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Durchbruch erst nach Abbau der Sprachbarrieren

E-Class/UNSPSC
Durchbruch erst nach Abbau der Sprachbarrieren

Collaborative Anwendungen werden erst dann ihren Durchbruch erleben, wenn die „Sprachbarrieren“ abgebaut sind. Derzeit wird heftig darüber gestritten, welches der zwei derzeit bekanntesten Klassifikationssysteme das Rennen machen wird. Fundierte Vergleiche fehlen jedoch. Das Projektteam „Klassifikation“ an der FH-Darmstadt hat einen ersten, noch sehr groben Vergleich ausgearbeitet. Dieser wird schrittweise verfeinert, mit dem Ziel, Handlungsempfehlungen für die verschiedensten Anwendungsfelder zu erabeiten.

Projektteam: Julia Hradezky, Ulla Zimmer, Jan Sobczak, Martin Waigand,FH Darmstadt

E-Class
Wurde von führenden Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen der deutschen Industrie erarbeitet. Basis war die VEBA-Klassifikation, mittlerweile ist E-Class nicht mehr chemielastig. Die Basisstruktur ist branchenunabhängig. Er wird von dem E-Class e.V. verwaltet.
UNSPSC
Wurde von den Vereinten Nationen (UN) und Dun&Bradstreet (D&B) entwickelt. Er entstand aus einem Zusammenschluß des Code Systems der UN (UNCCSS, United Nations’s Common System) und dem Code System von D&B (SPSC; Standard Product and Service Codes). Er wird von der ECCMA (Electronic Commerce Code Management Association) verwaltet.
Grundstruktur
Die Grundstruktur beider Systeme ist bis auf die Verschlagwortung, Sachmerkmalsleiste und Basismerkmalsleiste identisch.
Unterschiedliche Aggregationsdichte
Ein wesentlicher Unterschied besteht in der unterschiedlichen Aggregationsdichte, wie am folgenden Beispiel aufgezeigt wird.
Der UNSPSC ist höher aggregiert als E-Class. Auf der Ebene „Gebrauchsgut“ (Commodity) läßt sich beim UNSPSC z.B. Toner identifizieren, während bei E-Class auf der untersten Ebene (Unterklasse) auf unterschiedliche Tonerarten referenziert wird. Werden die Strukturen entsprechend ihrer Aussagekraft verschoben, ist losgelöst von der unterschiedlichen Semantik ein Strukturvergleich möglich. Erst damit lassen sich auch die unterschiedlichen Zielsetzungen und Anwendungsfelder verdeutlichen.
Unterschiedliche Zielsetzungen
E-Class
E-Class führt über die Sachmerkmalsleiste und Basismerkmalsleiste (die es bei UNSPSC nicht gibt) zu einer „ein-eindeutigen“ Identifizierung. Der Hauptnutzen liegt im operativen Geschäft:
–schneller Überblick über Lieferanten und deren Angebote,
–Identifizierung neuer Lieferanten,
–Nutzung der Sachmerkmalsleiste.
Für die Nutzung von collaborativen Anwendungen ist diese „Ein-Eindeutigkeit“ notwendig. Die Nutzung von E-Class ist kostenlos.
UNSPSC
UNSPSC ist eher ein Analysetool, das in Kombination mit dem DUNS-Code und dem SIC-Code vom strategischen Einkauf für das Warengruppenmanagement und das Rahmenvertragsmanagement eingesetzt werden kann. Die Nutzung der verschiedenen Anwendungen ist kostenpflichtig.
Das Zusammenspiel dieser Codes ist nachfolgend kurz skizziert. Durch bereits vorhandene „Cross-walks“ und „Transactions-files“ werden die Verknüpfungen möglich.
–DUNS-Code:
Jedem im Handelsregister eingetragenen Unternehmen wird ein Code zugeordnet. Über diesen Code werden Unternehmensverflechtungen (Family-tree) dargestellt.
–SIC-Code:
Jedes Unternehmen wird entsprechend seiner Tätigkeit einer bestimmten Branche zugeordnet.
Durch die Verknüpfungen ergibt sich der folgende Analysepfad:
Lieferanten-Nummer, Unternehmensverflechtung, Branche, Produktebene = > DUNS, SIC, UNSPSC
Dieser Analysepfad macht den strategischen Ansatz deutlich. Auf der Produktebene ist eine eindeutige Identifizierung nicht möglich (s.oben).
Aussagekräftige Vergleiche nur aufgrund eines konkreten Anwendungsbezuges
Mit dem Analysetool (DUNS/SIC/UNSPSC) kann ein weitverzweigtes Unternehmen E-Commerce-fähig gemacht werden, indem ein funktionierendes Lieferanten-, Materialgruppen- und Rahmenvertragsmanagement etabliert wird. E-Class ist für die tatsächliche Realisierung von E-Commerce-Anwendungen (insb. Marktplätzen, collaborativen Anwendungen) relevant. Bei Produkten, die exakt zu spezifizieren sind, ist die gegenüber UNSPSC feinere Aggregation und die Sachmerkmalsleiste notwendig.
Damit lässt sich auch ein häufiger Streitpunkt erklären. Für MRO-Güter (z.B. Bleistifte) mag aus Sicht eines Verbrauchers eine „ein-eindeutige“ Spezifizierung nicht notwendig sein. Die UNSPSC-Klassifikation (44121706) wäre in diesem Fall ausreichend, eine Sachmerkmalsleiste ist nicht erforderlich. Für einen Händler hingegen wird die Sachmerkmalsleiste von E-Class einkaufsrelevante Informationen zur Verfügung stellen.
Deutlich wird, dass ein „bezugsgrößenloser“ Vergleich für eine konkrete Anwendung wenig hilfreich ist. Erst aufgrund eines konkreten Anwendungsbezuges lassen sich aussagekräftige Vergleiche anstellen.
Kombination beider Klassifikationen sowie komplementärer Aspekte
Aus Anwendersicht erscheint es wenig hilfreich, wenn von konkurrierenden Systemen gesprochen wird. Zielführend dürfte eher sein, wenn die komplementären Aspekte in den Vordergrund gerückt werden. Erst dann kann im konkreten Anwendungsfall eine nachhaltige Klassifizierungsstrategie erarbeitet werden.
Nachfolgend wird aufgezeigt, dass es zwischen diesen Klassifikationen ein erhebliches Ergänzungspotenzial gibt. Dieses gilt es nun an konkreten Beispielen noch weiter zu spezifizieren.
Forderung an E-Class und UNSPSC
–Da sich beide System strukturell ergänzen, sind Verknüpfungen zu schaffen.
–Zumindest sollte es für die Anwender eine Migrationsmöglichkeit geben, die von der Grobstruktur zur Feinstruktur führt.
–In einem ersten Schritt ist ein Vorgehensmodell zu schaffen, indem den Anwendern konkrete Migrationsschritte angeboten werden.
–In einem zweiten Schritt müssen Überlegungen angestellt werden, ob und ggf. auf welcher Ebene ein Mapping möglich ist.
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