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Die Versorgungslage verbessert sich – Wende am Stahlmarkt?

Stahlpreisentwicklung aktuell – September 2021
Die Versorgungslage verbessert sich – Wende am Stahlmarkt?

Betrachtet man Angebot und Nachfrage, hat sich die Lage am Stahlmarkt in den vergangenen Wochen (Stand 05.08.2021) für Stahleinkäufer offensichtlich wieder verbessert. Seit zwei Monaten liegen die entscheidenden Angebotsdaten wieder fast auf Vor-Corona-Niveau, wohingegen die Nachfrage im Sommer nicht weiter angezogen hat.

Bezüglich der Stahlimporte nach Europa war bis März dieses Jahres noch keine Trendwende erkennbar. Mit 6 Mio. Tonnen Importmenge lag das erste Quartal in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Nun hat sich die Lage aber deutlich verändert:

Die Importe haben sich auf 3,2 Mio. Tonnen im April und 2,6 Mio. Tonnen im Mai deutlich erhöht! Im April und Mai 2019 wurden zum Vergleich in Summe lediglich 4,6 Mio. Tonnen importiert. Allein in diesen beiden Monaten haben wir also 1,2 Mio. Tonnen mehr Importe als noch vor Corona. In den Bereichen, die vermehrt Importware einsetzen, werden sich diese zusätzlichen Mengen daher wohl auch preislich durchaus bemerkbar machen. Die Daten zeigen, dass die Exporte sich stabiler entwickeln, wodurch sich zurzeit ein erheblicher Importüberschuss ergibt.

Geht man von einem monatlichen Gesamtmarkt in Europa von 13 bis 14 Mio. Tonnen aus, wird im Ergebnis also ein recht großer Anteil über Importüberschüsse bedient. Dieser Umstand bedeutet einen deutlichen Unterschied zu den Vormonaten. Für einzelne Stahlsorten, die besonders stark vom Außenhandel abhängig sind, werden sich hieraus Entspannungen ergeben.

Die Rohstahlproduktion in Deutschland ist weiter aufwärtsgerichtet. Im Mai 2021 lag das Volumen bei rund 3,7 Mio. Tonnen und im Juni bei 3,4 Mio. Tonnen. Im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen 2020, die stark von den Folgen der Corona-Pandemie gekennzeichnet waren, entspricht dies einem Zuwachs von rund 38 %.

Auch die Produktion zieht an

Da das Jahr 2020 corona-bedingt nicht als Referenz genutzt werden sollte, schauen wir allerdings etwas weiter zurück. Aber auch hier zeigt sich, dass die deutschen Stahlhersteller zuletzt mehr produziert haben als z. B. in Mai/Juni 2019 und die Produktion selbst von den Werten der Jahre 2011 bis 2018 nicht mehr weit weg ist. In der kumulierten Menge 2021 hat Deutschland mittlerweile das Niveau von 2019 erreicht.

Der zuletzt entstandene Eindruck, dass die Stahlwerke – aufgrund der hohen Margen – eventuell gar keinen Anreiz haben könnten, die Verknappung durch Produktionsausweitung zu verringern, bestätigt sich nicht. Natürlich müssen wir die Entwicklung beobachten. Aber es scheint ein Schritt in die – aus Einkäufersicht – richtige Richtung zu sein.

Der Verlauf der europäischen Produktionsmengen zeigt aktuell ebenfalls einen leichten Zuwachs, allerdings noch nicht auf dem Niveau der deutschen Hersteller. In den Monaten Januar bis Juni 2021 lag die hergestellte Menge noch etwas unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. In Mai und Juni wurden in der EU 27 Mio. Tonnen, ohne Deutschland etwa 10 Mio. Tonnen produziert. In den Monaten Januar bis Mai lag die Produktionsmenge in Summe bei 57,2 Mio. Tonnen. Zum Vergleich: In 2019 lag dieser Wert knapp über 60 Mio. Tonnen.

Die genannten Effekte führen dazu, dass der Stahlkompakt-Angebotsindex wieder oberhalb des Stahlkompakt-Nachfrageindexes liegt. Aus Gesamtmarktsicht haben wir also keinen Nachfrageüberhang mehr.

Eine Preiswirkung wird sich vermutlich mit etwas Verzögerung ergeben, da noch Nachholeffekte (z. B. Lager-Auffüllungen) bestehen und aktuelle sowie anstehende Produktionsmengen bereits vergeben sind. Eine reduzierte Nachfrage auf der einen Seite und das größere Angebot auf der anderen Seite sollten aber durchaus zu einer Entspannung im Markt führen. Dies dürfte allerdings nicht auf alle Stahlsorten zutreffen, da z. B. nicht alle Stähle von den gestiegenen Importen betroffen sind. Hier muss man als Einkäufer sehr genau hinschauen, wie sich die Situation für die jeweils benötigten Stähle entwickelt. (sas)


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