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Sinkendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Unfrage zum Lieferkettengesetz
Sinkendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten

Sinkendes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Jedes zweite befragte Unternehmen sagte, dass seine bestehende Technologie nicht für die Einhaltung der Vorgaben des Lieferkettengesetzes ausgelegt ist und ein Hindernis darstellt. Bild: YG/stock.adobe.com

Repräsentative Umfrage zeigt, dass viele Unternehmen bislang noch kein effektives Risiko-Management-System zur Einhaltung des Lieferkettengesetzes im Einsatz haben.

Seit dem 1. Januar gilt das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Deutschland, doch im Hinblick auf die Umsetzung fühlen sich Unternehmen zunehmend unsicher: Während im Februar 2022 noch 58 Prozent der Unternehmen angaben, über ein effektives Risiko-Management-System zur Evaluierung von ESG-Risiken zu verfügen, sagen dies jetzt nur noch 42 Prozent. 73 Prozent können nicht einmal beurteilen, ob ihre direkten Lieferanten überhaupt ESG-Standards einhalten. Dieser Wert lag im Februar 2022 noch bei 60 Prozent.

Des Marktforschungsunternehmen Sapio Research befragte im Auftrag des Business-Spend-Management-Anbieters Coupa im Dezember 100 Entscheidungstragende für Supply-Chain-Themen in Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden in Deutschland zu ihrer Vorbereitung auf das neue Lieferkettengesetz. Die Befragung schließt an eine vergleichbare globale Umfrage zur Situation der Lieferketten an, die Coupa im Februar 2022 durchgeführt hatte. Ab Januar 2024 gilt das Gesetz auch für Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden. 

„Bei unserer ersten Umfrage im Februar 2022 standen die meisten Unternehmen noch am Anfang ihrer Vorbereitungen für das Lieferkettengesetz. Jetzt ist es da und den Unternehmen wird endlich – und wahrscheinlich schockierend – bewusst, was es wirklich bedeutet. Die schlechteren Werte in unserer jetzigen Befragung zeigen, dass sie sich – nachdem sie sich eingehend mit den Anforderungen befasst haben – Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, das neue Gesetz einzuhalten, verloren haben“, erklärt Markus Hornburg, VP Global Product Compliance bei Coupa. „Die Anforderungen des Lieferkettengesetzes sind für einige Unternehmen viel zu komplex: 27 Prozent, also fast ein Drittel der Unternehmen, wissen überhaupt nicht, mit wie vielen Lieferanten ihre Lieferanten zusammenarbeiten – doch die Sorgfaltspflichten erstrecken sich über die gesamte Lieferkette, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt.“

Neue gesetzeskonforme Lieferanten zu finden ist laut den Unternehmen noch langwieriger geworden: Im Februar sagten noch mehr als ein Drittel der Befragten (35 %), dass sie innerhalb von wenigen Tagen neue Lieferanten finden können, um das Lieferkettengesetz einzuhalten. Heute sagen dies nur noch 19 Prozent. Durchschnittlich haben die befragten Unternehmen 2245 direkte Lieferanten. In den vergangenen zwölf Monaten haben sie rund sechs Prozent ihrer Lieferanten (durchschnittlich 132 Lieferanten) gewechselt, um Risiken zu reduzieren oder das Lieferkettengesetz einzuhalten.

Lieferkettengesetz treibt Digitalisierung voran

88 Prozent der deutschen Unternehmen haben bereits in den Kauf bzw. die Entwicklung neuer Technologien investiert, um sich auf das Lieferkettengesetz vorzubereiten. Die meisten Unternehmen (61 %) sehen dabei positive Auswirkungen des Gesetzes auf das digitale Beschaffungswesen. Das gilt insbesondere für Unternehmen mit 1000 bis 2999 Mitarbeitenden, wo 72 Prozent dem Lieferkettengesetz zuschreiben, die Digitalisierung in diesem Bereich zu fördern. Dabei findet gerade jedes zweite dieser befragten Unternehmen (52 %), dass seine bestehende Technologie nicht für die Einhaltung der Vorgaben des Lieferkettengesetzes ausgelegt ist und ein Hindernis darstellt. Bei Unternehmen ab 3000 Mitarbeitenden – und demnach den Unternehmen, die seit Anfang des Jahres dem Gesetz unterstehen – ist es auch immerhin mehr als ein Viertel (27 %).

Insgesamt planen Unternehmen je nach Größe durchschnittlich zwischen 1,2 und 3,6 Millionen Euro in die Maßnahmen zur Einhaltung des Lieferkettengesetzes zu investieren, davon haben sie heute bereits etwa zwischen 0,6 und 2,5 Millionen Euro ausgegeben.

„Der Großteil der Unternehmen, die ich in den letzten 20 Jahren kennengelernt habe, arbeitet mit sehr verworrenen Datensätzen über ihre Zulieferer. Das bedeutet, dass sie weder genaue Informationen über ihre Lieferanten haben, geschweige denn die ESG-Details kennen, die sie jetzt sammeln müssen. Diese Situation ist ganz klar einer technologischen Lücke sowie einem fehlenden aktiven Risikomanagement-Prozess in ihren Unternehmen geschuldet“, so Hornburg. „Mit dem Lieferkettengesetz müssen Unternehmen aufräumen – und dafür werden die entsprechenden Tools benötigt. Der immer noch vorherrschende reaktive Prozess muss einem aktiv betriebenen Prozess weichen, um für die Zukunft vorbereitet zu sein.“

Methodik: Im Dezember 2022 hat das Marktforschungsunternehmen Sapio Research im Auftrag von Coupa mehr als 100 Führungskräfte mit Verantwortung für die Lieferkette in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden in Deutschland befragt.

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