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OCR-Technologie reduziert Datenfehler
Wie die mobile Texterkennung die Intralogistik digitalisiert

Die klassische Fabrik hat sich vielerorts zur Smart Factory gewandelt – mit Auswirkungen auf die Intralogistik und den Warenein- bzw. -ausgang. Gerade an Schnittstellen zwischen Abteilungen entstehen neue Herausforderungen. Hier gilt es, auf Effizienz zu achten und Prozesse zu automatisieren. Mithilfe einer mobilen Texterkennung können Abläufe besser austariert und Prozesse zeitlich optimiert werden.

Effektivität entsteht in der Intralogistik immer stärker durch Vernetzung und Automation. Nicht zuletzt gilt es dabei, eine fehlerfreie Weitergabe von Informationen sicherzustellen. Dass dies nicht immer gelingt, fällt spätestens dann auf, wenn sich Fehler häufen und der manuelle Aufwand zunimmt, z. B. Regallager nicht frei sind oder falsche Ware zu spät erkannt wird. Technische Lösungen können in diesen Fällen helfen. Mit einer zweckdienlichen Integration von Systemen an unternehmensinternen Schnittstellen lassen sich Effizienzpotenziale der Intralogistik heben.

Ein Anwendungsbeispiel

Mit diesem Wunsch trat Tyrolit, ein Unternehmen für Schleifmittel, an uns heran. Obwohl Wareneingang und Lagerlogistik oft digitalisierte Prozesse sind, gibt es auch Unternehmen, bei denen diese teilweise noch mittels schriftlicher Unterlagen ablaufen. Der Umgang mit Daten und Informationen erfordert jedoch ein hohes Maß an Präzision. Die Übertragung von Informationen in Papierform ist dahingegen fehleranfällig, kann zu Lücken und am Ende gar zu großen Verzögerungen führen. Wenn z. B. falsche Ware bereits entladen ist, bedeutet das für alle Beteiligten Zeit- und Ressourcenaufwand. Die Digitalisierung dieser Abläufe hilft, solche Situationen zu verhindern.

Im Fall Tyrolit wurden Mitarbeiter mit mobilen und damit überall einsetzbaren Apple-Geräten als Arbeitswerkzeuge ausgestattet. Diese versah man mit einer in ihre SAP-Fiori-Anwendung integrierten OCR-Lösung. Optical Character Recognition, kurz OCR, meint nichts anderes als Texterkennung. Doch statt Symbole, Zeichen und Buchstaben nur wiederzugeben, wandelt die Technologie diese in digital verwertbare Informationen um. Der Vorteil gegenüber anderen technischen Lösungen wie Barcode-Scannern und RFIDs liegt in der Lesbarkeit. Barcodes und RFIDs können nicht vom Menschen gelesen werden. Ohne einen dedizierten Scanner werden sie nahezu unbrauchbar. Das macht sie anfälliger. Gibt es beispielsweise eine Störung mit den Barcode-Scannern, können Probleme wie Verzögerungen beim Wareneingang eine Folge sein. OCR-Technologie benötigt hingegen kein dezidiertes Gerät. Als Software kann sie in App-Form auf jedem Handy genutzt werden. Ein Smartphone, das auch für interne Kommunikation oder andere Arbeiten genutzt werden kann, ist schließlich zu fast jedem Zeitpunkt innerhalb der Supply Chain zur Hand. Verzögerungen durch nicht funktionsfähige Scanner werden so minimiert.

OCR mit mehr Vorteilen

Der Vorteil der OCR-Technologie liegt darüber hinaus auch in Ihrer Universalität. Der Barcode-Scanner kann Barcodes lesen. Die Möglichkeiten von OCR sind größer. Gescannt werden können Versandcontainernummern, Frachtbriefe wie auch Chargennummern, die Kennzeichen der Fahrzeuge oder die Führerscheine der Fahrer. Die Anzahl der Beispiele illustriert zugleich die ständig wachsenden Anwendungsbereiche dieser Technologie innerhalb der Logistik. Koppelt man alle Informationen, die mittels OCR in einer Supply-Chain gesammelt werden können, z. B. mit einem SAP-System, können diese Daten natürlich auch zur Effizienzsteigerung innerhalb der Supply Chain genutzt werden. Einen ersten Ansatz hierfür wurde auch bei Tyrolit umgesetzt. Während die Mitarbeiter Chargennummern in Sekundenbruchteilen scannen, findet zeitgleich eine Abfrage statt. Scan-Daten werden automatisch an das zentrale SAP-System gesendet, das an die iOS-Geräte sofort übermittelt, ob die gelieferte Ware auch die erwartete ist. So können, zugleich mit der Reduktion redundanter Arbeit, Fehler innerhalb des Materialflusses geortet und Folgefehler ausgeschlossen werden.

Kopplung von OCR und KI

Durch die Integration von Künstlicher Intelligenz in diese Abläufe kann man eine sogenannte selbst korrigierende Supply Chain aufbauen. Diese führt zeitraubende manuelle Aufarbeitung schlechter Daten und das Korrigieren von Datenfehlern für Einkäufer oder Logistik-Manager automatisiert durch. OCR mindert die menschlichen Fehler z. B. bei der Eingabe, die KI wiederum bereinigt Fehler, egal ob in Klassifizierungscodes, Identifikatoren, Beschreibungen oder Steuerungsvariablen. Da alle Daten miteinander verbunden sind, führt ein Fehler in einem Feld schnell zu Fehlern in anderen Feldern. Darin liegt ein Vorteil der KI-gesteuerten Selbstkorrektur. Löst sie eine Daten-Anomalie, werden Tausende damit korrespondierende Anomalien beseitige.

Der mittels OCR-Technologie gehobene Datenschatz kann in Verbindung mit KI auch maschinelle Lernprozesse umsetzen, die das Wissen, um das Entstehen der Fehler stetig erweitern. Zugleich können diese Lernprozesse auch Zwischenlagerungen optimieren. Material, das kurzfristig verstaut werden muss, kann vom System erkannt und schnellstmöglich zum Endziel transportiert werden. Gerade in Situationen, in denen durch Störung oder Verspätung der Gesamtablauf verändert wird, werden dann Folgeprozesse automatisch und rechtzeitig auf die Verspätungen abgestimmt.

Überall dort, wo Zeichen und Symbole innerhalb der Logistik zum Einsatz kommen, entstehen neue Anwendungsbereiche mobiler Texterkennung. Egal ob bei Serien- und Behälternummern oder gar Nummernschildern. Ein Use Case für OCR-Technologie ist beispielsweise die Zufahrtskontrolle. Wird eine registrierte Nummer an Behältern oder Fahrzeugen erkannt, erfolgt die Türöffnung automatisch. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die Verfolgen von Waren.

Die Möglichkeiten erweitern sich stetig

Gerade, da auch hier der Vorteil gegenüber Barcode-Aufklebern und RFIDs deutlich wird. Versandbehälter müssen Wetter- und Transportbedingungen standhalten. Gedruckte Barcode-Aufkleber können jedoch durch Wetterbedingungen beschädigt und RFIDs während des Transports verloren bzw. beschädigt werden. Außen angebrachte ID-Nummern, die in jeder Form OCR-kompatibel sind, stellen sicher, dass Sie den Container auch dann noch identifizieren können, wenn er sein Ziel erreicht. Zugleich reduziert das den Druck von Barcodes und Etiketten. Ein ökologischer Vorteil. Diesen ökologischen Gedanken kann man noch weiter ausbauen, so viel sei angemerkt, wenn man auf mobile statt stationäre OCR-Lösungen setzt, da diese lediglich einen minimalen technischen Aufwand wie Smartphones bedeutet und somit ressourcenschonender sind als z. B. der Ausbau ganzer Scanning-Gates.

Informations- und Kommunikationsprozesse laufen auch in der Intralogistik nicht immer reibungslos, schließlich sind meist mehrere Abteilungen aber auch externe Dienstleister involviert. OCR-Technologie setzt hier an und bietet eine einheitliche Methode zum Sammeln und Übertragen kritischer Daten. Die Digitalisierung sorgt dafür, dass diese Scan-Technologie nicht länger nur in Spezialsystemen funktioniert, sondern bereits jetzt eine einfach integrierbare Lösung ist. Alle technischen Potenziale sind sicher noch nicht ausgeschöpft. Die Möglichkeiten der mobilen Texterkennung für die Logistik werden dementsprechend bereits heute stetig erweitert.


Der Autor

Jakob Hofer

Jakob Hofer, 30, ist Gründer und CMO des Wiener Unternehmens Anyline. Gemeinsam mit seinem Team entwickelt er eine gleichnamige Texterkennungssoftware (Optical Character Recognition, OCR), die sich in andere Software und Apps integrieren lässt. Unternehmen wie Canon, Swisscom, Porsche Austria, Red Bull Mobile und Tyrolit verwenden bereits Anyline- Technologie. Das internationale Forschungsinstitut Gartner wählte die Lösung für Tyrolit zu den Top 5 Cool Vendors im Bereich „Supply Chain Execution“.


Jakob Hofer,

CMO bei Anyline

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