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Das rote Gold

Rohstoff des Monats: Kupfer
Das rote Gold

Jeden Monat stellen wir einen Rohstoff, dessen Märkte und Aussichten vor. Wir beginnen mit dem Metall, das der Mensch als erstes nutzte – und heute das meistgehandelte Industriemetall der Welt ist: Kupfer.

Kupfer zählt wie Gold und Silber zu den Edelmetallen und kommt in der Erde relativ häufig vor. Es besitzt eine hohe Leitfähigkeit für Wärme und Strom. Dementsprechend verbraucht die Kabel- und Elektroindustrie in Deutschland 57 Prozent des Gesamtvolumens. Die Baubranche benötigt 15 Prozent des Kupfers, die Automobilindustrie neun Prozent und die Maschinenbaubranche acht Prozent. Der Rest geht in den Handel. Weltweit steigt der Kupferverbrauch kontinuierlich an: Lag er 2011 noch bei rund 20 Mio. Tonnen, waren es 2018 insgesamt 24 Mio. Tonnen. Der deutsche Anteil am Weltmarkt beträgt sechs Prozent.

Kupfer wird im Tagebau oder in unterirdischen Minen in Form von Kupfererz gewonnen. Hauptproduzent von Erzen und Kupferkonzentraten ist Chile mit über einem Drittel der Weltproduktion. Die dortigen terrassenförmigen Kupfertagebaue sind die größten Erzgruben der Welt. In Deutschland gab 1990 der letzte Kupferschieferbergbau im Mansfelder Revier auf; wir sind damit hundertprozentig auf Importe angewiesen. Zwischen 2007 bis 2017 wurden weltweit 192 Mio. Tonnen Kupfer gefördert. Im gleichen Zeitraum sind die Reserven um 300 Mio. Tonnen gewachsen und reichen damit bei gleichbleibendem Verbrauch 43 Jahre. Die bereits entdeckten Vorkommen werden für 190 Jahre reichen. Diese Werte sind seit Jahrzehnten stabil. Aber: Die heute geförderten Erze enthalten oft weniger als ein Prozent reines Metall – 1990 lag dieser Wert global betrachtet noch bei durchschnittlich 1,6 Prozent. Das heißt: Für die gleiche Menge Metall muss immer mehr Erde bewegt oder höherwertige Bergbautechnologie eingesetzt werden.

Der Markt

Die geförderten Roherze werden durch Schwimmaufbereitung (Flotation) zu einem Konzentrat mit einem Kupfergehalt von rund 30 Prozent aufbereitet, das anschließend verhüttet wird. Dabei wird ein Reinheitsgrad von 99,5 Prozent erreicht. Reinstes Kupfer (99,99) entsteht durch Elektrolyse. Die Recyclingfähigkeit von Kupfer ist ausgezeichnet und ohne Qualitätsverlust möglich. 80 Prozent der jemals geförderten Kupfermenge sind heute noch im Umlauf. Fast die Hälfte des europäischen Kupferbedarfs wird durch Recyclingmaterial gedeckt, das hauptsächlich aus alten Motoren, Transformatoren und Kabeln stammt.

Die geopolitischen Risiken des Kupfermarktes sind nach Einschätzung der Europäischen Kommission im Vergleich zu anderen Metallen nicht kritisch. Der Markt wird aktuell allerdings durch mehrere zum Teil gegenläufige Faktoren beeinflusst. Die Rohstoff-Experten von UBS estimates erwarten, dass bis zum Jahr 2035 weltweit 200 Minen schließen werden, der Trend hat bereits eingesetzt. Entweder wie in Indien durch schärfere Umweltschutzvorgaben oder durch die derzeit niedrigen Spot-Schmelzlöhne, die zum Beispiel chinesische Betriebe mit veralteter Technik treffen. Zweitens verbraucht die zunehmende Elektromobilität viel Kupfer. In einem Elektroauto steckt viermal mehr von dem Metall als in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Dabei gilt: je größer die Batterieleistung, desto höher der Kupferanteil. Aktuell verbaut Tesla im Modell S knapp 50 kg Kupfer. Dazu kommt die notwendige Infrastruktur für die Ladepunkte. Das Forschungsunternehmen Wood Mackenzie hat errechnet, dass allein der Bau der notwendigen Stromtankstellen den aktuellen Kupferbedarf bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln würde. Drittens investieren die Chinesen zunehmend in das staatliche Energienetz – auch das verbraucht viele Ressourcen. Und viertens betrifft der sich abzeichnende Handelskrieg zwischen China und den USA auch direkt den Kupfermarkt. Nach der amerikanischen Ankündigung weiterer Importzölle wollen die Chinesen den Einfuhrzoll auf Kupferschrott Ende dieses Jahres von 25 auf 30 Prozent erhöhen, Rohkupfer soll mit zehn Prozent verzollt werden.

Preisentwicklung

Die aktuelle Marktlage und die langfristigen Aussichten haben im August 2019 den Kupferpreis allerdings nicht negativ beeinflusst. Laut Reuters hat sich die Preissituation am Weltmarkt für Kupferkonzentrate sogar wieder „etwas aufgehellt“. Das heißt konkret: Ende des Monats kostete die Tonne Industriekupfer 5.800 US-Dollar und lag damit leicht unterhalb des Niveaus des Vormonats (5.926 US-Dollar). Experten sind sich nicht einig, wohin die Reise geht: Überwiegen die Ängste vor einer Rezession und bricht der Preis ein? Oder verursachen mittelfristig steigende Verbräuche eine Preiserhöhung? Ein wahrscheinliches Szenario: Bisher war der Kupferpreis ein guter Rezessionsindikator – und umgekehrt. Deshalb wird er auf Jahressicht nicht durch die Decke gehen. Langfristig betrachtet wird aber der weltweite Trend zur E-Mobilität sowie zu regenerativen Energiequellen die Nachfrage und damit den Preis nach oben treiben.

An anderer Stelle ist Kupfer indes auf dem Rückmarsch: Einige EU-Länder haben die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abgeschafft, beispielsweise Finnland, Irland und Italien. Nach einer Studie der Bundesbank wünscht sich das die Mehrheit der Deutschen allerdings nicht.

Der Autor Michael Grupp ist freier Fachjournalist in Stuttgart

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