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Industrie-Logistik im XL-Format

Heidelberger Druckmaschinen AG setzt bei Flurförderzeugen auf Standardisierung
Industrie-Logistik im XL-Format

Der Produktionsstandort Wiesloch/Walldorf der Heidelberger Druckmaschinen AG gilt als die größte und modernste Druckmaschinenfabrik der Welt. Rund einen Quadratkilometer misst das Firmengelände mit Fertigungs- und Montagehallen, Zentrallager, Versandbereich, Weltersatzteilzentrum und Verwaltungsgebäuden. Neben einem Stetigfördersystem und dem Internen Transportsystem (ITS) über Schlepper und Hängerzüge sorgen insgesamt 240 Flurförderzeuge sowie zahlreiche Sondergeräte für den innerbetrieblichen Materialtransport. Um eine möglichst große Flexibilität und Effizienz im Staplereinsatz zu erreichen, formulierten Einkaufs- und Logistikverantwortliche vor drei Jahren Kriterien für eine standardisierte Beschaffung.

Logistikfunktionen am Produktionsstandort Wiesloch/Walldorf übernehmen in der Hauptsache drei verschiedene Bereiche: die Werkslogistik, der Produktversand und die Ersatzteillogistik. Matthias Ehmler, Leiter Werkslogistik & Instandhaltung bei Heidelberg, beschreibt die Aufgabe der Werkslogistik mit einem Bild: „Wir verstehen uns als Herz des Standortes, das den Sauerstoff in Form von Material zu den Muskeln des Unternehmens pumpt.“ Dieser Kreislauf des innerbetrieblichen Materialflusses beginnt im zentralen Wareneingang. Von hier aus erfolgt die Lkw-Steuerung, werden Zollformalitäten erledigt, Lkw und Güterwagen mit Staplern entladen und die gelieferten Materialien nach Art und Menge kontrolliert sowie gegebenenfalls umgepackt. Pro Tag erreichen zirka 85 Lkw und vier bis sechs Bahnwaggons den Hallenbereich, werden rund 1.800 Wareneingänge im Lagerverwaltungssystem eingebucht und anschließend über Fördersysteme in das direkt angrenzende, vollautomatische Hochregallager verbracht, welches über 36 500 Palettenstellplätze verfügt, davon 12 400 Großteileplätze.

Für den intensiven, zweischichtigen Entladebetrieb im Wareneingang setzen die Logistikverantwortlichen auf Dieselstapler, welche die bis zu 5 Tonnen schweren Teilegewichte seitlich aus den Lkw oder Bahnwaggons heben. Die Wahl des verbrennungsmotorischen Antriebs hat für Logistikleiter Matthias Ehmler einen guten Grund: „Früher fuhren hier Elektrogeräte. Wir stellten fest, dass sich unsere Flotte durch die höhere Umschlagleistung der Dieselstapler um mehrere Fahrzeuge reduzieren lässt. Voraussetzung dafür war allerdings, dass die Stapler mit Partikelfiltern ausgestattet sind. Und dieses, für uns kaufentscheidende Kriterium erfüllten die Stapler von Linde.“
Diesel für hohe Umschlagleistung Eine weitere Aufgabe der Werkslogistik ist die Materialverteilung aus dem zentralen Versorgungslager heraus, hin zu den Verwendungsorten innerhalb der Fertigungs- und Montagehallen. „Unser Ziel ist das Vermeiden unnötiger Handlings“, erläutert Ehmler. Deshalb erreicht ein gutes Drittel der täglich 2200 Auslagerungen an Produktionsmaterial, Werkzeugen sowie Hilfs- und Betriebsstoffen ihren Bestimmungsort über Stetigfördertechnik, genauer gesagt eine hoch aufgeständerte Rollenbahnstrecke, die direkt an das Hochregal anschließt und von dort zu den Hallen führt. Der übrige Teil des Materials wird auf der Straße durch das Werk transportiert. Und zwar zum überwiegenden Teil über das Interne Transportsystem (ITS), das aus Schleppern und Wechsel-Hängerzügen besteht und 17 über das Werk verteilte „Bahnhöfe“ ansteuert. Der größte ITS-Bahnhof ist die Auslagerzone des Zentrallagers. An dieser strategisch wichtigen Stelle beladen Elektro-Stapler mit zwei Tonnen Tragfähigkeit täglich 40 Hängerzüge. „Der Raum für den Materialumschlag ist hier sehr eng, deshalb fahren dort unsere besten Staplerfahrer“, verrät Ehmler.
Weitere Streckentransporte im Werk, meist Einzelaufträge und Sondertransporte, werden mit Staplern erledigt. Zwei der fünf Dieselstapler, die diese etwa 500 Transporte pro Tag übernehmen, sind erst seit wenigen Monaten im Einsatz und stammen aus der neuen EVO-Baureihe von Linde. In den Staplern mit 3,5 Tonnen Tragfähigkeit ist ein moderner Common-Rail-Dieselmotor mit Partikelfilter verbaut, was zusammen mit der verbesserten Hubhydraulik einerseits für deutlich geringere Abgasemissionen und andererseits für Kraftstoffeinsparungen von bis zu 28 Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell sorgt. Mit dem luftgefederten Sitz und dem Assistenzsystem „Curve Assist“, welches abhängig vom Lenkeinschlag automatisch die Geschwindigkeit des Staplers in Kurven reduziert, erhält der Fahrer zudem verbesserten Schutz und Komfort. Auch ein Ausbrennen der Partikelfilter in der Mittagspause ist nicht mehr erforderlich, da die Regeneration des Dieselpartikelfilters automatisch während der Fahrt erfolgt.
Bei insgesamt 240 Staplern und Lagertechnikgeräten, die vom kleinen Mitgängerhubwagen mit 1,2 Tonnen Tragfähigkeit bis zum 15 Tonnen-Dieselstapler reichen, entsteht immer wieder Bedarf an Ersatz- und Neuinvestitionen. Henri Hauser, Einkäufer bei Heidelberg und unter anderem zuständig für die Anschaffung von Flurförderzeugen, hat deshalb zusammen mit seinen Kollegen aus der Werkslogistik im Jahr 2010 Standards für die Beschaffung von Flurförderzeugen definiert.
Standardisierung im Einkauf „Jeder unserer neuen Stapler verfügt über die gleiche Grundausstattung. Zudem achten wir darauf, dass den Fahrzeugen das gleiche Bedienkonzept zugrunde liegt. Denn ist das Cockpit gleich, kennen sich die Staplerfahrer aus und können flexibel auf unterschiedlichen Geräten eingesetzt werden“, erläutert Hauser. Ein fester Bestandteil der Stapler-Grundausstattung ist beispielsweise das Linde Fahrzeugdaten Management (LFM). „Um mögliche Risiken im Betrieb zu minimieren, wird kein Stapler mehr ohne diese Zusatzausstattung angeschafft“, betont Werkslogistikleiter Ehmler. Dabei geht es ihm insbesondere um die Zugangskontrolle zum Stapler und den Umgang mit den Geräten. „Unsere Fahrer identifizieren sich über ihren Werksausweis, brauchen also keinen zusätzlichen Chip oder Schlüssel und brauchen sich auch kein Passwort zu merken. Das gibt es nur von Linde“, so Ehmler. „Mit dem integrierten Belastungsanzeiger ist es uns überdies gelungen, Gewaltschäden spürbar zu reduzieren“, berichtet er weiter. Diese LFM-Funktion reagiert auf Schocks, die auf den Stapler einwirken. Geringere Belastungen, wie zum Beispiel zu schnelles Fahren über Schwellen, werden aufgezeichnet. Bei größeren Erschütterungen oder Kollisionen lässt sich das Fahrzeug nur noch in Kriechfahrt und mit blinkender Warnleuchte bewegen, bis eine autorisierte Person den Stapler wieder freischaltet. „Diese Blöße möchte sich eigentlich keiner unserer Fahrer geben“, bestätigt Joachim Neuweiler, Leiter Interner Transport & Werksverkehr bei Heidelberg. „Deshalb funktioniert das System auch ohne, dass wir personenbezogene Daten erheben.“ Die Einkaufsentscheidung, welcher Stapler bestellt wird, trifft Hauser zusammen mit den jeweiligen Anwendern aus dem Betrieb, beispielsweise seinem Kollegen Joachim Neuweiler. Bei der Wahl der infrage kommenden Staplermarken kommen zum einen Kriterien wie Marktpräsenz, 24-Stunden-Service sowie der Beitrag zu einem nachhaltigen Umweltschutz zum Zuge. „Zudem achten wir darauf, dass die Geräte dem aktuellen Stand der Technik entsprechen und unsere Vorgaben bezüglich Ergonomie und Arbeitsschutz erfüllen“, fügt Einkaufsexperte Hauser hinzu. „Bei der Fahrzeugzusammenstellung hilft uns eine Variantenliste, die wir mit unserem Berater Michael Kempf vom Linde-Vertragspartner Suffel Fördertechnik festgelegt haben.“
Kontinuierliche Verbesserungen Kempf, Großkundenberater bei der Suffel Fördertechnik, hat seinem Kunden Heidelberg zudem zahlreiche Detaillösungen empfohlen. Beispielsweise einen Abweiser für Pendeltüren, der Beschädigungen am Stapler verhindert, sowie Kotflügel zum Schutz vor Spritzwasser oder die an die StVZO angelehnte Fahrzeugbeleuchtung und last but not least Bügeltüren, um die Fahrer von der ungeliebten Anschnallpflicht entbinden zu können.
Auch wenn größere Umstrukturierungen in der Werkslogistik momentan nicht anstehen, schauen sich Matthias Ehmler und Henri Hauser die Prozesse immer wieder genau an: „Die Logistik hat eine Dienstleistungsfunktion und soll diese Aufgabe so effizient wie möglich erledigen. Hier befinden wir uns in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess.“ Das hat dazu geführt, dass der bis dato extern vergebene Produktversand wieder ins Unternehmen geholt wurde. „Demnächst betreiben wir einen eigenen Container-Hub auf unserem Werksgelände“, verrät Hauser. Es ist kein Geheimnis, dass dort vier weitere Linde-Stapler zum Einsatz kommen sollen. Ein Schwerstapler mit 12 Tonnen Tragfähigkeit für die Stauung von Containern, ein Niederhubwagen mit Fahrerstand zur Containerbeladung sowie zwei Elektro-Gegengewichtstapler mit abgesenkter Bauhöhe, fünf Tonnen Tragfähigkeit und 600 Millimeter Lastschwerpunkt.

Heidelberger Druckmaschinen AG

Die Heidelberger Druckmaschinen AG mit Hauptsitz in Heidelberg bietet weltweit Produkte und Dienstleistungen für den Werbe- und Verpackungsdruck an. Auf Heidelberg-Maschinen entstehen Qualitätserzeugnisse wie Werbedrucksachen, Broschüren, Plakate, Faltschachteln und Etiketten. In der Sparte Equipment entwickelt und produziert Heidelberg unter anderen Präzisionsdruckmaschinen, Geräte zur Druckplattenbebilderung und zur Druckweiterverarbeitung sowie digitale Inkjet-Systeme für Verpackungshersteller. Die Sparte Services umfasst Dienstleistungen für eine größtmögliche Verfügbarkeit des Maschinenparks sowie weitere Dienstleistungen wie Bildungs- und Beratungsangebote für die Optimierung von Produktions- und Managementprozessen, den Vertrieb von Gebrauchtmaschinen sowie das Angebot an Software zur Integration aller Prozesse in einer Druckerei. Mit der Sparte Financial Services unterstützt das Unternehmen die Investitionsvorhaben seiner Kunden mit Finanzierungskonzepten. Bei allen Unternehmensaktivitäten wird dem Umweltschutz eine nachhaltige Bedeutung zugesprochen. Im Geschäftsjahr 2012/2013 erzielte die Heidelberg-Gruppe einen Umsatz von 2,735 Milliarden Euro und beschäftigte zum 31. März 2013 weltweit 14 214 Mitarbeiter, davon 521 Auszubildende.
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