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Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Ausblick 2019
Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Die deutsche Industrie schwächelt seit Monaten. Nun ist auch die Gesamtproduktion im November 2018 um 1,9% gegenüber dem Vormonat zurückgegangen laut Statistischem Bundesamt. Der vielbeachtete IHS Markit/BME Einkaufsmanager Index befindet sich auf einem 33-Monatstief. Dabei stimmt bedenklich, dass die Auftragseingänge insbesondere aus dem Ausland so stark zurückgehen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Dies drückt auf die Stimmung. Wo man hinschaut, scheinen die Risiken insbesondere im Exportgeschäft die Oberhand zu gewinnen – angefangen bei geopolitischen Konflikten, drohenden Handelskriegen, zunehmendem Protektionismus über das immer wahrscheinlichere Szenario eines harten Brexit bis hin zu überaus volatilen Finanzmärkten, die als Seismographen die bestehende große Unsicherheit bei den Wirtschaftsakteuren signalisieren. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat das Menetekel an die Wand geschrieben: Die fetten Jahre immer höherer Steuereinnahmen sind vorbei. Dennoch sollten wir in Deutschland nicht unserem Lieblingshobby „German Angst“ frönen. Angst ist ein schlechter Wegbegleiter!

Zu Recht sehen die führenden Konjunkturforscher nicht ganz so schwarz, wobei sie eine „technische Rezession“ in Kauf nehmen. Im Schnitt erwarten sie für 2019 ein Wirtschaftswachstum von knapp anderthalb Prozentpunkten. Ich würde einen Schnaps nach unten korrigieren.

In der Tat ist Deutschland zurzeit in einer Lage, in der man das Glas als halbvoll oder aber als halbleer ansehen kann. Die Risiken sind da; aber es gibt auch Chancen: Die Binnennachfrage ist dank der Vollbeschäftigung stark, die Zinsen bleiben niedrig, und der Ölpreis entwickelt sich zurzeit günstig.

Mehr Zuversicht ist also bei Unternehmern und Haushalten angesagt! Ob Worst-Case-Szenarien vermieden werden können, hängt nicht zuletzt von uns allen ab. Um den Boden für mehr Zuversicht zu bereiten, wird es darauf ankommen, dass die Politik in 2019 kraftvoll die Wende vom Risikofaktor zum Chancenprotagonisten schafft. So sollte die EU Großbritannien nach dem Brexit nicht massiv abstrafen, sondern den Briten den Mehrwert der EU anhand von Facts und Figures vor Augen führen und dadurch die Zahl der Remainer vergrößern. Die EU muss nicht der Vordenker für alle Mitgliedstaaten sein, sondern sollte nur das regeln, was die Mitglieder selbst weniger gut regeln können. Dies gilt etwa für die Zollpolitik. So könnte die EU-Kommission den Amerikanern anbieten, ihre Zölle auf das niedrige amerikanische Niveau zu senken. Dies hätte Vorteile für alle, und es sollte in Kauf genommen werden, dass Donald Trump sich diese Feder an den Hut heftet. Die von der guten Konjunktur verwöhnte deutsche Politik wird in dem raueren Wirtschaftsklima 2019 gefordert sein. Sie muss endlich liefern! So muss die ramponierte Standortqualität Deutschlands für Unternehmen gestärkt werden. Dringend benötigt wird ein Quantensprung bei der Infrastruktur wie Brücken, Straßen, Bahn sowie schnelles Internet. Die Qualität der Bildung und Ausbildung muss deutlich besser werden, und es bedarf auch einer durchgängig digitalisierten öffentlichen Verwaltung. Es bedarf einer Wiederentdeckung der Ordnungspolitik, die die Leitplanken für ein nachhaltig erfolgreiches unternehmerisches Handeln setzt. Dann wird sich das Glas wieder randvoll füllen mit einem Energizer und dies dauerhaft!

Der Autor: Prof. Dr. Robert Fieten, fachlicher Berater der Beschaffung aktuell, Köln


Prof. Dr. Robert Fieten, wissenschaftlicher Berater der Beschaffung aktuell

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