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Stahlpreise während Corona

Stahlpreisentwicklung aktuell – eine Analyse
Nachfrage und Angebot auf den Stahlmarkt

Bereits in der Juli-Ausgabe haben wir den Einfluss der Corona-Krise auf den Stahlmarkt beleuchtet, seinerzeit noch auf relativ frischen Daten, bedenkt man, dass erst ab März 2020 gravierendere Einschnitte zu verzeichnen waren. Das Update liefert konkrete Tendenzen.

Vor dem Hintergrund der nach wie vor starken Einschränkungen, gerade eben auch im Wirtschaftsleben, und einem derzeit noch nicht absehbaren Ende der Corona-Pandemie, möchten wir Ihnen ein Update zum Thema geben, wie Corona die Stahlpreise beeinflusst hat.

Stahlpreistrends auf der Nachfrageseite

Schon vor Corona war im Automotiv-Bereich ja bereits ein Abwärtstrend in den Produktionszahlen zu erkennen. Im April kam die Produktion dann quasi komplett zum Erliegen, im Mai lag man mit etwa 160.000 produzierten Pkw noch 64 % unter dem Vorjahresniveau. Und auch im Juni wurden mit 300.000 Pkw immerhin noch 20 % weniger Autos produziert als im Juni 2019.

„Noch stärker als bei Pkw werden die Nutzfahrzeugmärkte durch die Krise getroffen. Der weltweite Absatz von Nutzfahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 6 Tonnen wird nach VDA-Prognosen 2020 um 24 Prozent auf 2,6 Mio. Einheiten zurückgehen. Für den US-Markt wird mit einem Minus von 40 Prozent gerechnet. In Westeuropa (-35 Prozent) und Deutschland (-29 Prozent) wird der Rückgang ebenfalls beispiellos sein“, beschreibt VDA-Präsidentin Müller in deutlichen Worten auch die Lage im Markt für Nutzfahrzeuge als dramatisch. (Quelle: auto-medienportal.net)

Zwar stellt Müller in Aussicht, dass sich die Lage im 2. Halbjahr insgesamt wohl wieder bessern würde, aber dennoch weit weg vom Vor-Corona-Niveau bleiben dürfte. Sie hoffe für 2020 noch auf 3,5 Mio. produzierter Pkw in Deutschland, was dennoch ein Jahresminus von 25 % bedeuten würde.

Für den Maschinenbau liegen zum aktuellen Zeitpunkt (Stand: 28.07.2020) nur Zahlen inklusive Mai 2020 vor. Auch wenn der Rückgang bis dahin nicht so extrem ist wie im Automotiv-Sektor, ist das Bild hier ebenfalls alles andere als positiv. „Die Gesamtbestellungen lagen 35 Prozent unter dem Vorjahreswert. Sowohl die Binnennachfrage (-30 Prozent) als auch die Auslandsorders (-38 Prozent) gingen stark zurück“, so der VDMA in einer Pressemitteilung zur Auftragseingangsstatistik vom 03.07.2020. (Quelle. vdma.org)

In einer Umfrage unter Maschinenbauern aus dem Juli stellt sich die Lage ebenfalls sehr kritisch dar: 45 % der befragten Unternehmen beklagten noch im Juli einen anhaltenden, „merklichen“ Auftragsrückgang, weitere 34 % schätzten den anhaltenden Einbruch gar als „gravierend“ ein.

(Quelle: handelsblatt.com)

Die Bauindustrie scheint der Corona-Krise zumindest teilweise (noch) trotzen zu können. So ist der Index für Auftragseingänge in April und Mail dieses Jahres gegenüber 2019 insgesamt noch relativ leicht zurückgegangen. Die erteilten Baugenehmigungen liegen wertmäßig sogar über den 2019er-Zahlen.

(Quelle: destatis.de).

Bei genauerer Betrachtung muss man aber zwischen dem weniger rückläufigen Straßen- und Wohnungsbau mit „nur“ etwa 5 % weniger Auftragseingängen im Mai sowie dem sogenannten Wirtschaftsbau mit einem Minus von satten 22 % unterscheiden. Hier ist nämlich sehr wohl eine deutlich gehemmte Investitionsbereitschaft in Folge der Corona-Krise zu spüren, die auch noch einige Monate anhalten dürfte.

Die Gesamtnachfrage im Stahlbereich liegt damit deutlich unter Vorjahresniveau. Bereits seit längerer Zeit werden leicht rückläufige Nachfragewerte verzeichnet, aber seit März dieses Jahres ist der Einbruch erheblich größer geworden und aktuell zeichnet sich keine kurzfristige Erholung ab. Es steht eher zu befürchten, dass auch die Bauindustrie noch einen stärkeren negativen Corona-Effekt zu spüren bekommt oder eine zweite Infektions-Welle zu einem erneuten Lockdown mit entsprechenden, eventuell sogar dramatischeren Auswirkungen auf die Wirtschaft führen könnte.

Stahlpreistrends auf der Angebotsseite

In Deutschland wurden im 1. Halbjahr 2020 15,7 % weniger Stahl erzeugt Und weil die Produktion nicht von einem auf den nächsten Tag wieder hochgefahren werden kann, reagieren die Produktionszahlen träge.

Der Einfluss des Außenhandels stellt sich seit einigen Monaten als überschaubar dar. Im Mittel ergibt sich ein Importüberschuss von etwa 0,3 Mio. Tonnen pro Monat und es zeigt sich zumindest bis Juni kein Corona-Effekt. Dies betrifft allerdings nur die Gesamtzahlen. Für Einkäufer lohnt sich hier ein Blick in die Details der Stahlsorten und Herkunftsländer. (siehe z. B. eurofer.org). In Summe zeigt sich – insbesondere getrieben durch die Produktionskürzungen – ein deutliches Minus auf Angebotsseite.

Fazit der Experten

Wie man dem Stahlkompakt-Angebotsindex entnehmen kann, ist das Ausmaß des Angebotsrückgangs durchaus vergleichbar mit den Werten auf Nachfrageseite. Geht man davon aus, dass das Verhältnis von Angebot und Nachfrage maßgeblich den (Stahl-)Preis bildet, verbleibt unter dem Strich kein großer Preiseinfluss durch die Corona-Pandemie, denn die Einbrüche entsprechen sich auf beiden Seiten im Wesentlichen. Dies wird auch durch die Rückmeldungen aus dem Mark bestätigt. Preiserhöhungen aufgrund von Verknappung konnte man bislang nicht feststellen.

Aber Achtung: Im Rahmen dieser Beitragsreihe kann man nur eine Gesamtsicht zeigen. Für einzelne Stahlsorten kann der Markt von diesem Annahmen durchaus – auch deutlich – abweichen. Hier ist es die Aufgabe des Einkaufs, sich die oben beschriebenen Gedanken bezogen auf „seine“ individuellen Stahlsorten zu machen. Und wie bereits erwähnt: das Hochfahren der Kapazitäten der Stahlhersteller wird schwerfälliger erfolgen. Dies kann in einzelnen Bereichen im Laufe des Jahres durchaus noch zu Knappheit im Angebot und damit zu Preissteigerungen führen.


STAHLkompakt ist ein Angebot der HKN & Internet
Solutions GbR, Hamburg www.stahl-kompakt.de

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