Use Cases sind zum Beispiel das Asset-Tracking, die Steuerung der Maschinen durch Produktionsleitsysteme (MES), die Navigation von Fahrzeugen oder Analysen der Daten

 

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