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Einfluss der Herstellkosten auf den Stahlpreis

Stahlpreisentwicklung aktuell – eine Analyse
Einfluss der Herstellkosten auf den Stahlpreis

Einfluss der Herstellkosten auf den Stahlpreis
In den letzten Monaten kam es zu Stahlpreisschwankungen bzw. -steigerungen, wie man sie schon lange nicht mehr erlebt hat. Nach mehreren Jahren rückläufiger Preise ergaben sich im Laufe des Jahres 2016 erstmals wieder – teilweise erhebliche – Preissprünge, bedauerlicherweise in die zumindest für Einkäufer falsche Richtung, nämlich nach oben.

Auf maßgebliche Einflussgrößen wie Produktionsmengen und Außenhandel sind wir bereits in der März-Ausgabe von Beschaffung aktuell in unserem Beitrag „Ursachen für Preisschwankungen“ eingegangen. Eine im Zusammenhang mit schwankenden Preisen häufig diskutierte Abhängigkeit besteht darüber hinaus auch zu den Rohstoffkosten. Deren Entwicklung und Einfluss auf Herstellkosten der Stahlproduktion sollen im Folgenden nun einmal genauer betrachtet werden.

Bezüglich der Herstellkosten unterscheiden wir zwischen zwei Verfahren, dem Hochofen- und dem Elektroverfahren. Diese divergieren massiv in den einzusetzenden Materialien. Für eine grobe Betrachtung der Herstellkosten im Hochofen sind die Preise für Stahlschrott, Eisenerz und Kohle die entscheidenden Faktoren, auf die wir näher eingehen werden. Im Elektroofen wird im Wesentlichen Stahlschrott eingesetzt. Für eine Tonne Elektrostahl wird etwa eine Tonne Stahlschrott benötigt. Die Schwankungen der Herstellkosten ergeben sich daher überwiegend aus den Veränderungen am Schrottmarkt.
Da der größere Anteil an Stahl im Hochofen hergestellt wird, verzichten wir hier auf eine genauere Betrachtung des Elektroverfahrens.
Blick auf das Hochofenverfahren
Zur Herstellung einer Tonne Stahl werden im Hochofenverfahren ca. 1,3 Tonnen Eisenerz, 0,2 Tonnen Schrott und 0,35 Tonnen Kokskohle benötigt.
Betrachten wir die Preisentwicklung der letzten fünf Jahre, so lässt sich für alle drei Werte ein erster zeitlicher Abschnitt mehr oder weniger kontinuierlich rückläufiger Preise erkennen. Diese Phase ging bis Ende 2015/Anfang 2016.
Der Preis für Eisenerz hat sich vom Höchststand dieser Periode Anfang 2013 (knapp 120 Euro/Tonne) bis zum Tiefstand (unter 40 Euro/Tonne) um fast 80 Euro/Tonne reduziert. Damit ergibt sich bei einem Einsatz von 1,3 Tonnen Eisenerz eine Reduzierung der Herstellkosten um über 100 Euro/Tonne fertigem Stahl.
Der Kohlepreis hat sich in dieser Zeit vom Höchststand Mitte 2012 (85 Euro/Tonne, Referenz thermische Kohle Australien) bis zum niedrigsten Wert im April 2016 (weniger als 50 Euro/Tonne) um 35 Euro/Tonne reduziert. Hierdurch verbessert sich die Kostensituation der Stahlproduzenten leicht um etwa 12 Euro/Tonne.
Stahlschrott (Sorte 2/8) hatte zu Beginn der betrachteten Periode einen Preis von knapp 300 Euro/Tonne, welcher sich Ende 2015/Anfang 2016 auf ca. 140 Euro/Tonne reduziert hatte. Aus dieser Differenz von bis zu 160 Euro/Tonne Schrott ergibt sich – bei dem oben genannten Einsatz von 0,2 Tonnen Schrott pro Tonne produziertem Stahl – eine verbesserte Kostensituation von 32 Euro/Tonne Stahl. In Summe hat sich in dieser Phase bis Anfang 2016 also eine Verbesserung der Herstellkosten von bis zu 140 Euro/Tonne ergeben.
Selbst wenn der Einkauf der Rohstoffe nicht immer zu den hier berücksichtigten Extremwerten (Minimum und Maximum der jeweiligen Preiskurve) erfolgte, sollte sich trotzdem in jedem Fall eine deutlich verbesserte Kostensituation ergeben haben. Dies entspricht auch in etwa der Reduzierung der Stahlverkaufspreise. So ist Warmband in diesem Zeitraum um ca. 130 bis 150 Euro/Tonne günstiger geworden.
Ende 2015/Anfang 2016 hat sich diese Entwicklung dann umgekehrt. Eisenerz hat sich bis Anfang 2017 um gut 40 Euro/Tonne verteuert (daraus resultierender Herstellkostenanstieg: ca. 50 Euro/Tonne). Der Kohlepreis hatte sich bis Ende 2016 wieder auf knapp 100 Euro/Tonne erhöht (Herstellkosteneffekt: ca. 17 Euro/Tonne) und der Schrottpreis ist teilweise wieder deutlich über 200 Euro/Tonne gestiegen (Herstellkosteneffekt: ca. 15 Euro/Tonne).
In Summe sind die Herstellkosten damit in dieser Phase also um maximal bis zu 80 Euro/Tonne angestiegen. Die Verkaufspreise für warmgewalzten Stahl haben sich in diesem Zeitraum hingegen um etwa 150 Euro/Tonne erhöht. Der Anstieg der Verkaufspreise steht also in keinem angemessenen Verhältnis zu den gestiegenen Herstellkosten und dürfte insgesamt zu einer ordentlichen Margenverbesserung der Hersteller beigetragen haben.
Unser Fazit
In den letzten Wochen können wir nun jedoch auch wieder sinkende Rohstoffkosten beobachten. Eisenerz ist von März bis April um 15 Euro/Tonne gesunken und Kohle hat sich von Ende 2016 bis April 2017 um knapp 20 Euro/Tonne reduziert. Nur die Stahlschrottpreise waren auch in den letzten Wochen konstant über 200 Euro/Tonne.
Auf Basis der Herstellkosten sind die Stahlpreise im Moment relativ hoch. Ergeben sich darüber hinaus keine anderen, wesentlichen Einflussfaktoren, rechnen wir aus unserer Sicht Stand heute (Anfang Mai 2017) für die nächsten Monate mit eher leicht rückläufigen bis maximal konstanten Preisen am Stahlmarkt.

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