Nach dem coronabedingten, drastischen Nachfragerückgang im Frühjahr 2020 und dem damit verbundenen Preisverfall zeichnet sich seit dem vierten Quartal 2020 eine spürbare Belebung der Werk-und Rohstoffnachfrage ab. Ein zusätzlicher Treiber dieser Entwicklung ist Indien. Die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt ist schon heute ein bedeutender Importeur von Edelstahlschrott und wird ihren Bedarf auch künftig nicht aus dem nationalen Recyclingprozess decken können. Mit China tritt seit Jahresbeginn zudem ein weiterer Nachfragegigant in Erscheinung: Die Volksrepublik hat zum 1. Januar 2021 ihre Importbeschränkungen für Stahlschrott aufgehoben und mischt die globalen Märkte mit zusätzlicher Nachfrage auf.
Nachfrage- und Angebotsschock
Die wachsende Nachfrage stößt auf ein weitgehend unverändertes Angebot. Die verzögerte Reaktion der Angebotsseite ist typisch für den Werkstoffmarkt, denn ruhende Produktionsanlagen lassen sich nicht „mal eben“ hochfahren. Signifikante Preissteigerungen sind die Folge. Befeuert wird der Preisauftrieb durch den aktuellen Boom börsengehandelter Metalle wie Aluminium, Kupfer und Nickel. So stieg etwa der Nickelpreis seit Beginn der Corona-Pandemie bis zum Februar 2021 um mehr als 75 Prozent. Analysten sehen in der Preisentwicklung den Beginn eines neuen Rohstoff-Superzyklus. Preistreibend wirkt außerdem die pandemiebedingte Behinderung der internationalen Transportwege. Die Branche erholt sich nur langsam, was die Werkstoffknappheit verschärft.
Blick in die Zukunft
Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage wird sich bis Ende 2021 voraussichtlich nicht schließen. Wann die Märkte wieder ins Gleichgewicht kommen, hängt vor allem von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Solange sich die Lage durch Impfungen weiter entspannt und keine resistenten Mutationen auftreten, wird sich die Industrie wieder erholen. Doch bis sie ihr Vor-Krisen-Niveau erreicht, wird es noch dauern. Indes sind die meisten Werkstoffproduzenten bis Mitte 2021 ausgebucht, sodass eine Angebotssteigerung bis Ende des Jahres nicht zu erwarten ist. Entscheidend ist außerdem, wie schnell sich der internationale Transportmarkt von der Krise erholt. Auch die Frage, ob der Rohstoff-Superzyklus tatsächlich eintritt, spielt eine Rolle. Denn selbst wenn dessen reale Auswirkungen erst nach 2021 spürbar werden, befeuern Spekulationen schon heute die Preisspirale an den internationalen Rohstoffbörsen.
Was bedeutet das für den Einkauf?
Die geschilderten Zusammenhänge lassen vermuten, dass die Beschaffungssituation für Werkstoffe auch Ende 2021 angespannter sein wird als vor der Corona-Krise. Beschaffungsverantwortliche stehen vor komplexen Herausforderungen, insbesondere beim Supply Chain Management: Unternehmen, die für kritische Vormaterialien internationale Lieferketten aufgebaut und dabei auf Single Sourcing gesetzt haben, müssen ihre Strategie hinterfragen. Denn eine einseitige Kostenoptimierung der Lieferkette zulasten des Risikoprofils kann zum Abriss der Supply Chain führen. Es empfiehlt sich deshalb, Risikoaspekte wieder stärker zu berücksichtigen, Stichwort Multi Sourcing. Zudem gilt es, die Lieferkette angesichts eines möglichen Rohstoff-Superzyklus gegen Preissteigerungen abzusichern und krisenbedingten Lieferausfällen mithilfe einer intelligenten Warehousing-Strategie vorzubeugen. All diese Herausforderungen sind für mittelständische Unternehmen nur mit erheblichem Aufwand zu bewältigen. Hier intern aufzurüsten, erfordert oft große Investitionen. Vor diesem Hintergrund ist es ökonomisch sinnvoller, Spezialisten in die Beschaffung einzubinden.
Beschaffung Hand in Hand
Globale Werkstoffhändler wie Thyssenkrupp Materials Services mit ihren internationalen Beschaffungs-Netzwerken, lokalen Experten und langjährigen Lieferantenbeziehungen sind die strategischen Partner für eine effiziente und resiliente Beschaffung. Sie leisten mehr als das reine Bereitstellen von Werkstoffen – zum Kerngeschäft gehört die Optimierung internationaler Lieferketten in puncto Effizienz, Kosten und Risiken mit dem Ziel, die Partner zuverlässig mit Werkstoffen zu versorgen. Wie wichtig effektives Supply Chain Management ist, um dieses Ziel zu erreichen, zeigt sich besonders in globalen Krisen wie der Corona-Pandemie. Auch regionale Veränderungen erfordern rasches Handeln, zum Beispiel Veränderungen in der Zollpolitik einzelner Länder oder militärische Konflikte. Spezialisierte Werkstoffhändler haben solche Risiken im Blick. Auch das Risiko von Preisschwankungen wird durch den Beschaffungspartner abgefedert. So schützt Thyssenkrupp Materials Services seine Lieferketten durch Rohstoffhedging vor Schwankungen an den Börsen und bietet seinen Partnern damit Preissicherheit. Ein weiterer Vorteil: Unternehmen können die kostenintensive Lagerhaltung an den Werkstoffhandel ausgliedern. Strategisches Supply Chain Management ist der Game Changer im Werkstoffmarkt. Bei Thyssenkrupp Materials Services haben wir uns mit unserer Strategie „Materials as a Service“ darauf ausgerichtet. So können Sie sich voll auf das Wesentliche konzentrieren: Ihr Kerngeschäft.
Frank Thelen
Head of Governance and Procurement bei Thyssenkrupp Materials Services
Thyssenkrupp Materials Services
… ist der größte werksunabhängige Werkstoffhändler und -dienstleister der westlichen Welt. Das Unternehmen bietet hochwertige Roh- und Werkstoffe in Verbindung mit technischen Dienstleistungen und entwickelt intelligente Prozesse in den Bereichen Automatisierung, Extended Supply Chain sowie Lager- und Bestandsmanagement. Mit 480 Niederlassungen in 40 Ländern und rund 18.800 Mitarbeitern erwirtschaftete Thyssenkrupp Materials Services 11,3 Mrd. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2019/2020.