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Indiskretion am Arbeitsplatz – ein Karrierekiller

Klatsch und Tratsch im Berufsalltag
Indiskretion am Arbeitsplatz – ein Karrierekiller

Indiskretion am Arbeitsplatz – ein Karrierekiller
Klatsch und Tratsch gehören zum Arbeitsalltag hinzu und sind meist nicht bedrohlich. Indiskretion hat eine andere Dimension. Bild: pict rider/stock.adobe.com
Was gibt es Schöneres als den Flurfunk mit einer Neuigkeit zu bedienen, ganz besonders, wenn es sich um ein Missgeschick handelt oder über einen Skandal gelästert werden kann? Wo fängt Indiskretion an und was kann daraus erwachsen? Ist es nur Unachtsamkeit, Smalltalk und Wichtigtuerei oder gezielte Bösartigkeit und ein Delikt, woraus ein Rauswurf erwachsen kann?

Wie so viele unserer Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Redewendungen gehen Klatsch und Tratsch auf unsere jahrtausendalte Menschheitsgeschichte zurück. Das Überleben der Menschen gelang nur in einer sozialen Gruppe. Als Alleingänger war man unweigerlich dem Tode ausgesetzt. In einen sozialen Verbund integriert und einer Gruppe zugehörig zu sein, ist deshalb ein urmenschliches Bedürfnis. Wer damals Geschichten erzählen konnte, unterhielt nicht nur die Gemeinschaft, sondern gab auch Erfahrung und Wissen weiter, die zur Entwicklung und zum Überleben notwendig waren. Wer heute spannende und amüsante Geschichten erzählen kann, steht im Mittelpunkt.

Klatsch und Tratsch meint im allgemeinen Geplänkel und Plaudern im Bereich der Unterhaltung. Indiskretion hat eine andere Dimension. Sie geschieht nicht in harmloser Absicht, sondern ist ein Vertrauensbruch. Es ist ein Überlegenheitsgefühl, das Menschen gern auskosten, in dem Wissen, dass sie anderen Schaden zufügen können. Tratsch ist harmlos, Indiskretion ist es nicht.

Flurfunk als Gratwanderung

Der Flurfunk gehört in jedem Unternehmen dazu, dient häufig als Regulativ zum Druckabbau und ist kein Problem, solange das Gesagte keinem schadet. Gibt man jedoch inoffizielle, geheime und private Informationen weiter, dann wird dies schnell zum Problem.

Kaum etwas schadet der Karriere mehr, als wenn man als undichte Stelle identifiziert wird. Sollte sich das Getratsche als unwahr herausstellen, wird man als Wichtigtuer, vielleicht sogar als Lügner entlarvt. Es bleibt immer etwas Dreck, den man geworfen hat, an einem selbst kleben. Sind MitarbeiterInnen nicht vertrauenswürdig, diskreditiert sie sich für höhere und vor allem strategische Positionen. Erweisen sie sich jedoch als absolut diskret und zuverlässig, stärken sie ihr Image und empfehlen sich als Gesprächs- und Sparringspartner für Vorgesetzte und EntscheiderInnen.

Dos and Dont‘s?

KollegInnen dürfen selbstverständlich über vertrauliche Themen in einem Kreis von Eingeweihten sprechen. Allerdings ist darauf zu achten, wo das Gespräch stattfindet. Am geeignetsten dafür ist ein geschützter Raum, also einer ohne „Ohren“. Dazu eignen sich folglich weder Restaurants noch öffentliche Verkehrsmittel noch Wartezonen am Flughafen. Häufig lassen sich in der Warteschlange zum Check-in oder im Handybereich des Zuges interne, zum Teil strategische Gespräch mit anhören.

Gerade vor Messen beispielsweise, wenn das Fachpublikum anreist, stehen Mitbewerber in unmittelbarer Nähe. Es lässt sich gar nicht vermeiden, den Austausch zu Kunden und Vorgesetzten mitzuhören. Gleiches gilt für die Zugfahrt. Auch hier können MitfahrerInnen ungewollt interessante Gespräche mitbekommen, in denen es sich um Debakel und Unzulänglichkeiten der eigenen Firma und um Kommentare zu Mitbewerbern handelt. Das muss nicht zu einer Katastrophe führen, gehört aber nicht in den öffentlichen Raum und wenn, dann nicht in Mithörlautstärke. Vertrauliche Informationen sollten auch immer im Vertrauen behandelt werden, auch wenn sie bereits durch indiskrete KollegInnen an jemanden herangetragen wurden. Das ist kein Freifahrtschein, diese weiterzureichen.

Sollen vertrauliche Informationen aus gutem Grund weitergeben werden, ist zu beachten, bei wem diese gut aufgehoben sind und ob mit der Weitergabe kein Risiko eingegangen wird. Insbesondere die Verschwiegenheit der Bezugsperson ist zu beachten.

Wie steht es um die Diskretion von Vorgesetzten gegenüber ihren Mitarbeitenden? Verschwiegenheit gilt für alle, ganz gleich auf welcher Hierarchiestufe sich die Person befindet. Führungspersonen haben Vorbildfunktion, daher haben sie mit gutem Beispiel voranzugehen. Sollten Indiskretionen von Mitarbeitenden bekannt werden, sollte die Person zu einem Vieraugengespräch geladen werden, um auf den Vertrauensbruch und auf mögliche Konsequenzen hinzuweisen. Je nach Grad des Vertrauensbruchs kann es zu einer Abmahnung bis hin zu einer Kündigung kommen.

Umgang mit Indiskretion

Es besteht ein Vorwurf gegenüber einer Person, vertrauliche Informationen weitergegeben zu haben:

  • Der Vorwurf stimmt – Zu leugnen macht die Sache nur schlimmer. Eine Entschuldigung und das Gestehen des Fehlverhaltens sind gefordert. Wenn es sein muss, auch öffentlich. Die Person sollte sachlich bleiben und erklären, wie es dazu kommen konnte und wie sie zukünftig diesen Fehler vermeiden will. Es ist zu empfehlen, dabei bei den Fakten zu bleiben und möglichst souverän aufzutreten, aber nicht überheblich.
  • Der Vorwurf stimmt nicht – Es gilt, die Vorwürfe sofort entschieden zurückzuweisen. Betroffene sollten erläutern, warum sie keine Indiskretionen begehen und keine Gerüchte streuen. Das muss schnell, klar und unemotional geschehen. Bei einem Zögern entsteht der Verdacht, dass doch etwas dran sein könnte.

Über eine Person wurde getratscht, sie weiß aber nicht wer es war. Um der undichten Stelle auf die Spur zu kommen, helfen einige Fragen:

  • Wer hat Interesse daran, der Person zu schaden?
  • Wer profitiert davon, der Person zu schaden oder ein Gerücht in die Welt zu setzen?
  • Was könnte mit diesem Gerücht bezweckt werden? Richtet es sich gegen den Menschen oder dient es der Profilierung anderer?

Es ist eine Frage der Position, der Relevanz der Indiskretion und der möglichen Konsequenz für den Geschädigten in welchem Umfang er tätig wird und was das für den Tratscher bedeutet. Es kann glimpflich ausgehen, es kann jedoch auch zu einer fristlosen Entlassung kommen und mit finanziellen Strafen einhergehen. In jedem Fall wird es sehr unangenehm für denjenigen, der indiskret wurde.

Fazit

Klatsch und Tratsch gehören zum Arbeitsalltag hinzu und sind meist nicht bedrohlich. Indiskretion hat eine andere Dimension und kann einen die Karriere kosten, sowohl als Verursacher als auch als Betroffener. Je höher die eigene Position angesiedelt ist, desto gefährlicher und justiziabler wird eine mögliche Indiskretion.

Man selbst sollte sich möglichst wenig, bzw. nicht an der Gerüchteküche beteiligen. Der Reiz ist groß, dem eigenen Geltungsbedürfnis nachzugeben und von anderen umworben zu werden. Die Gefahr, dass einem selbst und dem Betroffenen Schaden daraus erwächst, allerdings auch. Um auf der Karriereleiter voranzukommen, gehört absolute Diskretion dazu.

Indiskretion in Unternehmen hat in den letzten Jahren aufgrund von Social Media zugenommen – so die Unternehmensberatung Accenture. Der Grund dafür ist, dass die sozialen Medien dazu verleiten, schnell und unbedacht Vertrauliches auszuplaudern und den Unmut über das Unternehmen kundzutun. Um dem entgegenzuwirken, hilft eine offene und transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden, um somit Gerüchten vorzubeugen. (ys)

www.balogh-coaching.de


Die Autorin:

Britta Balogh ist seit über 20 Jahren als Karrierecoach, Speakerin und Autorin selbstständig.

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