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Nickel: das Zukunftsmetall

Rohstoff des Monats: Nickel
Das verfluchte Metall

Rotnickelkies sieht aus wie Kupfererz. Als Bergleute es im Mittelalter zum ersten Mal fanden und daraus nicht das begehrte Kupfer herstellen konnten, glaubten sie an einen Fluch der Berggeister – die sogenannten Nickel. Daher kommt der Name.Heute wird das Schwermetall vor allem für Stahl und zunehmend auch für Akkus eingesetzt.

Nickel trotzt aktuell allen Rezessionsängsten. Von A wie Aluminium bis Z wie Zink fallen derzeit die Rohstoffpreise für Industriemetalle. Warum nicht auch beim Nickel? Es ist das einzige Industriemetall, das seit Anfang 2018 einen deutlichen Preisanstieg verzeichnet. Allein im September verteuerte sich Nickel in Dollar gerechnet um 12,1 Prozent. Seit Jahresbeginn ist der Preis um insgesamt 67 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Gold hat im Vormonat um 0,7 Prozent, Silber um gut fünf Prozent zugelegt.

Preistreiber

Für den hohen Nickelpreis gibt es unterschiedliche Gründe: Erstens hat Indonesien Exportrestriktionen auf alle unverarbeiteten
Nickelerze angekündigt. Indonesien ist mit 400.000 Tonnen jährlich Exportweltmeister, gefolgt von den Philippinen, Neukaledonien und Kanada mit jeweils gut 200.000 Tonnen. Solche Handelsbeschränkungen sind nicht neu: Vor fünf Jahren sorgte Indonesien schon einmal mit einem Exportverbot für einen Preisanstieg von 50 Prozent innerhalb eines halben Jahres. Allerdings brach danach Indonesiens Nickelexport um 80 Prozent ein. Erst als die Exportbeschränkungen im Jahr 2017 wieder gelockert wurden, stiegen die indonesischen Exporte wieder an. Die ursprünglich erst für 2022 geplanten Exportverbote von Erzen mit weniger als 1,7 % Nickelgehalt wurde jetzt um zwei Jahre vorgezogen und tritt Anfang 2020 in Kraft. Die indonesische Regierung will damit einen größeren Teil der Wertschöpfungskette im eigenen Land halten. Der mit Abstand größte Verbraucher des Schwermetalls ist China. Das ist umso bedeutender, als das Reich der Mitte erst um die Jahrtausendwende auf dem Nickelmarkt in Erscheinung getreten ist. Lag der chinesische Bedarf im Jahr 2000 noch unter 30.000 Tonnen, so machte er 2017 mit 1,17 Mio. Tonnen über die Hälfte (53 %) des Gesamtmarktes aus. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von jeweils 24 Prozent. Bei allen anderen Ländern ist der Verbrauch zusammengerechnet ungefähr gleichgeblieben.

Nickel kommt in Fahrt

Ein weiterer Preistreiber für Nickel ist die
Vorfahrt der Elektromobilität. Durchschnittlich zwölf Kilogramm stecken in einer Traktionsbatterie. Dieser Anteil wird noch steigen, weil Nickel als Kobaltsubstitut in Lithium-
Ionen-Batterien gehandelt wird. Kobalt ist ein kritischer Rohstoff, von dem im letzten Jahr 84 Prozent der weltweiten Förderung allein aus dem Kongo kommen. „Ein innovativer
Nickel-Zink-Akku ist heute im Labor schon so leistungsstark wie ein herkömmlicher Lithium-Ionen-Akku, dabei aber deutlich leichter. Darüber hinaus ist er weniger feuer- und
explosionsgefährlich“, schrieben US-Forscher im Fachmagazin Science. Auch das könnte die Nickelnachfrage signifikant erhöhen. Prognosen der renommierten Londoner Metallmarkt-Analysefirma Benchmarks Minerals
Intelligence rechnen mit einem Anstieg des Nickelverbrauchs allein in der Automobilbranche von 50.000 Tonnen im Jahr 2017 auf bis zu 1,4 Millionen Tonnen im Jahr 2028.

Nickel kommt in der Erdkruste mit einem Gehalt von etwa 0,008 % vor. Der Abbau lohnt sich allerdings erst ab einer Konzentration von einem halben Prozent. In vielen Lagerstätten ist das Erz sowohl nickel- als auch kupferhaltig. Im ersten Arbeitsschritt wird
das nickelhaltige Erz durch ein physikalisch-chemisches Trennverfahren zu einem etwa fünfprozentigen Konzentrat aufbereitet.
Dieses Konzentrat wird danach in mehreren
Arbeitsschritten verhüttet und das Nickel vom Kupfer getrennt. Es erreicht damit eine Reinheit von ungefähr 95 Prozent. Daraus kann durch Elektrolyse 99,9 prozentiges Reinnickel gewonnen werden. Das weltweite Nickelangebot besteht aber nicht nur aus neu gefördertem Material; der Rohstoff wird auch durch Recycling gewonnen. Die International Nickel Study Group schätzt, dass rund 40 Prozent des weltweiten Nickelbedarfs aus der Wiederaufbereitung stammen.

Nickel ist ein silbrig-weißes Metall mittlerer Härte und zählt zu den Schwermetallen. Es wird vor allem in der Stahlindustrie
verbraucht: Fast drei Viertel (73 %) der weltweiten Förderung wandert in die Hochöfen. Damit ist auch die hohe Nachfrage aus China erklärbar. Im Stahl erhöht Nickel die Härte und Zähigkeit des Ferrits sowie dessen Korrosions- und Temperaturbeständigkeit. Nickelveredelte Stähle können deshalb auch in
aggressiven Umgebungen mit starken Korrosionseffekten eingesetzt werden – beispielsweise in der chemischen Industrie oder in Flugzeugturbinen. Darüber hinaus wird es für die Produktion elektrischer Widerstände benötigt und dient in der chemischen Industrie als Katalysator. Nicht ganz so stark fällt der Verbrauch für Nickelbrillen ins Gewicht.

Die Nachfrage nach dem Schwermetall Nickel boomt. Bild: Deutsche Rohstoffagentur

Michael Grupp, Journalist in Stuttgart

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