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Der strahlende Energieträger

Rohstoff des Monats: Uran
Der strahlende Energieträger

Der strahlende Energieträger
Angereichertes Uran glänzt silbern. Der hier abgebildete Barren wiegt circa 50 Kilo. Nach einer jahrelangen Flaute ist der Uranpreis Mitte des vergangenen Jahres bereits wieder angesprungen, wurde zuletzt aber deutlich nach unten korrigiert. Bild: RHJ/stock.adobe.com
Vom schwarzen Schaf zur grünen Alternative: Solange Gas knapp, Kohle umweltschädlich und regenerative Energien nicht ausreichend verfügbar sind, denken Entscheider über eine Renaissance der Kernkraft nach; bislang ohne große Auswirkungen auf den Uranpreis.

Zehn Prozent der weltweiten Stromproduktion entstehen in Kernkraftwerken. Die meisten davon stehen in den USA (54 Kernkraftwerke mit 94 Reaktorblöcken), gefolgt von Frankreich (18 Kernkraftwerke mit 56 Reaktorblöcken) und China (16 Standorte mit 54 Blöcken). In Deutschland sind derzeit (noch) drei von ehemals 24 Kernkraftwerken produktiv. Deren Zukunft ist ungewiss. Sicher ist dagegen, dass andere Länder ihre Kern-Kompetenzen ausbauen: Derzeit sind allein in China 32, in Russland 25 und in Indien 12 neue Reaktoren in Planung. Und selbst in Japan sind nach der Katastrophe von Fukushima neun Reaktorblöcke im Bau und gehen noch diesen Winter neu ans Netz. Darüber hinaus wollen laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA 28 Staaten neu in die Atomkraft einsteigen, darunter viele Schwellenländer.

Deutschlands einsamer Weg

Nach Daten des Fraunhofer ISE produzierten die drei deutschen Kernkraftwerke 13,3 Prozent des hierzulande verbrauchten Stroms. Damit ist die Atomkraft der drittgrößte Stromlieferant – nach der Braun- und Steinkohle (30 %), der Windkraft (23 %) und noch vor Erdgas und Fotovoltaik (jeweils rund 10 %). Durch die hohe Energiedichte von Uran genügt für den Betrieb eines mittleren Kernkraftwerkes pro Jahr rund ein Kubikmeter angereichertes Uran. Für die gleiche Energiemenge bräuchte man ungefähr drei Mio. Tonnen Steinkohle (das entspricht 60.000 Eisenbahnwaggons) oder 80 Quadratkilometer Solarpanels bzw. rund 700 Windkraftanlagen – sofern Sonne und Wind mitspielen.

Russlands Rolle

Strom aus Uran als politisch unabhängige Energiequelle – diese Rechnung geht leider nicht auf. Denn was bei der Diskussion oft übersehen wird: Nicht nur ein Großteil des in Europa verbrauchten Erdgases stammt aus Russland, sondern auch der Energieträger Uran. Rund 40 Prozent des nach Westeuropa importierten angereicherten Urans stammen aus Russland oder Kasachstan. Unsere osteuropäischen Nachbarn sind sogar hundertprozentig von Brennelementlieferungen des russischen Staatskonzerns Rosatom abhängig. Nicht viel anders sieht es übrigens beim Erdöl und der Steinkohle aus: Auch in diesen Bereichen importiert Deutschland rund 40 Prozent seines Rohstoffbedarfs aus Russland.

Elementare Erkenntnisse

Reines Uran ist ein silbern glänzendes, weiches Schwermetall und das schwerste in großen Mengen vorkommende Element auf der Erde. Es ist rund 19 Mal schwerer beziehungsweise dichter als Wasser und damit fast doppelt so schwer wie Blei.

Bei der Kernspaltung wird Uran-235 mit Neutronen beschossen. Durch das zusätzliche Neutron wird der Atomkern instabil und zerfällt in Spaltprodukte. Dabei werden thermische Energie sowie Strahlung bzw. weitere Neutronen frei. Wenn der Reaktor mit konstanter Leistung betrieben wird, löst jedes freigesetzte Neutron wieder eine neue Spaltung aus. Überzählige Neutronen werden durch Steuerstäbe absorbiert.

Whatever it costs

Im Jahr 2007 hat der Uranpreis sein Allzeithoch von 130 US-Dollar pro Pfund erreicht, fiel dann aber infolge der Weltfinanzkrise 2008 auf rund 40 US-Dollar. Danach erholte sich der Preis bis 2011 wieder – bis zum Atomunfall von Fukushima plus dem Atomausstieg Deutschlands und Japans. Es folgte ein Allzeittief Ende 2016 mit rund 20 US-Dollar. Seitdem steigt der Uranwert langsam wieder an und pendelt derzeit um rund 50 Dollar.

Da Uran überall in der Erdkruste in verschiedenen Konzentrationen vorkommt, schwanken die Angaben über die Reichweite je nach dem aktuellen Uranpreis. Bei den derzeitigen Marktpreisen von rund 45 US-Dollar pro Pfund gehen Experten von einer Reichweite zwischen 80 und 100 Jahren aus. Mit der Renaissance der Atomkraft wird der Bedarf und damit der Preis mittelfristig steigen. Ab einer Schwelle von circa 90 US-Dollar erwarten Branchenbeobachter, dass sich die Erschließung neuer Minen lohnen würde. Kein Problem für die typischen Uran-Kunden: Die Rohstoff-Kosten sind im Vergleich zu den Betriebskosten eines Atomkraftwerks absolut vernachlässigbar.

Michael Grupp, Journalist, Stuttgart.

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