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Was tut sich gerade am Stahlmarkt? Wie verhält sich das Stahlangebot zur Nachfrage?

Stahlpreisentwicklung aktuell – eine Analyse
Was tut sich gerade am Stahlmarkt? Wie verhält sich das Stahlangebot zur Nachfrage?

Beim Stahl gibt es eine Vielzahl von Einzelmärkten, bei denen die individuelle Entwicklung anders sein kann. Und auch wenn im Stahlmarkt die Psychologie eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, so ergibt sich die Preisentwicklung doch zu einem ganz maßgeblichen Anteil aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Hier ein aktueller Einblick.

Nachdem wir diesen Aspekt zuletzt aufgrund anderer interessanter – und auch wichtiger – Themen (US-Zölle, Situation der Stahlanbieter etc.) etwas vernachlässigt haben, ist es mal wieder an der Zeit, sich mit der aktuellen Entwicklung von Angebot und Nachfrage am Stahlmarkt zu beschäftigen. Denn auch wenn im Stahlmarkt die Psychologie eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, so ergibt sich die Preisentwicklung doch zu einem ganz maßgeblichen Anteil aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage.

Beim Einkauf von Stahl wird es dabei jedoch etwas komplexer und daher auch komplizierter, da es DEN Stahlmarkt nun einmal nicht gibt. Aus über 2000 Sorten in verschiedensten Ausführungen ergibt sich vielmehr eine Vielzahl von kleinen Einzelmärkten, die zum Teil sehr individuell zu betrachten sind. So können sich z. B. für einfache Baustahltafeln komplett andere Verhältnisse und Entwicklungen ergeben als für Rundstahl in legiertem Edelstahl. Auf diese Ebene der Einzelmärkte können wir hier jedoch leider nicht im Einzelnen eingehen, sodass die folgende Analyse nicht für alle denkbaren Stähle und Ausführungen gelten soll und kann. Auf das Gros der gängigen Sorten werden die folgenden Faktoren aber sehr wohl einen maßgeblichen Einfluss haben.

Die Nachfrageseite

Im 2. Halbjahr 2018 wurden in Deutschland insgesamt rund 20  % weniger Pkw produziert als im Vorjahreszeitraum. Von Juli bis Dezember 2018 gab es einzelne Monate mit sogar bis zu 30  % weniger hergestellten Pkw als im Vorjahr. Dieser Rückgang der letzten Monate im Automotive-Sektor ist auf verschiedene Einflüsse zurückzuführen, wie etwa auch den Dieselskandal. Ein Rückgang von 20  % entspricht etwa 450.000 (!) Fahrzeugen. Das ist in der wichtigsten Abnehmerbranche eine echte „Hausnummer“! Mit dem Rückgang der Produktion geht selbstredend auch ein Rückgang des Stahlverbrauches einher, also der Nachfrage.

Ergänzend verringern sich die Werte im Einkaufsmanagerindex des produzierenden Gewerbes seit Anfang 2018 kontinuierlich, wie man der links unten stehenden Abbildung entnehmen kann. Es ergibt sich hier zum ersten Mal seit Dezember 2014 wieder ein Wert unter 50 (Einkaufsmanagerindex des herstellenden Gewerbes – PMI).

Die beiden weiteren wesentlichen Verbraucher sind die Bauindustrie und der Maschinenbau. Diese halten sich weiterhin auf konstant gutem Niveau, können aber eben auch nicht durch einen steigenden Verbrauch die Nachfragerückgänge im Automotive-Bereich kompensieren.

Die Angebotsseite

Massive Veränderungen im Außenhandel beeinflussen aktuell die Angebotsmenge. Die Produktionsmenge in der EU in den Monaten Juli bis November 2018 hat sich noch leicht reduziert. Statt 65,7 Mio. Tonnen wurden laut Eurofer-Daten „nur“ 64,2 Mio. Tonnen Stahl produziert. Allerdings hat sich der Importüberschuss in den gleichen Monaten von 0,3 Mio. Tonnen auf 3,8 Mio. Tonnen erhöht. Unter dem Strich sind damit in diesem Zeitraum rund 2 Mio. Tonnen zusätzlich im Markt.

Wir können also insgesamt eine leicht rückläufige Nachfrage bei gleichzeitig leicht steigender Angebotsmenge feststellen.

Was bedeutet das für Stahleinkäufer?

An dieser Stelle müssen wir zunächst noch einmal darauf hinweisen, dass es sich bei unserer Analyse um eine Gesamtmarktbetrachtung handelt. Es gibt eine Vielzahl von Einzelmärkten, bei denen die individuelle Entwicklung durchaus anders sein kann, weil die beschriebenen Faktoren sich dort anders verhalten. Insbesondere z. B. bei legierten Stählen spielt auch die Entwicklung einzelner Legierungselemente, wie Aluminium oder Nickel, eine Rolle. Auch bezüglich der Außenhandelsveränderungen sind eben nur ausgewählte Stahlsorten von Safeguard-Maßnahmen betroffen. Dies sind nur zwei Beispiele für die Individualität einzelner Märkte.

Als Einkäufer muss man daher in der Lage sein, genau zu verstehen, welche Faktoren für meinen individuellen Stahlbedarf relevant sind. Diese muss man konstant beobachten. Ob dies nun Zusammenschlüsse von Stahlproduzenten sind, Ofenstilllegungen, Handelskriege und Zölle oder Überschwemmungen in australischen Erzminen.

Für jeden Einkäufer ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Man muss Faktoren, die für „seinen“ Stahl relevant sind, kontinuierlich beobachten und vielleicht sogar manchmal etwas in die Zukunft schauen und spekulieren, zumindest aber mit begründeten Annahmen versuchen zu bewerten, in welche Richtung der Preis sich am wahrscheinlichsten entwickeln wird. Hellsehen kann natürlich niemand, aber jeder Stahleinkäufer kann und sollte versuchen, seine Entscheidung, wie, wo und zu welchen Bedingungen er einkauft, auf eine fundierte Basis zu stellen, so gut wie nur irgend möglich.

Mehr zum Thema „Stahl und Stahlbeschaffung“, insbesondere auch zu den aktuellen Stahlpreisentwicklungen:

www.stahl-kompakt.de


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