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E-Learning: Digitale Bildung bringt den Einkäufer weiter

E-Learning
Digitale Bildung bringt den Einkäufer weiter

Den Umgang mit katalogbasierten Bestellsystemen, E-Sourcing-Tools und interaktiven Supply-Chain-Plattformen auf elektronischem Weg will gelernt sein, um in Zeiten der Globalisierung alles Nötige zum Thema strategischer Einkauf zu wissen.

Das Qualifizierungsbudget für Vertriebler liegt im Verhältnis neunmal höher als das des Einkaufs. Das ist ein Fehler. Denn Einkäufer sitzen an einer strategisch wichtigen Position im Unternehmen. Direkt betroffen von der Globalisierung, sollten sie über alle nötigen Skills für strategische Beschaffung verfügen. Gelernt wird heute nicht mehr in Schulungen mit Anwesenheitspflicht und vorgegebenem Zeitablauf. Stattdessen werden zunehmend die Möglichkeiten von E-Learning genutzt. Hiermit können Kurse zeit- und ortsunabhängig absolviert werden. Gleichzeitig sparen elektronische Weiterbildungen rund 60 Prozent der Kosten, die sonst durch Dozenten, Material, Räume und Anfahrt entstehen würden.

Beschaffer stehen täglich vor vielen Herausforderungen: unverhoffte Preissteigerungen bei Rohstoffen, globale Lieferkrisen, technische Spezifikationen bei Geometrie oder dem Material von Bauteilen. Beschaffer agieren im internationalen Umfeld und sehen sich mit immer komplexeren Wertschöpfungsnetzwerken konfrontiert. Um den Umgang mit diesen Problemstellungen zu trainieren, hat das Beratungsunternehmen Apunto SC ein Serious Game für Einkäufer entwickelt. Abgesehen davon, dass bei Fehlentscheidungen kein Geld verloren geht, werden die täglichen Herausforderungen realitätsnah abgebildet. Geschult wird beispielsweise die klassische Alltagskompetenz eines jeden Büromitarbeiters: Prioritäten setzen. Es müssen E-Mails und SMS bearbeitet oder Videos beachtet werden. Dabei soll der Einkäufer Wesentliches von Nebensächlichem unterscheiden. 30 bis 40 Minuten dauert das Planspiel und es setzt den Spieler mächtig unter Druck, seinen virtuellen Vorgesetzten zufriedenzustellen. Dazu kommt, dass das Spiel bewusst nur auf Englisch verfügbar ist, um die Einkäufer sprachlich zu fordern. Der didaktische Clou dabei: Der Angestellte merkt beim Spielen des Games quasi gar nicht, dass er sich weiterbildet. „Lerninhalte, die mit Gamification-Elementen ergänzt sind, nimmt das Gehirn nicht als Lernen wahr“, sagt Christian Wachter vom Anbieter für digitale Weiterbildung IMC. So wird Wissen leichter aufgenommen als per Fachliteratur in Buchform.

E-Learning hat sich etabliert und erweitert Jahr für Jahr seinen Anteil auf dem Bildungsmarkt. Klassische Fortbildungen, die zeit- und kostenintensiv sind, werden immer weniger benötigt. Nicht nur die Arbeitgeber profitieren, auch die Lernenden nehmen mehr mit von individuellen und didaktisch wertvollen webbasierten Trainings. Der Branchenverband Bitkom hat im Zuge einer Studie herausgefunden, dass knapp jeder zweite Deutsche bereits digitale Lernformen nutzt, um sich privat weiterzubilden. Auch der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) rät zu E-Learnings und E-Tools. „Sie bieten die Möglichkeit, sich individuell, bei freier Zeiteinteilung und an jedem Ort fortzubilden“, heißt es auf der BME-Webseite. Die hauseigenen praxisnahen E-Learning-Module und E-Tools bieten die Möglichkeit, die Lerneinheiten im Arbeitsprozess zu integrieren. Der Verband bietet selbst E-Seminare zum Beispiel zur Analyse des Jahresabschlusses von Lieferanten oder zum Thema Lieferantenauswahl an.

Schulungen mit Praxisbezug

Die Erfahrung, dass Mitarbeiter viel Wissen direkt nach der Schulung wieder vergessen haben, machen viele Führungskräfte. Oft sind die Qualifizierungsmaßnahmen einfach zu weit von der Arbeitsrealität der Einkäufer entfernt. Neue Tools bringen hier Abhilfe: Wie ein Navigationsgerät für Software lotsen sie Mitarbeiter beispielsweise durch den Bestellvorgang im neuen SAP, einen Webbrowser oder die Datenbank für die Lieferantenbewertung. „Mitarbeiter lernen 80 Prozent ihres Wissens on-the-Job“, beobachtet Wachter. Was jedoch in sterilen Lernumgebungen hängen bleibt, ist schnell wieder weg. Diese elektronischen Performance Support Systems (EPSS) assistieren, während Mitarbeiter einen bestimmten Prozess durchlaufen. Dabei sind sie nicht auf ein Programm oder eine Webseite festgelegt, sondern sie können für jedes Tool und jede Tätigkeit eingesetzt werden.

Egal, ob als Einzelmaßnahme, als ergänzende Lerneinheit zum besuchten Seminar oder als Weiterbildungsprojekt im Unternehmen – E-Learnings vermitteln flexibel, interaktiv und nachhaltig Wissen. Aktueller Trend, so Lernexperte Wachter, sei arbeitsplatzintegriertes Lernen. Also Wissensvermittlung, die am Arbeitsplatz stattfindet und nicht im Seminarraum. Das könne im Einkauf so weit gehen, dass sich Einkäufer per VR-Brille 3D-Animationen der zu beschaffenden Teile anschauen können, bevor sie sie einkaufen.

Die Zukunft des Lernens wird sich weiterentwickeln. Augmented (AR) und Virtual Reality (VR) werden an Bedeutung gewinnen. Schon heute werden im Bereich des immersiven Lernens technische Umgebungen visualisiert, Auto-Sonderausstattungen animiert und ganze Produktionsstraßen erlebbar. VR-Brillen sind hier nur ein Anfang.

In Zeiten von Smartphones und Tablets lautet Mobile Learning das neue Stichwort. Smartphones ersetzen oder unterstützen heute den Rechner im Büro. Egal wo, man kann online und auch im Offline-Modus lernen. Besteht wieder eine Verbindung zum Internet, werden die Daten aktualisiert und die Lernschritte können fortgesetzt werden. Doch es gibt Dinge, die beim Mobile Learning zu beachten sind. Wer mit dem Smartphone lernt, tut dies oft in Leerzeiten und mit Unterbrechungen, also im Bus, beim Warten auf einen Termin oder in der Mittagspause. Dies hat zur Konsequenz, dass der Umfang der einzelnen Lerneinheiten nicht zu mächtig sein darf. Genau an diesem Punkt setzt Micro Learning an, das insbesondere mit „Lernhäppchen“, sogenannten Learning Nuggets, arbeitet.

E-Learning in der Anwendung

Der weltweit führende Baustoffhersteller Lafarge setzt im Einkauf und in anderen Unternehmensbereichen auf ein digitales Training der IMC AG, um seine Mitarbeiter über Beton und dessen Vorteile mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte zu schulen. Vor allem für die strategischen Einkäufer von Lafarge ist es wichtig zu wissen, welches Material in Zukunft zu bestellen ist. Gearbeitet wird auch hier mit spielerischen Elementen, die beim international tätigen Unternehmen die Lernmotivation nach oben treiben. Eingesetzt wurden beispielsweise Wissenstests mit Highscore und Dialog-Übungen. Außerdem ist die Anwendung für den PC sowie mobile Endgeräte geeignet. Die Lernkapitel befassen sich mit fünf thematischen Blöcken zu Stabilität, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Beton. Jedes Kapitel wird mit einem Test abgeschlossen. Parallel baut sich der „Quiz Palace“ nach und nach auf der grafisch ansprechenden Landkarte auf.

Didaktischer Ansatz

Bereits im Denkansatz unterscheidet sich dieses Online-Training von der Masse: Es zeigt erfolgreich, dass ein Abschlusstest durch die geschickte Nutzung von Gamification-Elementen statt Zwang auch eine Belohnung sein kann. Wer alle Tests bestanden hat, darf den Palast betreten und hier das Abschlussquiz absolvieren. Einkäufer stehen dabei in freundschaftlichen Wettbewerb untereinander – es können Wochen-, Monats- und Jahressieger ernannt und geehrt werden. Somit werden Lernmotivation und Nachhaltigkeit sichergestellt.

An diesem Beispiel zeigt sich, dass Interaktion und sozialer Austausch beim E-Learning nicht zu kurz kommen. Wer nicht gemeinsam im Klassenzimmer sitzt, tauscht sich über soziale Kanäle aus. Im Forum, um anderen Lernenden Fragen zu stellen, im Chat mit dem Trainer oder per Videofunktion im virtuellen Klassenzimmer. Häufig gibt es auch die Möglichkeit, Videos und Lernumgebungen mit einer Kommentarfunktion zu bewerten.


Leila Haidar , freie Journalistin

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