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Digitales Risikomanagement im Einkauf

Marktanalyse Softwaretools im Risikomanagement
Digitales Risikomanagement im Einkauf

Die zunehmende Leistungsfähigkeit der IT-Technologie ermöglicht innovative Geschäftsmodelle, um Unternehmen im Risikomanagement ihres Einkaufs zu unterstützen. Eine Marktanalyse betrachtet 100 Tools und klassifiziert die zugrunde liegenden Ansätze in elf Cluster.

Der Traum von Versorgungssicherheit und der Albtraum von Risiko und Krise beherrschen aktuell den Einkauf und das Management von Lieferketten. Nur wer Material hat, kann produzieren. Große Themen wie Nachhaltigkeit degenerieren zum Risikomanagement, mit dem vor allem die Konformität zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz abgesichert werden soll. In diesem Umfeld verspricht die rasante Entwicklung der IT-Technologie, insbesondere des Cloud-Computing und der künstlichen Intelligenz, völlig neuartige Lösungsansätze zum Risikomanagement im Einkauf.

In erster Linie soll mit der Marktstudie die Marktsituation strukturiert und die Transparenz zu den toolbasierten Ansätzen im Risikomanagement des Einkaufs erhöht werden. Insgesamt wurden 100 Tools identifiziert und in elf Cluster klassifiziert. Mit den Worten des Einkaufs ergab sich eine Long-List an Anbietern, die nach Geschäftsmodell strukturiert ist.

Die Clusterbildung orientiert sich am 15M-Risikomanagement und erfolgt nach drei Dimensionen:

  • Welche Risikoarten stehen im Fokus des Tools? Es werden Versorgungsrisiken, Nachhaltigkeits- und Compliancerisiken, Performance- und Qualitätsrisiken sowie Preis- und Kostenrisiken unterschieden.
  • Welche Steuerungsebene im Einkauf wird durch das Tool unterstützt? Die Einteilung erfolgt nach Gesamteinkauf, Marktebene (= Materialgruppenebene), Lieferantenebene, Prozessebene.
  • Welche Prozessschritte im Risikomanagementprozess werden unterstützt? Die Tools werden eingeteilt nach: „Nur Risikoidentifikation“, „Identifikation und Bewertung der Risiken“ und „Gesamter Risikomanagementprozess“. In der Grafik wird diese Dimension durch die Farbe des Clusters zum Ausdruck gebracht.

Weitere Klassifizierungen, wie Aktualisierungszyklus, Verwendung von Alerts oder künstlicher Intelligenz, werden vorgenommen, allerdings nicht zur Clusterbildung verwendet.

Übersicht über die Cluster

Mit der Systematik konnten elf Cluster identifiziert werden. Die Nummerierung der folgenden Cluster stellt die Verknüpfung zur Abbildung her. Dort können die zugeordneten Tools entnommen werden:

1. Vollumfängliche Softwaretools im Risikomanagement des Einkaufs. Ziel dieser Tools ist eine umfassende Transparenz zu Risiken in Märkten, von Lieferanten und teils auch von Prozessen. Es werden alle Risikoursachen abgedeckt. Der Risikomanagementprozess wird umfassend von der Identifikation bis zur Steuerung der Risiken abgedeckt.

2. Fokus auf Herausforderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Compliance, Performance und Qualität. Aufgrund der engen Verknüpfung werden hier auch Tools zur Steuerung von Qualität und Performance integriert. Ebenso werden Tools zur Steuerung von „Katastrophen“ ins Cluster aufgenommen. Schwerpunkt des Clusters liegt auf der Identifikation und Bewertung der Risiken.

3. Steigerung der Transparenz über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Partnern in der Lieferkette. Hier sind die klassischen Tools zur Analyse der wirtschaftlichen Lage von Lieferanten durch Wirtschaftsauskunfteien zusammengefasst. Der Fokus liegt im Identifizieren und Bewerten der Risiken.

4. Umfangreiche Informationsgewinnung auf Materialgruppen- und Lieferbeziehungsebene. Dazu gehören umfangreiche Markt- und Lieferanteninformationen, die im Wesentlichen auf die Risikoidentifikation und weniger auf die weiteren Prozessschritte im Risikomanagement spezialisiert sind.

5. Identifizierung und Bewertung von umfassenden Länder- und Marktrisiken. Das Besondere dieser Tools ist, dass übergreifende Länder- und Marktrisiken im Fokus stehen, d. h. diese Tools unterstützen eher die Rahmenstrategie.

6. Informationsgewinnung und Handlungsschnelligkeit im Katastrophenfall. Hier liegt der besondere Fokus in der zielgerichteten Information und der Kommunikation im Krisenfall mit dem Ziel, in kürzester Zeit auf eine Krise zu reagieren.

7. Risikoidentifizierung auf Lieferbeziehungsebene. Die Softwaretools in diesem Cluster konzentrieren sich darauf, Transparenz in der Zusammenarbeit mit Lieferanten in den Lieferketten zu schaffen und die Abwicklung in den Supply Chains mit einzelnen Lieferanten zu unterstützen. Tracking- und Tracing-Informationen können als konkretes Veranschaulichungsbeispiel dienen. Teils wird dazu Blockchaintechnologie angeboten.

8. Vereinfachte Prozessabwicklung von Audits. Softwaretools zur Unterstützung von Audits, insb. zur Identifikation und Bewertung der Risiken, sind noch selten.

9. Steigerung der IT-Sicherheit innerhalb der Lieferkette. Ein Spezialthema am Rande ist die Steuerung von Fragestellungen zur IT-Sicherheit in den Lieferketten. Dieses Thema hat in der letzten Zeit extrem an Bedeutung gewonnen. Problematisch ist, dass der Fokus über das Risikomanagement im Einkauf hinausgeht.

10. Informationen im Bereich Preis- und Kostenentwicklungen von Rohstoffen oder Währungskursen.

11. Reduzierung der (unternehmens-)internen Komplexität im SCRM-Prozess. Diese Tools setzen auf der prozessualen Ebene an, um die Risiken in den Supply-Chain-Risikomanagementprozessen zu reduzieren. Im Fokus stehen alle Risikoarten und der gesamte Risikomanagementprozess.


Prof. Dr. Gerhard Heß

Professor für Supply Management an der Technischen Hochschule Nürnberg


Jannik Fritz

Masterand an der TH Nürnberg, jetzt Beschaffung Porsche AG


<a href=“http://www.beschaffungsstrategie.de“>www.beschaffungsstrategie.de</a>

Broschüre

Die Studie Marktübersicht zu Softwaretools im Risikomanagement des Einkaufs, Nürnberg 2022, 108 Seiten, kann über die Homepage des Instituts für Beschaffungsstrategie bestellt werden.

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