Deutschlands Industriesektor schrumpfte im Februar abermals und noch schneller als im Vormonat, wie die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen. Der saisonbereinigte IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex rutschte im Februar noch tiefer in die Schrumpfungszone und notierte mit 47,6 Punkten auf dem tiefsten Stand seit Dezember 2012. Im Januar war er mit 49,7 Punkten erstmals seit mehr als vier Jahren unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten abgesackt. „Nachdem der EMI abermals unter die magische 50-Punkte-Schwelle gerutscht ist, stellt sich uns die Frage, ob es sich nur um eine Konjunkturdelle oder bereits um den beginnenden Abschwung handelt“, sagte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) am Dienstag in Eschborn. Hauptgründe für die Abschwächung sind nach Meinung der Befragten der anhaltend rückläufige Auftragseingang und das gesunkene Produktionsniveau. Mit Ausnahme von der Beschäftigung wiesen alle Teilindizes im Berichtsmonat ein Minus aus.
Zum ersten Mal seit nahezu sechs Jahren wurde bei der Produktion ein Rückgang verzeichnet. Dieser fiel so kräftig aus wie seit Dezember 2012 nicht mehr, vor allem im Bereich der Vorleistungsgüter- sowie der Investitionsgüter. Die jüngsten Daten signalisierten zudem, dass sich der Abwärtstrend bei den Neuaufträgen fortsetzte, was vor allem am stärkeren Rückgang der Exportorder lag. Ausschlaggebend hierfür waren einigen Umfrageteilnehmern zufolge die rückläufigen Umsätze in der Automobilbranche, die geringere Nachfrage aus Asien (insbesondere China), die Unsicherheit im Zusammenhang mit Brexit sowie der wachsende Wettbewerbsdruck.
Eine Folge der niedrigeren Produktionsniveaus war die weitere Reduzierung der Einkaufsmenge, die so deutlich ausfiel wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Die sinkende Nachfrage nach Materialien schlug sich auch in kürzeren Lieferfristen nieder.
Die Vormateriallager der Industrieunternehmen schrumpften im Februar wieder, nachdem im Vormonat noch ein leichtes Plus verzeichnet worden war. Im Gegensatz dazu wuchsen die Fertigwarenlager zum fünften Mal hintereinander an.
Die Geschäftsaussichten binnen der Jahresfrist schwächten sich derweil auf den tiefsten Wert seit November 2012 ab. Sorgen bereiten den befragten Managern dabei vor allem der bevorstehende Brexit, potenzielle Handelskriege, die schwächelnde Autoindustrie sowie die weitere Abkühlung der Konjunktur.
Der Verlust an Dynamik im verarbeitenden Gewerbe führte darüber hinaus zu einer Abschwächung des Inflationsdrucks. Demnach stiegen die durchschnittlichen Einkaufspreise so geringfügig an wie seit Oktober 2016 nicht mehr. Die Verbilligung von Stahl wurde hierbei besonders hervorgehoben. (sd)