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Intralogistik-Konzern Jungheinrich weiter auf Wachstumskurs

Geschäftsbericht Jungheinrich 2017
Intralogistik-Konzern Jungheinrich weiter auf Wachstumskurs

Intralogistik-Konzern Jungheinrich weiter auf Wachstumskurs
Hans-Georg Frey – Vorstandsvorsitzender des Jungheinrich-Konzerns sieht das Unternehmen auf einem guten Weg zum 4 Mrd. Euro Jahresumsatz für das Jahr 2020. Bild: obs/Jungheinrich AG

Für den Hamburger Staplerhersteller Jungheinrich ging es 2017 weiter aufwärts. Das berichtete Dr. Volker Hues, Mitglied des Vorstandes, Finanzen anlässlich der Bilanzpräsentation für 2017. Dank der starken Nachfrage steigerte das MDAX-Unternehmen seinen Umsatz um 11,3 Prozent auf 3,44 Milliarden Euro.

Zuwächse kamen insbesondere aus Deutschland, Frankreich, Russland und Italien. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 10,2 Prozent auf 259 Millionen Euro zu.

Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Frey nennt als Grund für die positive Entwicklung folgende Faktoren: „Unsere strategische Aufstellung insbesondere bei den Megatrends Elektromobilität sowie Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung verschafft uns einen großen Vorteil. Dank unserer brancheneinmaligen Energie-Expertise konnten wir 2017 den größten Fahrzeugauftrag der Firmengeschichte gewinnen – über 1.000 Fahrzeuge, alle ausgestattet mit Lithium-Ionen-Technologie. […] Damit wurden erneut wichtige Meilensteine auf dem Weg zu unserem Ziel von 4 Mrd. € Jahresumsatz für das Jahr 2020 genommen.“

Der Einkauf bei Jungheinrich

Der Einkauf im Jungheinrich-Konzern ist nach Warengruppen organisiert. Alle Einkaufsbedarfe werden über ein konzernweites Warengruppenmanagement, das vierzig Hauptwarengruppen umfasst, strukturiert. Ergänzend kommen zehn weitere Hauptwarengruppen hinzu, die die Nachserienbedarfe bündeln.

Das Einkaufsvolumen des Jungheinrich-Konzerns erhöhte sich im Jahr 2017 um 15 % und belief sich auf 2.175 Mio. Euro (Vorjahr: 1.885 Mio. Euro) und gliederte sich in Produktionsmaterial inklusive Nachserienmaterial, Handelsware und indirektes Material.

Grundsätzlich werden sämtliche Bedarfe über das konzernweite Warengruppenmanagement gesteuert. Dabei gewährleistet eine langfristig angelegte und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Einkaufsstrategie kostenoptimale Einkaufskonditionen bei der Beschaffung. Der Einsatz eines fundierten Cost Engineerings und eine ganzheitliche Kostenbetrachtung untermauern diesen Ansatz. Eine konsequente, funktionsübergreifende Zusammenarbeit bei allen Entwicklungs- und Beschaffungsprozessen sichert darüber hinaus die Realisierung von Einsparpotenzialen über die gesamte Wertschöpfungskette.

Etwas mehr als 90 Prozent des Einkaufsvolumens entfielen 2017 auf Europa. Dies ist zum einen auf die starke Präsenz des Unternehmens in dieser Region zurückzuführen. Zum anderen befinden sich die meisten Produktionsstandorte in Deutschland.

Die umsatzstärksten Warengruppen waren Batterien mit 246 Mio. Euro (Vorjahr: 196 Mio. Euro ), Lagereinrichtungen mit 150 Mio. Euro (Vorjahr: 116 Mio. Euro ), Stahlbaugruppen mit 125 Mio. Euro (Vorjahr: 114 Mio. Euro ), elektrische Antriebsstränge mit 115 Mio. Euro (Vorjahr: 112 Mio. Euro ) sowie externe Dienstleistungen mit 111 Mio. Euro (Vorjahr: 104 Mio. Euro ).

Insbesondere die Warengruppen Batterien und Lagereinrichtungen verzeichneten überproportionale Steigerungen. Dies ist das Ergebnis der strategischen Ausrichtung des Unternehmens im Rahmen der e-Mobility und als ganzheitlicher Lösungsanbieter für Logistiksysteme.

Einkaufscontrolling

Das Einkaufscontrolling hat bei Jungheinrich laut eigenen Angaben einen hohen Stellenwert. Herzstück des Einkaufscontrollings ist das Einkaufscockpit, in dem alle relevanten Kennzahlen zusammenlaufen. Es basiert auf SAP-BI (Business Intelligence) bzw. SAP-BW (Business Warehouse) und bildet die Klammer von der Strategieentwicklung bis zur Messung der durchgeführten Maßnahmen und Ergebnisse.

Wichtigster Bestandteil des Berichtswesens ist die Kennzahl der Materialkostenveränderungen, die den Ergebniseinfluss auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung widerspiegelt. Die aus externen Einflussfaktoren wie Währungskurs- und Rohstoffpreisveränderungen resultierenden Preiseffekte werden ebenfalls gemessen und bei Einkaufsentscheidungen berücksichtigt.

Vertragsmanagement

Um den vielfältigen Anforderungen eines modernen Vertragsmanagements in der Praxis gerecht zu werden, wurde das Vertragsmanagement neu konzipiert. Dabei lag der Fokus neben dem Aufbau einheitlicher vertraglicher Standards auf Basis von modularen Vertragsdokumenten auch auf der Etablierung einer IT-gestützten Vertragserstellung und -ablage.

Durch die Neugestaltung wurde die Grundlage für eine weitere Erhöhung der Rahmenvertragsquote geschaffen. Die IT-gestützte Vertragserstellung sowie die Vereinfachung der Vertragstexte verkürzen zudem die Bearbeitung.

Auftrag über 1000 Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Technik

2017 waren 95 Prozent aller Jungheinrich-Stapler elektrisch, davon haben bisher nur fünf Prozent die LI-Technologie im Einsatz. Langsam zeichnet sich allerdings ein Wandel ab: 2017 hat Jungheinrich mehr als 5800 Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien verkauft, das entspricht einer Verzehnfachung innerhalb von zwei Jahren.

Bei dem von Frey angesprochene Auftrag über 1000 LI-Fahrzeuge handelt es sich laut Handelsblatt um einen großen US-Retailer. Nun geht der Firmenchef noch einen Schritt weiter, wie das Handelsblatt exklusiv erfuhr:

„Ab Mitte 2018 wird Jungheinrich eine neue Lithium-Ionen-Zelle in seinen Batteriesystemen einsetzen, die nur für das im M-Dax notierte Unternehmen gefertigt wird. Dabei setzt Jungheinrich bei der Zellchemie auf sicheres Lithium-Eisen-Phosphat, das ohne den knappen Rohstoff Kobalt auskommt.“ Quelle: handelsblatt.com

Auszüge aus dem Jungheinrich-Geschäftsbericht 2017

Markt

Der Weltmarkt für Flurförderzeuge wies 2017 mit 18 Prozent beziehungsweise 213 Tsd. Flurförderzeugen ein sehr starkes Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf. Die Hälfte davon war auf die extrem starke Nachfrage im chinesischen Markt zurückzuführen, die um 39 Prozent kletterte. Hier waren insbesondere die stark gestiegenen Bestellungen für verbrennungsmotorische Gegengewichtsstapler von Bedeutung. Ohne Berücksichtigung von China wuchs der Weltmarkt um 12 Prozent. Auch der gute Anstieg des Marktvolumens in Nordamerika um 11 Prozent war zu etwas mehr als 50 Prozent auf die höhere Nachfrage nach Staplern mit verbrennungsmotorischem Antrieb zurückzuführen. In Europa, dem Kernmarkt für Jungheinrich, legte die Nachfrage um 12 Prozent zu, mit einem Plus von 10 Prozent in Westeuropa und 20 Prozent in Osteuropa.

Auftragseingang und Auftragsbestand

Der stückzahlbezogene Auftragseingang im Neugeschäft, der die Bestellungen für Neufahrzeuge einschließlich der für Mietgeräte enthält, lag mit 123 Tsd. Fahrzeugen um 13 Prozent über dem Vorjahreswert (109 Tsd. Fahrzeuge). Ausschlaggebend hierfür war die stark gestiegene Nachfrage, insbesondere in Europa. Der wertmäßige Auftragseingang, der die Geschäftsfelder Neugeschäft, Miete und Gebrauchtgeräte sowie Kundendienst umfasst, übertraf mit 3.560 Mio. Euro den Vorjahreswert (3.220 Mio. Euro) um 11 Prozent beziehungsweise 340 Mio. Euro. Rund ein Viertel davon war auf die höhere Nachfrage nach Logistiksystemlösungen zurückzuführen. Der Auftragsbestand des Neugeschäftes zum 31. Dezember 2017 belief sich auf 692 Mio. Euro (Vorjahr: 610 Mio. Euro). Die Auftragsreichweite lag damit bei vier Monaten.

Umsatz

Der Konzernumsatz erreichte 3.435 Mio Euro und stieg damit um 11 Prozent beziehungsweise 350 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr (3.085 Mio. Euro) an. Auf Europa entfielen 88 Prozent (Vorjahr: 87 Prozent) der Umsatzerlöse. Dort wurden die Zuwächse von Steigerungen in Deutschland, Frankreich, Russland und Italien getragen. Die Auslandsumsätze legten um 11 Prozent auf 2.584 Mio. Euro (Vorjahr: 2.332 Mio. Euro) zu, entsprechend lag die Auslandsquote bei 75 Prozent (Vorjahr: 76 Prozent). Die Umsatzerlöse außerhalb Europas erreichten 415 Mio. Euro (Vorjahr: 403 Mio. Euro). Das entspricht einem Anteil am Konzernumsatz von 12 Prozent (Vorjahr: 13 Prozent).

Ergebnis

Das EBIT erhöhte sich um 24 Mio. Euro bzw. 10 Prozent auf 259 Mio. Euro (Vorjahr: 235 Mio. Euro). Die EBIT-Rendite erreichte mit 7,5 Prozent nicht ganz das Niveau des Vorjahres (7,6 Prozent). Das EBT lag mit 243 Mio. Euro um 13 Prozent über dem Vorjahr (216 Mio. Euro). Die EBT-Rendite erreichte 7,1 Prozent (Vorjahr: 7,0 Prozent). Das Ergebnis nach Steuern erhöhte sich um 28 Mio. Euro beziehungsweise 18 Prozent auf 182 Mio. Euro (Vorjahr: 154 Mio. Euro) und das Ergebnis je Vorzugsaktie entsprechend auf 1,80 Euro (Vorjahr: 1,52 Euro).

Forschung und Entwicklung

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) – einschließlich der Inanspruchnahme von Leistungen Dritter – sind mit 77 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr (62 Mio. €) erneut gestiegen. Dies entspricht 5,3 Prozent (Vorjahr: 4,9 Prozent) des F&E-relevanten Umsatzes mit Neufahrzeugen.

Mitarbeiter

Im Berichtsjahr hat der Jungheinrich-Konzern seine Personalkapazität erweitert und dabei hauptsächlich den Vertrieb in Europa gestärkt. Am 31. Dezember 2017 waren 16.248 (Vorjahr: 15.010) Mitarbeiter im Konzern beschäftigt. Das entspricht einem Anstieg um 8 Prozent beziehungsweise 1.238 Beschäftigte. In Europa verzeichneten die Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Polen, Italien, Großbritannien und Frankreich die höchsten Mitarbeiterzugänge. Außerhalb Europas wurde insbesondere der Vertrieb in Brasilien personell verstärkt. Für Jungheinrich waren zum 31. Dezember 2017 in der Region Hamburg 3.192 Mitarbeiter, davon 1.184 in Hamburg beschäftigt.

Markteinschätzung und Prognose für 2018

In Anbetracht der weltweit positiven Konjunkturindikatoren erwartet Jungheinrich, dass der Weltmarkt für Flurförderzeuge 2018 im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich wächst. In einzelnen Märkten wird sogar ein höheres Wachstum für möglich gehalten. Auch in Europa geht Jungheinrich von einem Anstieg des Marktvolumens im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich aus.

Unter Berücksichtigung des zuvor beschriebenen Konjunktur- und Branchenausblickes erwartet Jungheinrich für 2018 einen Auftragseingang zwischen 3,75 Mrd. Euro und 3,85 Mrd. Euro (2017: 3,56 Mrd. Euro). Angestrebt wird eine leichte Verbesserung des Marktanteiles in Europa (2017: 21,5 Prozent) an. Der Konzernumsatz dürfte sich innerhalb einer Bandbreite von 3,6 Mrd. Euro bis 3,7 Mrd. Euro (2017: 3,44 Mrd. Euro) bewegen. (sas)

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