Wer regelmäßig auf der A661 zwischen Offenbach und Frankfurt unterwegs ist, der kann sie kaum übersehen: Große Fabrikgebäude mit der Aufschrift „Samson“ in unterschiedlichen Farben und Formen. Die Logos sind vielen geläufig. Was sich dahinter verbirgt, nur wenigen. Dabei dürfte der Hersteller von Ventilen und Reglern derzeit eines der spannendsten Unternehmen im Stadtgebiet sein: Historisch gewachsen, in Frankfurt verwurzelt, in mehr als 80 Ländern vertreten und mit einem eigenen Innovationszentrum gut gerüstet für die Industrie 4.0. Der BME Rhein-Main-Region durfte bei einer exklusiven Betriebsbesichtigung erfahren, was hinter dem Claim „Smart in Flow Control“ steckt.
„Von der Autobahn aus lässt sich nur erahnen, wie groß das Firmengelände ist“, griff Gao Kwintmeyer, bei Samson verantwortlich für „Global Sourcing & Procurement“, den Ball auf. Auf einer Grundstücks- und Produktionsfläche von 150.000 Quadratmetern produzieren 1.800 Mitarbeiter in Frankfurt vor allem Stellventile. Die Technik ist die Kernkompetenz des 1907 gegründeten Unternehmens. Weltweit sind 4.200 Mitarbeiter bei Samson tätig, weitere Produkte sind unter anderem Regler, Antriebe, Signalumformer sowie digitale Lösungen.
Fast 50 Prozent des Gesamtvolumens wird in Frankfurt produziert. 1907 von Hermann Sandvoss gegründet, ist das Unternehmen trotz mancher Zukäufe und mittlerweile mehr als 50 Tochtergesellschaften vor allem organisch gewachsen. Tradition und Moderne, das zeichnet Samson in Frankfurt aus. So gibt es zum einen ein Museum, zum anderen wurde im November 2017 am östlichen Ende des Geländes das Rolf Sandvoss Innovation Center eröffnet. Für rund 21 Millionen Euro entstand dort das nach eigenen Angaben „modernste Entwicklungsprüfzentrum im Bereich der Ventiltechnologie“.
Weite Strecken, kurze Entscheidungswege
Produktionsleiter Norbert Tollas führte über einen Teil des Betriebsgeländes: Einige der Gebäude stehen aufgrund ihrer langen Historie unter Denkmalschutz, während in der nächsten Halle wenige Schritte weiter ein in einer Zelle eingehauster Roboter auf Arbeit wartet. „Die Gehäusefertigung hier läuft mehrschichtig“, erklärt Tollas die Geschäftigkeit, obwohl es schon nach 18 Uhr ist. Das über die Jahrzehnte stets größer gewordene Firmengelände kommt mitunter wieder an Grenzen: Bis zu elf Kilometer legt ein Ventil in der Fertigung zurück. Ein eigens angemieteter Laster verkehrt zwischen der Warenannahme und den Produktionshallen. Hier besteht Optimierungspotenzial.
Das Familienunternehmen wartet mit einer weiteren Besonderheit auf: einem sehr an den Mitarbeitern orientierten Führungsstil. 30 Kennzahlen in der Fertigung? Zu viel, und für Tollas ein sicheres Zeichen, dass sie eher dem Management als den Mitarbeitern helfen sollen. Stattdessen legt er Wert auf eine funktionierende interne Kommunikation und regelmäßige Treffen: „Wenn Sie die Belegschaft involvieren, kommen mitunter gigantische Sachen heraus“, spricht er aus Erfahrung. Es wird den Führungskräften gedankt: Firmenjubiläen anlässlich 40 Jahren Mitarbeit sind bei Samson keine Seltenheit.
David Schahinian