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Hochschule München: Neuer Studiengang zum Thema Supply Managment

Neuer Studiengang zum Thema Supply Management
„Wir haben alle Inhalte hinterfragt und auf Nachhaltigkeit erweitert“

„Wir haben alle Inhalte hinterfragt und auf Nachhaltigkeit erweitert“
Prof. Dr. Florian C. Kleemann ist es wichtig, die wirtschaftlich-gesellschaftlichen Entwicklungen zu begleiten und mitzugestalten. Zudem achten er und sein Team auf einen persönlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden. Bild: Kleemann
Die Hochschule München ist in ihrem Bemühen um die Professionalisierung des Einkaufs einen Schritt weiter gegangen. Sie hat den Master-Studiengang „Digital Procurement & Supply Management“ noch einmal nachgeschärft. Zukünftig wird das Thema „Sustainable“ in allen Bereichen berücksichtigt. Wir fragten Prof. Florian Kleemann, was hinter dem neuen Ausbildungskonzept steckt.

Die Fragen stellte Sabine Schulz-Rohde, Beschaffung aktuell

Beschaffung aktuell: „Digital Sustainable Procurement & Supply Management“ heißt der neue Master-Studiengang Ihres Lehrstuhls an der Hochschule München. Wann starten Sie damit?

Prof. Florian Kleemann: In seiner bisherigen Form „Digital Procurement“ läuft das Programm bereits seit zwei Jahren. Die fachliche Erweiterung um den Aspekt der Nachhaltigkeit erfolgt zum Start des Wintersemesters 2022, also im Oktober. Die Bewerbungsphase für das Vollzeitprogramm läuft den ganzen Mai. Voraussetzung ist neben Begeisterung für den Einkaufsbereich ein guter wirtschaftswissenschaftlicher Bachelor-Abschluss.

Wen möchten Sie mit dem neuen Studiengang erreichen?

Kleemann: Aus der Praxis bekommen wir die Rückmeldung, dass im Einkauf erhebliche Nachwuchsprobleme bestehen – auch, weil der Einkauf gegenüber anderen Fachbereichen noch Wahrnehmungs- und Attraktivitätsdefizite hat. Indem wir bewusst Zukunftsthemen auch in den Namen des Studienprogrammes aufnehmen, möchten wir vor allem diejenigen Studieninteressierten ansprechen, die die Zukunft des Einkaufs aktiv mitgestalten wollen. Dabei stehen konzeptionelle und kommunikative Skills im Vordergrund, da wir davon ausgehen, dass auch genau das die Tätigkeitsfelder sind, die den Einkauf prägen werden.

Wie kam es zu der Idee, aus dem „Digital Procurement“-Master einen „Digital Sustainable Procurement & Supply Manager“ zu machen?

Kleemann: Hier kam eine Reihe von Faktoren zusammen. Zunächst aus dem grundlegenden Anspruch unseres Studienangebotes, sich stark an innovativen Inhalten und Methoden auszurichten – und sich auch dementsprechend stets weiterzuentwickeln. Andererseits sind wir auch überzeugt, dass im Zuge des Klimawandels dem professionellen Lieferkettenmanagement eine immense Bedeutung zukommt: Das eigene Unternehmen hat man meistens „im Griff“, die Lieferanten umso weniger. Dafür brauchen Unternehmen passend ausgebildete Fachkräfte. Diesem absehbaren Bedarf wollten wir gezielt begegnen. Zu guter Letzt kam auch ein starker Impuls aus Studierendenschaft, die sich aus persönlichem Interesse mehr nachhaltigkeitsbezogene Inhalte gewünscht hatten.

Worin unterscheidet sich das neue Angebot von dem Vorhergehenden?

Kleemann: Auch wenn man die Außenwirkung des Programmtitels nicht unterschätzen darf, war uns in jedem Fall wichtig, alle bisherigen Inhalte zu hinterfragen und in Bezug auf Nachhaltigkeit zu erweitern. Bei der Hälfte der Module wird in Zukunft Nachhaltigkeit ein zentrales Element sein, bei den anderen werden gezielt Inhalte angepasst – sonst hätten wir einen „Etikettenschwindel“, das wollte ich vermeiden. So wird Nachhaltigkeit ein Inhalt unserer spezialisierenden Ausbildung, ohne den Einkaufsbezug zu vernachlässigen.

Sie betreten mit dem neuen Schwerpunkt ein bislang noch nicht etabliertes Terrain. Wie schafft man einen Lehrplan, für einen Bereich, von dem selbst die Praktiker oft noch nicht wissen, wie sie zukünftig damit umgehen?

Kleemann: Zunächst mal ist die nachhaltigkeitsbezogene Betrachtung im Supply-Chain-Umfeld keineswegs neu, sie hat nur durch das stark gestiegene Bewusstsein für Auswirkungen des Klimawandels endlich spürbar mehr Aufmerksamkeit erhalten. Es gibt also schon eine Wissensbasis, aus der wir schöpfen können. Auch erfinden wir nicht den Einkauf neu, sondern müssen ihn „nur noch“ gezielter mit den wichtigen Zielen der Nachhaltigkeit verknüpfen. Last but not least: Als Hochschule und ich persönlich als Wissenschaftler vertreten wir den Anspruch, Impulsgeber zu sein, indem wir zentrale wirtschaftlich-gesellschaftliche Entwicklungen begleiten und mitgestalten. Die Ausrichtung unseres Programms erlaubt es uns, relativ kurzfristig Forschungsergebnisse zu generieren und in die Praxis – oder eben Lehre – zu transferieren.

Woher nehmen Sie Ihr Know-how und die Gewissheit, nicht an der Praxis vorbeizulehren?

Kleemann: Ob es an meinem gesunden Selbstvertrauen liegt (lacht)? Im Ernst: Das beginnt zunächst mit persönlicher Erfahrung vieler, auch gezielt dafür ausgewählter Lehrender. Ich selbst zum Beispiel darf immer noch Unternehmen als Berater bei der Einkaufsentwicklung unterstützen und kann so aus „erster Hand“ schöpfen. Daneben haben wir als Hochschule für angewandte Wissenschaften die Verbindung zur Praxis im „Markenkern“. Durch Gastvorträge, Abschlussarbeiten oder modulintegrierte Studienprojekte ergibt sich eine wirklich enge Rückkopplung mit Unternehmen. Zuletzt haben wir auch mit ExpertInnen zu dem Thema, zum Beispiel Yonne Jamal vom Jaro Institut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung, gezielt den Austausch gesucht, um unsere Überlegungen und Planungen zu validieren.

Was machen Sie in Ihrer Lehre anders als andere Studiengänge, die sich ebenfalls mit Supply Management beschäftigen?

Kleemann: Oh, da weiß ich nicht, wie ich das „politisch korrekt“ beantworten soll (zögert). Aber sagen wir es so: Aus dem Feedback unserer bisherigen Studierenden weiß ich, dass die enge Verzahnung mit der Praxis bei dennoch methodisch solidem Fundament sehr geschätzt wird. Zudem achten wir darauf, auch einen persönlichen Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden zu ermöglichen. Daraus ergibt sich eine sehr wertschätzende Kommunikation und eine relativ familiäre Atmosphäre. Zuletzt achten wir sowohl auf inhaltlich als auch methodisch innovative Lehrkonzepte. Ich habe zum Beispiel agile Methoden wie Scrum zur Studienprojektsteuerung genutzt. Im kommenden Semester dürfen die Studierenden als Prüfungsleistung ein Podcast produzieren. Die Liste ließe sich angesichts unseres engagierten Lehrenden-Teams sicher noch lange weiterführen.

Worauf kommt es im Einkauf zukünftig an?

Kleemann: Thematisch werden sicher Digitalisierung und eben Nachhaltigkeit prägend sein. Das steht meiner Ansicht nach auch nicht im Widerspruch zu bisher oft dominanten Zielen der Kosteneinsparung oder der aktuell so präsenten Versorgungssicherheit. Vielmehr sehe ich eine erfolgreiche Bewältigung dieser und weiterer aufkommender Herausforderungen als Chance für den Einkauf, sich seiner Bedeutung entsprechend zu positionieren. Um das zu erreichen, brauchen wir alle Beteiligten der Einkaufs-Community. Lehrende, die sich engagieren. Führungskräfte, die begeistern und auch mal neue Wege gehen. Kolleginnen und Kollegen, die Spaß daran haben, positiv über ihre Tätigkeit zu berichten. Ein Fachmagazin wie „Beschaffung aktuell“, das zukunftsorientierten Themen Raum gibt (zwinkert). Kurz gesagt: Den Schlüssel zur Weiterentwicklung des Einkaufs und von dessen Wahrnehmung haben wir alle ein Stück weit in der Hand.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Online-Studium im Vergleich zum Präsenzstudium gemacht?

Kleemann: Für mich ist der direkte und persönliche Austausch im Rahmen der Lehre ein wichtiger Motivator. Ehrlicherweise bin ich also kein Fan der Online-Lehre und glaube auch schon im Verlauf der Corona-Pandemie erste, sich daraus ergebende, Kompetenzlücken bei Studierenden festgestellt zu haben, z.B. bei Präsentationen oder im Bereich der Selbstorganisation. Gleichzeitig sehe ich mich nicht als veränderungsresistenten „Besitzstandswahrer“ – ich war mit einer der ersten an unserer Hochschule, der vollwertige Lehrvideos selbst erstellt oder hybride Vorlesungsangebote eingeführt hat. Man könnte sagen: Die Lehrmethoden haben sich insgesamt weiterentwickelt und werden differenzierter eingesetzt. Ich glaube zum Beispiel, dass projektbezogene Formate oft einen nachhaltigeren Wissenszuwachs generieren als Frontalbeschallung mit anschließender Klausur. Letztlich hat sich durch die Pandemie-Folgen ein breiteres Instrumentarium für die Lehre eröffnet. Dieses ausgewogen und bewusst für den jeweils passenden Zweck einzusetzen ist sicher auch ein Zukunftsanspruch an uns Lehrende – nicht nur, aber doch insbesondere für die Ausbildung zukünftiger EinkäuferInnen, gerne bei uns im Master „Digital Sustainable Procurement & Supply Management (grinst).


Digital Sustainable Procurement & Supply Management

Master-Studiengang an der Hochschule München

  • Start: Wintersemester 2022
  • Dauer: 3 Semester
  • Sprache: Deutsch
  • ECTS: 90
  • Zielgruppe: AbsolventInnen eines Bachelors Betriebswirtschaft oder eines vergleichbaren Studiums mit Interesse an den Themengebieten Digital Procurement, nachhaltiger Einkauf und Supply Management.

Mehr Infos:
www.bwl.hm.edu/s/m/dpsm/Master.de.html

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