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Vom Boom schleichend in den Abschwung?!

Wirtschaftsentwicklung
Vom Boom schleichend in den Abschwung?!

Vom Boom schleichend in den Abschwung?!
Bild: vectorfusionart / Adobe Stock

Die Ende Juli veröffentlichten Zahlen über die Wirtschaftsentwicklung sind beeindruckend negativ. Der IHS Markit/BME Einkaufsmanager Index (EMI) sackte auf 43,2 Punkte ab und damit auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren. Auch der viel beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren. Dieses wichtigste Barometer für Lage und Erwartungen deutscher Unternehmen ist nunmehr in den letzten elf Monaten zum zehnten Mal gesunken. Im verarbeitenden Gewerbe insbesondere in unserer Automobilindustrie – bei den OEMs und mehr noch bei den Zulieferern – verdüstert sich das Bild immer mehr beim Auftragseingang, insbesondere aus dem Ausland. Für unsere exportorientierte Industrie macht sich die weltweite Konjunkturabschwächung zuerst und besonders stark bemerkbar.

Vor diesem Hintergrund besteht kein Zweifel, dass der beispiellose Boom der letzten zehn Jahre endet. Die fetten Jahre dürften vorbei sein. Zwar findet kein abrupter Einbruch statt wie 2008; vielmehr erleben wir einen schleichenden Prozess in die Rezession. Immer mehr Unternehmen verkünden Gewinnwarnungen, immer mehr zehren von der Substanz. Die Guthaben auf Arbeitszeitkonten werden abgebaut und Leiharbeiter werden verabschiedet. Kein Zweifel: Die Kosten müssen deutlich gesenkt werden und parallel dazu muss insbesondere im Working Capital gebundenes Kapital freigesetzt werden. Cash wird wieder King!

In den hoffentlich intelligenten Sparprogrammen spielen Einkauf und Materialwirtschaft eine große Rolle. Hier können EBIT-Beiträge gehoben werden: Die niedrigere Nachfrage führt in immer mehr Materialfeldern zu einem Überangebot mit der Folge eines heftigeren Lieferantenwettbewerbs, der nicht zuletzt über den Preis ausgetragen wird. So sanken laut EMI die Einkaufspreise im Juli erneut und dieses Mal so stark wie seit April 2016 nicht mehr. Auch die Lieferzeiten verkürzten sich.

Wie immer im Abschwung gewinnen die Einkäufer im Poker mit den Lieferanten die Oberhand. Sie können bei Preisen, Zahlungskonditionen und Verlagerung der Bevorratung punkten. Dies ist Marktwirtschaft. Dennoch: Sie dürfen dabei nicht überdrehen, denn im Konjunkturabschwung nimmt auch das Insolvenzrisiko wieder zu. Erste Anzeichen hierfür sind bereits zu erkennen. Insolvenzen von Zulieferern sind bereits eingetreten. Weitere werden folgen. Es dürfte wohl kein Zufall sein, dass sich laut einem Bericht der Wirtschaftswoche die Zahl der Insolvenzverwalter, die sich in jüngster Zeit im Ländle, dem Herzen der Automobilindustrie, angesiedelt hat, deutlich gestiegen ist. Für die Einkäufer gilt es, verantwortungsbewusst mit der neu gewonnenen Nachfragemacht umzugehen und mit den Lieferanten partnerschaftlich nach tragfähigen Lösungen zu suchen. Aus der letzten Krise wissen die alten Hasen im Einkauf noch, dass Geschäfte mit insolventen Lieferanten und die Verhandlungen mit Insolvenzverwaltern alles andere als vergnügungssteuerpflichtig sind. Hoffentlich haben sie dies an die jungen Kollegen weitergegeben.


Prof. Dr. Robert Fieten, wissenschaftlicher Berater der Beschaffung aktuell

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