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Lieferantenmanagement - die Welt steckt voller guter Ideen

Open Innovation: Mit externen Ideen die interne Entwicklung beschleunigen
Die Welt steckt voller guter Ideen – Unternehmen nutzen nur einen Bruchteil

Die Welt steckt voller guter Ideen – Unternehmen nutzen nur einen Bruchteil
Ideen externer Lieferanten einzubeziehen ist eine Aufgabe des Einkaufs. Viel zu häufig werden Erfindungen Dritter erst kritisch beäugt und dann verworfen. (Foto: Rawpixel/Fotolia) Die Autoren Gregory Kochersperger und Xavier Nougues, Partner bei Oliver Wyman
Das sich rasant verändernde Kundenverhalten zwingt Unternehmen heutzutage, sich immer wieder neu zu erfinden und das eigene Leistungsspektrum ständig zu verbessern. Die konsequente Einbeziehung externer Ideen in den internen Entwicklungsprozess könnte die stetig wachsenden Forschungs- und Entwicklungskosten eindämmen. Aber zuerst muss man die internen Prozesse in den Griff bekommen.

Topaktuelle Produkte veralten mittlerweile oft binnen Monaten und nicht mehr binnen Jahren. Unternehmen stützen sich nicht mehr auf Dutzende, sondern Hunderte von Patenten. Unterdessen verdoppeln sich die Forschungs- und Entwicklungskosten alle fünf Jahre.

Die entscheidende Frage in diesem kundengetriebenen Entwicklungswettlauf lautet, was letztendlich erfolgreiche Innovatoren vom Wettbewerb abhebt. In Sachen Open Innovation haben Strategen mittlerweile einige Grundregeln für den Praxiseinsatz entwickelt. Vorreitern wie Procter & Gamble dienen sie als Grundlage für erfolgreiche Entwicklungsarbeit.
Dessen ungeachtet führt eine erschreckend hohe Zahl von Unternehmen Fehlschläge bei Innovationen auf externe Faktoren wie Qualitätsmängel bei Lieferanten zurück, obwohl in Wahrheit interne Faktoren den Erfolg vereitelten. Häufig scheitern externe Ideen auch am Fehlen einer Strategie, die festlegt, was im eigenen Betrieb geschehen soll und was sich outsourcen lässt. Im Ergebnis verwerfen Unternehmen großartige Ideen, weil sie diese nicht selbst entwickelt haben, sie ihnen zu riskant erscheinen oder noch nichtvorhandene Ressourcen benötigen würden.
Bevor sich Unternehmen offen generierten Innovationen schmücken können, müssen sie daher zuerst in den Spiegel blicken und ihre internen Prozesse auf Vordermann bringen.
Nachfolgend finden sich drei Lösungsansätze für die gängigsten Herausforderungen:
Nummer 1: Den Beschaffungsprozess neu durchdenken. Geschäftsführer können ihr Management zwar auffordern, Ideen externer Lieferanten in ihre Arbeit einzubeziehen. Doch letztendlich ist es eine Aufgabe des Einkaufs, diese zu identifizieren und für das eigene Unternehmen nutzbar zu machen.
Leider beschränkt sich der Auftrag vieler Einkaufsabteilungen auf eine Reduzierung der Kosten. Weniger als die Hälfte der Euro-Stoxx-50-Unternehmen verfügt über ein internes Innovationsteam, um Lösungen am Markt zu entdecken und die Entwicklung neuer Angebote gemeinsam voranzutreiben. Als Katalysator helfen solche Teams dem Einkauf einzuschätzen, ob sich aus einer Entwicklung am Markt die Notwendigkeit ergibt, selbst tätig zu werden oder nicht. Darüber hinaus fördern Innovationsteams die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, beispielsweise mit den Bereichen Finanzen, Recht und Marketing.
Nummer 2: Auf neue Formen der Zusammenarbeit setzen. Viele Unternehmen haben bislang versucht, den Open-Innovation-Ansatz über Wettbewerbe mit Lieferanten und Hochschulen mit Leben zu füllen. Doch damit kratzten sie nur an der Oberfläche dessen, was machbar ist.
Über digitale Plattformen können Unternehmen heute Hunderttausende Köpfe auf der ganzen Welt erreichen. Virtuelle Marktplätze für Ideen verbinden Menschen und damit auch Kunden, die noch nie zuvor Kontakt miteinander hatten. Gemeinsam können diese nicht nur kleinere Herausforderungen, sondern auch große strategische Hindernisse aus dem Weg räumen. Jeden Tag bringt beispielsweise die in Massachusetts ansässige Crowdsourcing-Plattform InnoCentive Tausende Lösungssuchende mit mehr als 200 000 Problemlösern zusammen.
Nummer 3: Eine offene Kultur schaffen. Viel zu häufig werden Erfindungen Dritter vom mittleren Management erst kritisch beäugt und dann verworfen; letztendlich greift sie dann ein cleverer Wettbewerber auf. Die Ursache für ein solches Verhalten liegt in der Regel in der jeweiligen Unternehmenskultur. Einige Unternehmen versuchen tendenziell alle in ihren Produkten genutzten Patente selbst in der Hand zu behalten. Andere lehnen Innovationen von außen mit Blick auf eventuelle rechtliche Probleme ab.
Open-Innovation-Strategien können nur dann funktionieren, wenn sie die unterschiedlichen Unternehmenskulturen und die verschiedenen Verhaltensweisen der dort arbeitenden Menschen berücksichtigen. Unter dieser Voraussetzung profitieren aber selbst besonders risikoaverse Unternehmen hiervon. In einem ersten Schritt können sie beispielsweise die eigenen Stärken festlegen. Daraufhin werden Mitarbeiter beauftragt, Wege zu finden, um hierzu passende externe Ideen zu entdecken und abteilungsübergreifend bewerten zu lassen.
Manche Unternehmen erkennen das brach liegende Potenzial in Sachen Open Innovation erst infolge eines Fehlschlags mit einem neuen Produkt. So lange sollten Führungskräfte keinesfalls warten. Mit einer zielgerichteten Analyse lässt sich aufzeigen, in welchem Maß eigensinniges Verhalten im Innern Innovationen von außen daran hindert, Wachstum und Profitabilität zu steigern. Solche Verbesserungen bringen im Übrigen oft genauso viel, wenn nicht sogar mehr, als konventionelle Initiativen zur Kostenreduzierung.

Drei Fragen, die sich Unternehmen stellen sollten
Die folgenden drei Fragen zeigen, ob Unternehmen die richtige Strategie, das passende Lieferantenmanagement und die entsprechende Organisation besitzen, um herausragende externe Ideen intern zu nutzen:
  • Inwieweit ist die Beschaffungsstrategie auf die entscheidenden Werttreiber für das operative Geschäft abgestimmt?
  • In welchem Maß fördert und nutzt das Unternehmen Innovationen von Lieferanten zum eigenen Vorteil?
  • Verfügt das Unternehmen über die notwendigen organisatorischen Rahmenbedingungen, um mit dem Open- Innovation-Ansatz nachhaltige Ergebnisse zu erzielen?

  • Innovationsnetzwerke

    Neu gedacht

    Unternehmen sollten ihr Netzwerk verbreitern und öffnen, um bestmögliche Ergebnisse bei Innovationen zu erzielen:
    1. Universitäten
    Bei führenden akademischen Institutionen sowie Start-ups können F&E-Abteilungen Technologien und Innovationen mit einem Bezug zu eigenen Kerntechnologien und -produkten identifizieren und sie für das eigene Unternehmen nutzbar machen.
    2. Digitale Plattformen
    Digitale Plattformen sind soweit ausgereift, dass Unternehmen über sie auf einfache Art und Weise einen Zugang zu den besten Ideen von nahezu einer Million Studenten, Ingenieuren und Wissenschaftlern erhalten können.
    3. Lieferanten
    Unternehmen sollten ein umfassendes Relationship-Management für ihre zehn bis zwanzig wichtigsten Lieferanten aufsetzen und auf dieser Basis die Zusammenarbeit und den direkten Austausch mit den zuständigen Geschäftsbereichen fördern. Voraussetzung: Die strategischen Lieferanten betrachten sie gleichfalls als besonders wichtige Kunden.
    4. Kunden
    Mithilfe regelmäßiger Umfragen lässt sich herausfinden, ob Kunden den Mehrwert bei marktgängigen Produkten bemerken, der nicht zuletzt auf Innovationen und Technologien von Lieferanten basiert. Im Gegenzug können auch Kunden durch die Etablierung von Feedback-Kanälen ihre Innovationsvorschläge unterbreiten.
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