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Langfristig denken und handeln

Kommentar
Langfristig denken und handeln

Langfristig denken und handeln

China entwickelt ehrgeizige Ziele bezüglich der CO2-Reduktion – schließlich soll bei den Olympischen Winterspielen im Februar 2022 kein Smog den blauen Himmel verdunkeln. Deswegen hat im September die Entwicklungs- und Reformkommission des chinesischen Bezirks Yulin bekannt gegeben, dass der Energieverbrauch reduziert werden muss (Quelle: Deutsche Rohstoffagentur im September 21).

Auf den ersten Blick ist das keine Meldung, die hierzulande Wellen schlägt. Doch diese Maßnahmen betreffen insbesondere die energieintensiven Industrien; und das sind im Bezirk Yulin unter anderem die Magnesiumhersteller. Diese sollen ihre Produktion mindestens noch bis Dezember 2021 drastisch reduzieren oder sogar ganz einstellen. Da in der Region rund 60 Prozent der gesamten chinesischen Magnesiumproduktion angesiedelt ist, steigen als Konsequenz nicht nur die Magnesiumpreise massiv an, auch Versorgungsengpässe werden erwartet.

In Deutschland ist davon besonders die Automobilindustrie betroffen, gerade die, die sowieso schon mit dem Mangel an Halbleitern zu kämpfen hat. Die Tageszeitung
Die Welt schrieb dazu am 13.10.2021 „Chinas Magnesium-Dekret versetzt die deutsche Industrie in Angst“. Einen Tag später warnte die Wirtschaftsvereinigung Metalle in einer Pressemitteilung: „Rohstofflieferengpässe, wie etwa bei Magnesium, haben die Branche fest im Würgegriff … Es drohen sogar völlige Produktionsstopps.“ Das Beispiel belegt deutlich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von China und die damit verbundenen Risiken, insbesondere bei Rohstoffen. Jahrelang hat man wegen günstiger Preise, aber auch aus energie- und klimapolitischen Gründen dem Rückzug der energieintensiven Industrien aus Europa zugesehen. Nun beklagt man die Konsequenzen.

Wer darauf setzt, dass die europäische Politik den chinesische Magnesium-Hahn wieder öffnen kann, wartet vergebens. Es wird Zeit, dass sich europäische Unternehmen ihrer Abhängigkeit bewusstwerden und – auch langfristig gedacht – das Problem selbst angehen. Denn Magnesium gibt es genügend. Doch es fehlen Hütten in Europa, die Magnesium aufbereiten und nach Gebrauch auch recyceln können. Mit Recycling würde eine umweltfreundliche Magnesiummetallproduktionen in Europa auch langfristig sinnvoll werden. Hier könnte die Politik eingreifen, um die notwendigen Rahmenbedingungen zum Bau von Hütteninfrastrukturen in Europa zu schaffen. Doch die Politik wird sich nur ändern, wenn ansässige Unternehmen Eigeninitiative zeigen und ökologisch sowie vorausschauend handeln, um den Ball ins Rollen zu bringen.

Sabine Schulz-Rohde,
Verantwortliche Redakteurin, Beschaffung aktuell

 

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