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Coworking auf Geschäftsreisen - diese Angebote gibt es

Unterwegs flexibel arbeiten
Coworking auf Geschäftsreisen

Coworking auf Geschäftsreisen
Gerade nicht im Büro? Inzwischen gibt es flexible Angebote für die Arbeitsgestaltung, auch auf Geschäftsreisen. Bild: Airbnb
Wer geschäftlich reist, will und muss oft unterwegs arbeiten. Eine Möglichkeit bieten Coworking-Spaces. Nicht nur Freiberufler und Start-ups können profitieren, sondern auch berufliche Nomaden.

Das eigene Büro mit vier Wänden und abweisend verschlossener Tür hat vielerorts ausgedient. In den letzten Jahren sind wieder Großraumbüros im Trend. Coworking geht noch einen Schritt weiter. Das Konzept, das aus dem Englischen übersetzt „Zusammenarbeiten“ heißt, beschreibt das gemeinsame Arbeiten mit Anderen. Dabei steht die Community im Vordergrund, also die Idee, dass alle mit- und voneinander lernen können. Das Angebot hat sich in den letzten Jahren ausgeweitet, und umfasst neben den bekannten Zielgruppen wie Start-ups und Freiberufler auch Konzepte, die Geschäftsreisenden und Angestellten zugute kommen können.

Flexibel in Deutschland und China

„Wir nutzen sowohl hier in Berlin als auch an unserem Standort in China Coworking-Spaces“, sagt Jonas Haring, Gründer und CEO des Start-ups Neuform, das für die Beschaffung von Dreh- und Frästeilen in China eine digitale Plattform bietet (siehe Seite 26 und 27 diese Ausgabe). Für ihn stand bei der Entscheidung für Coworking die Einfachheit im Vordergrund. Das gilt vor allem für die drei Mitarbeiter, die in China sitzen. Er erklärt: „Als ausländische Firma ist es in China am Anfang organisatorisch einfacher, über einen Coworking-Anbieter Räume zu mieten, verglichen mit der eigenen Anmietung von Gewerbeflächen.“ Auch die Flexibilität ist für Haring ein wichtiges Argument. „Wir wollen uns so früh noch nicht an Räume binden. Außerdem lohnt sich der Aufwand, eine eigene Immobilie zu mieten, meiner Meinung nach erst ab circa zehn Mitarbeitern“, sagt er.

Zusätzlich sieht Haring Vorteile des Konzepts darin, dass Infrastrukturen wie Wlan oder Stromanschüsse gestellt und nicht selbst betreut werden müssen, dass Konferenzräume einfach zu buchen sind und dass in den Büros ein gutes Arbeitsumfeld herrscht. Nur einige Punkte bemängelt er:: „Wenn das Internet mal nicht funktioniert, ist man natürlich von dem Anbieter abhängig. Außerdem kommt es vor, dass es phasenweise zu unruhig im Büro wird, wenn viel los ist.“ Wie für viele Start-ups stellt das Coworking für Neuform ein Sprungbrett dar – skaliert sich das Start-up stärker, werden es laut Haring dann nach eigenen Räumen suchen.

Kein einfaches Geschäft

300 Anbieter sollen es hierzulande im Coworking-Bereich laut dem Magazin „Der Spiegel“ sein. Platzhirsch auf dem Gebiet ist IWG, früher Regus, der Büroräume in 900 Städten in 120 Ländern vermietet. Auch die deutschlandweit vertretenen Design Offices und der Berliner Anbieter Betahaus sind ein Begriff.

Ein weiterer Anbieter von Coworking-Räumen weltweit ist auch das 2010 gegründete Start-up Wework. Das US-Unternehmen wurde Anfang des Jahres noch auf 47 Milliarden US-Dollar geschätzt. Danach veröffentlichte Zahlen zeigten, dass Wework finanzielle Verluste einstecken musste – und dass Gründer und CEO Adam Neumann es mit der Geschäftsethik nicht so genau nahm. Gerettet wurde Wework vom Investor Softbank. In diesem Deal wurde das Unternehmen mit nunmehr acht Milliarden US-Dollar bewertet.

Der Fall zeigt, dass eine gute Geschäftsidee nicht zwangsläufig zu wirtschaftlichem Erfolg führen muss – und dass der Coworking-Markt kein einfacher ist. Die „Welt“ publizierte vor wenigen Wochen einen Artikel, in dem der Autor vermutet, dass der Boom um die gemeinsamen Arbeitsplätze bald vorbei sein könne, da der Markt übersättigt sei.

Das lukrative Modell Coworking

Der Clou bei der Coworking-Vermietung ist laut der „Morgenpost“ der, dass ein Quadratmeter gerne mal 200 Euro kosten kann; eine „normale“ Büromiete schlage im Vergleich mit bis zu 35 Euro zu buche. Die meisten Anbieter arbeiten mit Monats-Flatrates für einen festen Schreibtisch oder aber einen „Hot Desk“, also einem Schreibtisch im Großraum, den man sich nach dem „Wer zuerst kommt“-Prinzip täglich aussuchen darf. Gut eignet sich das Angebot damit für unabhängig bleiben wollende, kleine Start-ups wie Neuform oder aber Freiberufler, die sonst ein wenig einsam im Home Office sitzen würden. Für sie lohnt die Miete für eine Geschäftsimmobilie oft nicht.

Für Nomaden und Geschäftsreisende

Einige Anbieter offerieren zusätzlich Tagestickets mit Preisen um die 30 Euro, und hier kann es auch für Geschäftsreisende interessant werden. Anstatt auf Reisen im Hotel mit fragwürdigen Internetverbindungen zu kämpfen oder gar an Bahnhöfen auf der eiskalten Wartebank seinen Laptop zu balancieren, sind diese Angebote für Reisende eine Möglichkeit, nach Plug-and-play-Prinzip überall in einer Büroatmosphäre zu arbeiten.

Die Deutsche Bahn hat im Sommer dieses Jahres zusammen mit Wework einen Coworking-Space am Berliner Hauptbahnhof getestet. Hier konnten Reisende direkt auf dem Bahnhof einen gemütlichen Sitzplatz ergattern und arbeiten. Nach diesem Piloten wurde es still. Auf Anfrage sagt die Deutsche Bahn, dass es im Moment keine neuen Informationen über das Projekt gäbe.

Knotenpunkt Erfurt zieht Reisende an

Andere sind erfolgreicher. Zum Beispiel Nicole Sennewald, geschäftsführende Gesellschafterin des KrämerLofts, einem Coworking-Space am Erfurter Bahnhof, gut angebunden durch den neuen ICE-Knoten. Die Online-Expertin, der es im Home Office zu einsam wurde, suchte und fand die zentrale, etwas in die Jahre gekommene Immobilie, die sie selbst sanierte. Anders bei den Großanbietern steht hier der Community-Aspekt an erster Stelle. „Wir kennen uns und suchen das Gespräch mit jedem einzelnen“, sagt Sennewald. Zum Programm gehört das gemeinsam gekochte Mittagessen genauso wie monatliche Impulsevents, bei denen Einzelne ihre Projekte vorstellen können.

Hier tummeln sich Gründer, Freiberufler aus der Umgebung wie Weimar und Gotha – aber auch Angestellte und Geschäftsreisende. „Wenn Firmen neue Niederlassungen in der Gegend um Erfurt gründen wollen“, erklärt Sennewald, „dann mieten sich ein oder zwei Angestellten für ein paar Monate im Krämerloft ein, bis sie eigene Büroräume finden, und führen hier ihr Onboarding durch.“ Andere Firmenmitarbeiter nutzen den Coworking-Space als Alternative zum Home Office, weil sie nicht täglich in ihre Firmenniederlassung pendeln wollen oder können.

Reisende nutzen die Räume etwas anders, sagt Sennewald: „Geschäftsreisende mieten sich in einen unserer Meetingräume ein, für ein paar Tage oder eine Woche, um Gespräche mit ihren Kunden zu führen, die hier in der Umgebung sitzen.“Das erspart nicht nur die Fahrten zu einzelnen Kunden, sondern verschafft den Geschäftsreisenden auch eine durchgehende Infrastruktur zum Arbeiten und Präsentieren.

Einsteiger aus anderen Branchen

Es gibt auch andere Unternehmen, die sich dem Thema Coworking aus anderen Bereichen annähern. Ein Beispiel ist Airbnb, das seit 2014 in der Sparte „Airbnb for Work“ ein spezielles Angebot für Geschäftsreisende und Unternehmen im Programm hat. Dabei werden spezielle Unterkünfte hervorgehoben, die andere beruflich Reisende weiterempfohlen haben und über besondere Eigenschaften, wie ein stabiles Wifi-Netzwerk, verfügen. Zusätzlich bietet Airbnb for Work die Möglichkeit, Meetingräume oder Team-Building-Locations zu buchen. Hier wird nicht unbedingt Coworking großgeschrieben, aber dennoch die Flexibilität auf Reisen. Geschäftskunden bekommen bei Airbnb auch Hilfe bei der vorschriftsgerechten Buchung und Abrechnung. Isabelle von Klot als Sprecherin Airbnb der DACH-Region, ergänzt: „Unternehmen können durchschnittlich mit Airbnb for Work im Vergleich zur Buchung von konventionellen Hotels etwa 40 Prozent der Reisekosten einsparen.“

Coworking steht synonym für flexibles Arbeiten und kann nicht nur Start-ups und Freiberuflern Möglichkeiten eröffnen, sondern auch Geschäftsreisenden. Die Entwicklung der Branche und seiner Angebote bleibt auch in der nächsten Zeit spannend.


Sanja Döttling, Redakteurin Beschaffung aktuell

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