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Wissensquiz Aufgabe September

Kennzahlen, Teil VI
Wissensquiz Aufgabe September

Die sichere Versorgung mit Materialien und Leistungen ist in den meisten Unternehmen – oft unausgesprochen – wichtiger als hervorragende Materialkosten. Die Konsequenzen einer zu späten Lieferung können dramatisch sein, zu verspäteten Auslieferungen an den Kunden führen oder sogar einen Produktionsstillstand verursachen. Um diese Worst-Case-Szenarien zu verhindern, werden Sicherheitsbestände aufgebaut oder erhebliche Zeitpuffer beim Liefertermin eingeplant – das ist jedoch eine teure Strategie!

Liefertermintreue = ( Zahl der pünktlichen Lieferungen / Zahl der Lieferungen insgesamt ) * 100%Die Liefertermintreue misst den Anteil der pünktlichen Lieferungen an der Zahl der Lieferungen insgesamt bzw. alternativ an der Zahl der fälligen Lieferungen insgesamt.
Dabei werden meist die Bestellpositionen als Bezugsgröße gewählt. Alternativ können auch die Bestellungen ausgewertet werden. Üblich ist die Anwendung der Kennzahl im Rahmen der Lieferantenbewertung. Für das Performance Management im Einkauf ist die Kennzahl sehr zu empfehlen.
Bei der Definition der Kennzahl ist insbesondere zu klären, was pünktlich bedeutet. In der Regel wird als Maßstab der vom Lieferanten bestätigte Termin gewählt. Pünktlich sind dann beispielsweise alle Aufträge, die exakt am bestätigten Termin eintreffen, oder alternativ bis spätestens zum bestätigten Termin ausgeliefert werden.
Differenzierte Systeme gewichten die Leistung nach dem Grad der Pünktlichkeit. Beispielsweise gelten Lieferungen zum bestätigten Termin oder bis maximal 2 Tage früher zu 100 % erfüllt, bis zwei Tage zu spät zu 80 %, bis eine Woche zu spät zu 50 % und über eine Woche zu spät zu 0 %. Analog wird eine Leistungsstaffel bei zu früher Lieferung aufgebaut. Die Staffeln müssen auf die Situation im Unternehmen zugeschnitten werden.
Bei der Anwendung der Kennzahl „Liefertermintreue“ sind folgende Bewertungs- und Messprobleme zu beachten:
Die Datenverfügbarkeit und Datenqualität bereiten in vielen Unternehmen ganz erhebliche Schwierigkeiten, wie einige Beispiele verdeutlichen: Benötigt der Wareneingang einige Tage, kann die mangelhafte Termintreue leicht auf eine verspätete Einbuchung ins System zurückzuführen sein. In Branchen mit häufigen technischen Änderungen bzw. Terminverschiebungen müssen die neuen Termine stets im System nachgepflegt werden. Dies verursacht einen erheblichen Aufwand und führt leicht zu Fehlern. Ebenso kann es passieren, dass Sonderwünsche des einkaufenden Unternehmens im System nicht zuverlässig abgebildet werden. Man denke beispielsweise an wöchentliche Sammellieferungen, um Transportkosten zu sparen. Leicht wird die Korrektur der Liefertermine vergessen.
Problematisch ist der Umgang mit Teillieferungen oder Qualitätsproblemen, die beispielsweise eine Nacharbeit erforderlich machen. In beiden Fällen steht die Ware nur bedingt zur Verfügung. Hier empfiehlt sich eine situationsbezogene Lösung.
Nicht jede Unpünktlichkeit wiegt gleich schwer. Sollten Radiergummi zu spät eintreffen, ist dies meist unproblematisch. So empfiehlt sich eine getrennte Auswertung nach Warensegmenten. Theoretisch wäre eine Gewichtung über die Bedeutsamkeit der Lieferungen vorstellbar.
„Kleine“ technische Änderungen führen in der Regel nicht zur Verschiebung des vereinbarten Liefertermins. Trotzdem können mehrfache Änderungen beim Lieferanten Schwierigkeiten verursachen und in der Folge eine Verspätung. Eine konstruktive Diskussion zur Verantwortlichkeit solcher Unpünktlichkeiten kann die Prozessqualität verbessern.
In Branchen mit langen Auftragslaufzeiten muss zusätzlich zur Liefertermintreue eine Kennzahl zu Lieferungen in Verzug betrachtet werden. Eine gute Termintreue kann ansonsten dadurch beeinflusst werden, dass verspätete Aufträge nicht ausgeliefert werden. Alternativ könnte als Nenner statt der Zahl der Lieferungen die Zahl der fälligen Lieferungen verwendet werden. Dies führt wiederum zum Problem, dass bei einer periodenweisen Auswertung langfristig verspätete Lieferungen mehrfach berücksichtigt werden.
Last but not least wird die Bedeutung der Kennzahl kritisch hinterfragt. So besteht Einigkeit, dass die Wunschtermintreue als Zielsetzung weitreichender ist. Diese bemisst die Pünktlichkeit nicht nach dem bestätigten sondern nach dem Wunschtermin. In Branchen mit hohem Just-in-Time-Anteil (z.B. Automobilindustrie) wird eine Termintreue von 100 % gefordert. In diesem Umfeld wird jede einzelne Verspätung gezählt und analysiert. Der Anteil pünktlicher Lieferungen spielt somit keine Rolle.
Übungsaufgabe zur Ermittlung der LiefertermintreueDie Kennzahl Liefertermintreue ist folgendermaßen definiert:
Die Auswertung erfolgt über die Bestellpositionen. Zur Bewertung der Liefertermintreue wird folgende Gewichtung zugrunde gelegt:
Grad der PünktlichkeitLeistungüber 10 Arbeitstage zu früh0%über 5 Arbeitstage zu früh80%bestätigter Termin bis 5 Arbeitstage zu früh100%1 bis 3 Arbeitstage zu spät80%4 bis 10 Arbeitstage zu spät50%über 10 Arbeitstage zu spät0%
Ein Lieferant hat folgende 5 Bestellungen in der abgelaufenen Periode. Die Termine orientieren sich am Fabrikkalender, in dem alle Arbeitstage durchnummeriert sind.
Bestellung Positionbestätigter
TerminIst
Termin 1 1 37 37 2 37 35 2 1 38 39 2 38 32 3 38 42 3 1 38 38 4 1 40 50 2 40 36 3 40 52 5 1 40 41
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