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„Der Markt schreit nach dieser Lösung“

Start-up-Gründer- und Geschäftsführer Frederik Brantner im Gespräch mit Beschaffung aktuell
„Der Markt schreit nach dieser Lösung“

Die Geschäftsidee von Magazino entstand im Sommer 2011, als der Student Frederik Brantner eine Freundin besuchte, die in ihrer Apotheke einen Kommissionierautomaten einbaute. Er war von dieser Idee sehr begeistert: ein stückgenauer Automat, in den man die verschiedensten Gegenstände werfen kann und der diese anschließend selbstständig sortiert und einlagert. Dieses Prinzip wurde umgewandelt in die heutige Geschäftsidee: ein intelligenter Automat, der die Vorteile des stückgenauen Zugriffs vereint.

Beschaffung aktuell: Wie kam es zur Gründung von Magazino?

Brantner: Ich war derart von einem Kommissionierautomaten in der Apotheke einer Freundin begeistert: ein stückgenauer Automat, in den man die verschiedensten Gegenstände werfen kann und der diese anschließend selbstständig sortiert und einlagert. Wenige Monate später veranstaltete ich ein Creative-Thinking-Wochenende mit zahlreichen Freunden, unter ihnen Ingenieure, Mathematiker und Philosophen. Ein guter Freund brachte den Maschinenbauingenieur Lukas Zanger mit. Aus dem ersten Ideenaustausch wurde das freie Projekt Magazino. Zusammen mit dem Informatiker Nikolas Engelhard, den ich als Stipendiat der Stiftung der deutschen Wirtschaft kennenlernte, entwickelte sich das Projekt zu einer Geschäftsidee:
ein intelligenter Automat, der die Vorteile des stückgenauen Zugriffs vereint.
Beschaffung aktuell: Gab es in der Anfangszeit Investoren?
Brantner: Im Januar 2014 wurde die GmbH gegründet, zu dritt. Danach kam ein Venture Capital Fonds dazu und im Mai 2014 zwei Business Angels. Im Mai 2015 hat Siemens die Anteile von den Altinvestoren aufgekauft, das war sicherlich ein großer Schub für uns. Seitdem gehören wir zu 49 Prozent zu Siemens. Wir Gründer halten aber noch die Mehrheit, das ist uns ganz wichtig. Wir sind völlig frei in unseren Entscheidungen.
Beschaffung aktuell: Was unterscheidet Magazino von einem großen Konzern?
Brantner: Ich würde sagen, fast alles. Wir hatten gerade am Anfang noch sehr wenige festgelegte Prozesse, wir sind unglaublich schnell in der Entwicklung. Mit dem Toru haben wir vor einem Jahr angefangen und sind nun bereits in der vierten Iterationen des Roboters. Wir versuchen immer noch schneller zu werden.
Das Gute an einem Startup ist, dass man sozusagen blauäugig rangeht. Wir machen einfach. Wir haben keine Arbeitszeiterfassung und keine Kernarbeitszeit, die Mitarbeiter haben recht freie Hand und wir haben flache Hierarchien. Ich selbst habe zum Beispiel auch keinen festen Arbeitsplatz an einem bestimmten Schreibtisch. Des Weiteren liegt unser Durchschnittsalter bei 29 Jahren und wir haben ein extrem hohes Qualifikationslevel. In der Softwareabteilung haben 7 von 25 Mitarbeiter eine Promotion, die anderen Mitarbeiter verfügen mindestens über einen Masterabschluss. Wir machen auch fast alles inhouse. Anfangs hatten wir externe Partner, aber das war nicht passend für uns, weil wir eine ganz eigene Dynamik haben.
Beschaffung aktuell: Wie viele Mitarbeiter hat Magazino derzeit?
Brantner: Wir stellen momentan fast jede Woche neue Leute ein. Aktuell beschäftigen wir 55 Mitarbeiter.
Beschaffung aktuell: Wann planen Sie, schwarze Zahlen zu schreiben?
Brantner: Noch nicht im kommenden Jahr, aber 2018 könnte es gut möglich sein.
Beschaffung aktuell: Zurzeit dreht sich bei Magazino alles um Toru, den mobilen Kommissionier-Roboter. Was ist an ihm so besonders im Gegensatz zu bisherigen Robotersystemen in der Logistik?
Brantner: Der Markt schreit förmlich nach dieser Lösung. Das ist nicht nur e-Commerce, wo Losgröße 1 immer wichtiger wird, son- dern auch die ganze Produktionsversorgung. Auf den bisherigen Messen kamen Firmen aus der Produktions- und Automotivebranche auf uns zu und fragten, ob es nicht möglich sei, KLTs mit dem Toru zu unseren Montagebändern bringen? Bisher geschieht das mit Routenzügen und diese kommen dann zu selten vorbei. Das ist auch das Absurde an den gesamten Produktionsstraßen sowohl im Automotivesektor als auch im Maschinenbau: sie sind alle hoch automatisiert. Schaut man sich dann aber die Logistik hinter den Bändern an, wird dort noch unglaublich viel von Hand erledigt.
Beschaffung aktuell: Dann kann hier also Ihre Lösung punkten und Abhilfe schaffen?
Brantner: Roboter, die ein sehendes Auge haben und auf dieser Basis auch selbst Entscheidungen treffen können, sind hier gefragt. Wir sind hier relativ weit. Deshalb sind wir für Siemens auch so interessant. Dass wir Roboter für die Logistik bauen, ist das eine, aber es entsteht auch wahnsinnig viel Software, die eine ganz hohe Relevanz hat. Das spiegelt sich auch bei unseren Mitarbeitern wider: 25 unserer 55 Beschäftigten sind Softwareentwickler.
Beschaffung aktuell: Sie sagen, in bestimmten Lager- und Kommissionierbereichen könnten Roboter heute bereits Menschen ersetzen. Welche Bereiche sind das?
Brantner: Unsere Idee ist es nicht, den Menschen zu ersetzen. Wir wollen den Roboter bei Tätigkeiten einsetzen, die für einen Menschen schwer zu erledigen sind oder bei denen lange Laufstrecken zu bewältigen sind. Die bisherigen Bereiche sind quaderförmige Objekte, vom kleinen Taschenbuch bis zum Schuhkarton. Als Nächstes kommen KLT-Behälter und Nachschubkartons aus dem Fullfillmentbereich.
Beschaffung aktuell: Ist es ihr Ziel, dass intralogistische Abläufe langfristig ganz ohne Menschen funktionieren?
Brantner: Nein. Es werden sich die Arbeitsabläufe ändern, damit der Mensch nicht mehr so viel laufen und sich bücken muss. Er wird für Spezialaufgaben, welche der Roboter nicht abwickeln kann, immer noch gebraucht. Das menschenleere Lager wird es aus unserer Sicht vorerst nicht geben.
Beschaffung aktuell: Herr Brantner, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Alexander Gölz.
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