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Digitalisierung der Supply Chain beginnt in den Köpfen der Unternehmenslenker

Vierte Fachkonferenz EXCHAiNGE
Digitalisierung der Supply Chain beginnt in den Köpfen der Unternehmenslenker

Digitalisierung der Supply Chain beginnt in den Köpfen der Unternehmenslenker
Session Digitalisierung unter der Moderation von Bettina Bohlmann, Managing Partner, 3p procurement branding GmbH, und den Referenten von links Hans Pieper, Geschäftsführer Terminalbetrieb Nord, Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene – Straße (DUSS) mbH, Dr. Rembert Horstmann, Head of Marketing, Imperial Logistics International B.V. & Co. KG, und Mathieu Caudal, Vice President Operations & Product, unu GmbH (Bild: André Baschlakow/Euroexpo)
Zum vierten Mal kamen am 6. und 7. Oktober 2016 Entscheidungsträger aus den Bereichen Supply Chain Management, Einkauf , Logistik und Finanzen in Frankfurt am Main zusammen, um über aktuelle Herausforderungen und erfolgreiche Handlungsstrategien in der Supply Chain zu diskutieren. Im Fokus standen Topthemen wie Digitalisierung, Compliance, Supply Chain Finance und die Auswirkungen der neuen Seidenstraße auf globale Supply Chains.

Das Supply Chain Management ist wesentlicher Treiber der Digitalisierung im Unternehmen. Erfolgskritischer Faktor im Wettbewerb ist in Zukunft vorrangig nicht nur die IT, sondern „der Mensch“. Wer die Transformation in den Köpfen von Unternehmenslenkern und Mitarbeitern nicht bewältigt, wird schnell traditionelle Geschäftsfelder und damit den Anschluss verlieren. Darüber waren sich rund die 180 Teilnehmer einig. Zwei Tage diskutierten sie auf der internationalen Fachkonferenz, wie sich die Lieferketten von morgen gestalten und beherrschen lassen.
Die IT hat durch eine Vielzahl von Systemen und Tools die Basis für digitalisierte Prozesse auf dem Weg zu Industrie 4.0 gelegt. Taktgeber der nahen Zukunft sind dringend zu harmonisierende Lösungslandschaften, die Geschwindigkeit des Wandels und der unberechenbare Faktor Komplexität, auf die es umgehend alle Fachabteilungen mental einzuschwören gilt. Erfolg innerhalb dieser neuen disruptiven Rahmenbedingungen wird davon abhängen, ob und wie schnell es gelingt, „innere und äußere Agilität der Mitarbeiter herbeizuführen“, wie Prof. Dr. Andreas Aulinger, Direktor am Institut für Organisation & Management (IOM) der Steinbeis-Hochschule Berlin, in seiner Keynote eindrücklich schilderte. Ein „anstrengender Prozess“, der laut Aulinger Führungskräften und Mitarbeitern künftig zwar weniger Komfortzonen bietet, zugleich aber Chancen für neue Formen der Beteiligung und damit neue Motivation schaffen werde.
Als kritische Erfolgsfaktoren arbeiteten die Teilnehmer der Konferenz im Plenum in interaktiven Votings via App heraus: Umorganisation von Machtstrukturen, neue horizontale Führungsmodelle, transparente, offene Kommunikation sowie die Transformation der vielfach vorherrschenden Angstkultur in Wertschätzung mit ehrlichem Vorleben von Werten Digitalisierung hilft, menschliche Schwächen aufzufangen und alle relevanten Informationen in einem komplexen Zusammenspiel zusammenzuführen – „insbesondere dort, wo Prozesse nicht, zu langsam oder als wiederholbares Standardszenario funktionieren“, unterstrich Bettina Bohlmann, Managing Partner bei der 3p procurement branding GmbH. Die Fähigkeit und vor allem das Wollen, eigenes Wissen schnell und in Gänze zur Verfügung zu stellen, sei auch in der Supply Chain kritischer Erfolgsfaktor. Die Moderatorin der Session „Digitalisierung – die Macht der Information“ führte dies im Praxisbeispiel vor Augen: In Gruppen galt es für die Teilnehmer, bei nonverbaler Interaktion identische geometrische Figuren zusammenzulegen. Fazit hierbei: Sammeln, Horten und Nichtweitergabe von Informationen – bewusst oder unbewusst – führen zu Konflikten. Nur wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, lässt sich eine Lösung finden, die zum Ziel führt.
„Ohne Change geht es nicht in der digitalen Welt“, betonte auch Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter, Bereich Unternehmenslogistik, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), der die Diskussion zum Thema Compliance moderierte. Die Migration cyberphysischer Systeme mache zugleich die Transformation des Managements notwendig. Dass systematisches Compliance-Management mehr ist als bloße Korruptionsvermeidung, legten Alexander Schröder, Chief Risk & Compliance Officer der Axel Springer SE, Procurement-Experte Dr. Egbert Hubmann und Sebastian Grethe, Managing Director & Co-Founder des Start-ups Mapudo GmbH, anschaulich dar.
Dabei wurden konträre Herangehensweisen an die Thematik deutlich: „Bei einem Konzern liegt der Fokus auf Vermeidung von Risiken, bei einem Start-up auf Nutzung von Chancen“, so Grethe. Daraus resultierten Interessenkonflikte, die oftmals gemeinsame Geschäfte verhinderten. Schröder plädierte für die Förderung von eigenverantwortlichem Handeln, die Vermeidung einer „misstrauischen Kontrolle“, den Fokus auf Rahmenvorgaben und ein Mindestmaß an Überwachung. Für alle Unternehmensformen gilt es zu klären: Wie wird Verantwortung zwischen Menschen und autonomen Maschinen zukünftig geteilt? Was muss und was kann ein Unternehmen im globalen Wettbewerb an Standards und Regeln wirklich vorgeben, ohne Mitarbeiter und Business-Partner unnötig einzuengen? Und auch hier: Welche Werte lebt die Unternehmensleitung in diesem sensiblen Bereich vor?
Dass auch ein Mega-Projekt wie die neue Seidenstraße „One Belt, One Road“ von digitalisierten Prozessen und der Agilität der Beteiligten befeuert wird, unterstrich Willy Lin, Member of the Hong Kong Logistics Development Council/Managing Director of Milo’s Knitwear. Ziel dieses Projekts ist es, 65 Länder und 4,4 Mrd. Menschen durch Zug- und Straßenverbindungen sowie durch eine maritime Route mit zahlreichen Tiefseehäfen vom Reich der Mitte über Ostafrika bis an die Nordsee zu verbinden. Dieses große Projekt ist derzeit allerdings durch eine vermeintlich führungslose Struktur und hemmende Einflüsse wie fehlende Standards, unterschiedliche Sprachen und Kulturen sowie nationale Interessen gekennzeichnet. Fakt ist: Die Chancen, die sich schon jetzt durch die Zugverbindung von China nach Europa als Alternative zu Schiff und teilweise Luftfracht ergeben, müssen verstärkt in die Öffentlichkeit getragen werden. Hier besteht noch viel Informationsbedarf.
Ebenfalls noch nicht auf der Tagesordnung vieler Supply-Chain-Entscheider – zumindest in Deutschland – stehen Finanzierungsmodelle für das Management der Geldflüsse. Lieferanten können dabei frühzeitige Zahlungen generieren, indem sie ihre Forderungen an eine Bank übertragen, die das finanzielle Risiko trägt. Einkaufende Unternehmen profitieren durch verbesserte Zahlungsbedingungen. „Supply Chain Finance ist ein Cash-Tool für mehr Liquidität, das zugleich Kollaboration fördert“, sagte Guido Rossbach, Director SCM Europe bei GKN Land Systems. Sönke Jungclaus, Director Global Purchasing & SCM bei Freudenberg Performance Materials, machte indes kein Hehl daraus, dass Bemühungen auch vergebens sein können: „Viele unserer Lieferanten waren sehr zurückhaltend. Die Struktur unserer Zulieferer eignet sich nicht für derartige Modelle.“ Session-Moderatorin Andrea Walbert, Managing Director des PMI Production Management Institute, arbeitete mit den Vortragenden heraus: Die Benefits der beteiligten Parteien variieren je Modell und je Unternehmen stark. Es gilt, hohe IT-Hürden zu vermeiden. Und: Wer seine Supply Chain generell nicht im Griff hat, dem wird auch Supplier Finance kaum Freude bereiten.
Die nächste EXCHAiNGE – The Supply Chainers‘ Conference findet am 26. und 27. September 2017 in Frankfurt am Main statt.
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