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Die goldene Mitte zwischen Luft- und Seefracht

Alternative Verkehrsträger in der Logistik: Mit dem Zug nach China
Die goldene Mitte zwischen Luft- und Seefracht

Ende März 2014 hat der chinesische Staatspräsident Xi Jinping bei seinem Besuch im Duisburger Hafen zugesagt, den Landweg für Verkehre zwischen Deutschland und China zu stärken. Mitte August war es dann soweit: Erstmalig wurden fertige Automobile in Containern verstaut und auf Züge nach China geladen. Ein Gewinn für die deutschen Unternehmen, schließlich punktet die Bahn nicht nur bei Schnelligkeit und Preis!

In der Automobil- und Elektroindustrie war das Interesse an einer Bahnverbindung vom Duisburger Hafen nach China groß. Vor allem deutsche Premium-Automobile werden so transportiert; doch auch Industrieroboter reisen bereits per Bahn von Hamburg nach Zhengzhou. Neu ist dieser Transportweg aber nicht, Güterzugverbindungen von China nach Deutschland gibt es bereits seit mehr als sechs Jahren. Doch jetzt, wo die deutschen Unternehmen daran Gefallen finden, laufen sie auch in entgegengesetzter Richtung in erhöhter Frequenz. Mehrmals pro Woche fahren die Züge nun beispielsweise nach Chongqing.

Ganze Bandbreite der Transportwege. Einkäufern steht nun die komplette Bandbreite für ihre Beschaffungs- und Distributionslogistik zwischen China und Deutschland zur Verfügung: Von der Luft- und Seefracht über den Bahnverkehr bis hin zu den Paketdienstleistern. Folgende Dienstleister bieten den Bahntransport derzeit unter anderem an: CevaLogistics, DHL Freight, DB Schenker, Gebrüder Weiss, Gefco sowie die dls Speditionsgesellschaft. Laufend kommen Anbieter hinzu.
Im Vergleich zur Luftfracht und den Paketdienstleistern ist die Bahn deutlich günstiger, aber auch langsamer. Die Maß- und Gewichtsbeschränkungen sind weitaus niedriger als bei der Luftfracht. Im Vergleich zur Seefracht ist der Bahntransport im Normalfall um einiges teurer, dafür aber schneller: Je nach Origin und Destination beträgt die Laufzeit rund 15 bis 23 Tage, das sind etwa 20 Tage weniger als auf dem Seeweg.
Dadurch wird die Bahn für sensible Wirtschaftsgüter attraktiv, die für die Seefracht wegen der langen Laufzeiten oder für die Luftfracht wegen der hohen Kosten teilweise ungeeignet sind, wie zum Beispiel hochwertige Elektronikartikel, Handys oder Automotive-Teile. Waren wie Textilien, Baustoffe, oder Maschinen werden in größeren Mengen eher aus China nach Deutschland transportiert als umgekehrt.
Da der Bahntransport verschiedene Klimazonen durchläuft, müssen die Güter auf Verträglichkeit der verschiedenen jahreszeitabhängigen Witterungsverhältnisse geprüft werden. So führen beispielsweise die Nordstrecken durch Sibirien, was im Winter für viele Güter ein Problem darstellt. Wichtig ist, dass der Warenwert sowie der mögliche Wertverlust während der Transportzeit immer in einem ausgeglichenen Verhältnis zu den Transportkosten selbst stehen. Bei Massenwaren hat das Schiff aufgrund des niedrigen Einzelwertes der Güter immer noch klar die Nase vorne.
Beim Versand über die Schiene müssen auch alle Fragen rund um die Verzollung geklärt werden. Je nach gewählter Strecke – Nord oder Süd – geht die Ware durch mehrere Transitländer.
Verzollung klären! Wichtig ist auch, ob es Zwischenstopps gibt, bei denen Ware geladen oder entladen wird, welche Warentarifnummern geladen sind etc. Endet der Bahntransport beispielsweise in Polen und wird für den Nachlauf auf einen Lkw geladen, werden für den weiteren Transport zum Zolllager, zum Endempfänger (bei Selbstverzoller) oder Spediteur Zolldokumente wie Carnet TIR/T1 benötigt. Besprechen Sie diese Punkte unbedingt schon zum Zeitpunkt der Anfrage mit Ihrem Dienstleister!
Die Transportkosten für den Bahntransport nach China hängen wie bei allen anderen Transportträgern stark von dem Volumen sowie der genauen Origin, Destination und Rückauslastung ab. Bei Einmalbeauftragungen von ein bis drei Containern liegen die Kosten bei ca. 8000 Euro pro 40-Fuß-Container, je nach Dienstleister. Bei Beauftragung eines kompletten Güterzuges fallen die Kosten stark ab. Einkäufer sollten immer mehrere Angebote für verschiedene Transportträger bei unterschiedlichen Dienstleistern einholen und diese anhand ihrer eigenen Kriterien mit Punkten gewichten. Aktuelle politische Entwicklungen, wie beispielsweise der Konflikt in der Ukraine, sollten Sie bei einem grenzüberschreitenden Transport durch unterschiedliche Regionen immer aufmerksam beobachten.
So können Sie im Bedarfsfall rechtzeitig reagieren, zum Beispiel durch eine Änderung der Strecke oder sogar des Transportträgers. Derzeit liegen jedoch keine Informationen über Probleme bei der im Norden verlaufenden Anbindung vor, mit Ausnahme von Russland, wo aufgrund der Sanktionen teilweise keine Bei- und Entladungen möglich sind.
Ein wichtiges Thema sind auch Streiks. Diese haben kürzlich dazu geführt, dass nur noch rund 30 Prozent aller Bahnverbindungen aufrechterhalten werden konnten. Zwar findet mehrmals ein Wechsel auf ortskundige Lokführer statt, die nicht von dem Streik betroffen sind: Das Risiko von Verspätungen bleibt jedoch. Hier ist reger Kontakt mit dem Dienstleister wichtig, um mögliche Verzögerungen rechtzeitig bei der eigenen Planung einkalkulieren zu können.
Trotzdem steht fest: Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern bleibt die Bahn ein sicheres und zuverlässiges Transportmittel. Falls Ihr Unternehmen Wert auf Nachhaltigkeit legt, punktet die Bahn mit einer niedrigen CO2-Belastung und einem vergleichsweise geringen Flächenverbrauch für die Infrastruktur. Einige Anbieter verwenden für den Transport per Bahn auch ausschließlich Öko-Strom.
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