Startseite » Allgemein »

Notwendiges Wissen über die Wertanalyse

Basis für Advanced Purchasing
Notwendiges Wissen über die Wertanalyse

Viele Produkte entstehen aus Ideen einzelner Konstrukteure. Die Denkweise „Für uns ist das Beste gerade gut genug“ ist hier noch weit verbreitet. Bestehende Fertigungseinrichtungen werden zur Begründung für die Eigenproduktion gemacht. Ansprüche der Marketingverantwortlichen sind zu hoch gestellt u.v.a.m.

Wenn das Produkt erst einmal hergestellt wird, kosten Änderungen viel Geld. Diese Kosten verhindern oft Verbesserungen. Wertanalyse und Wertgestaltung greifen systematisch alle Lösungsalternativen auf, suchen nach besseren Lösungen und stellen deren Kosten dar.

Benutzen Sie ständiges Value Management, Wertanalyse und Funktionenanalyse der Produkte bereits im Entstehen, aber auch bei bereits bestehenden Produkten nach den Regelungen der DIN EN 1325-1 (bisher DIN 69910), um Kostenverbesserungen zu erreichen.
Prinzipien der Wertanalyse (nach L. D. Miles) Kosten – Nutzen – Wert
Durch die Wertanalyse sollen „Wertverbesserungen“ oder „Wertgestaltungen“ betrieben werden. Das Ziel ist jeweils, die Gewinnchancen zu verbessern. Dies ist durch Herstellung zu niedrigeren Kosten oder durch Schaffen eines höheren Nutzwertes bei gleichem Preis zu erreichen.
Begriffe in der Wertanalyse (WA)
In der amerikanischen Literatur ist „Wertanalyse“ der übergeordnete Begriff für value analysis, value engineering und value control. Die Wertanalyse kann auf alles, was Kosten verursacht, angewandt werden.
  • 1.„Value analysis“ ist die Untersuchung von Produkten, Produktteilen und Dienstleistungen in bereits laufendem Stadium.
  • 2.Das ,,value engineering“ umfaßt die WA-Arbeit im Vorstadium eines Produktes, Produktteiles oder einer Dienstleistung.
In diese Arbeiten wird durch „advanced purchasing“ der Lieferantenmarkt einbezogen, damit seine Kreativität von Anfang an genutzt werden kann. Abb. 2 zeigt die Wirksamkeit der Wertanalyse-Ergebnisse gegenüber den anfallenden Kosten, bezogen auf den Lebenszyklus des Produktes.
Was Facheinkäufer/innen über die Wertanalyse wissen müssen
Die Wertanalyse ist ein Instrument einer direkten Einflußnahme auf den Preis der hergestellten Produkte und damit auf den Gewinn eines Unternehmens. Das Motiv für eine Wertanalyse kann verschiedene Ursachen haben.
Die Schnellebigkeit der industriellen Produktion nimmt ständig zu, und mit wenigen Ausnahmen wird die Lebenszykluszeit der Produkte bei Massengütern immer kürzer. Bedenken muß man also die Stufen:
  • 1.Marktforschung – Entwicklung,
  • 2.Erstserienfertigung – technische Verbesserung,
  • 3.Volle Produktion – höchster Marktanteil,
  • 4.Zurückfallen – Abbauen – Einstellen.
Es ist unbedingt erforderlich, daß ein „Wertanalyse-Team“ gebildet wird, das entweder aus den eigenen Reihen einen Wortführer (Team-Leader) auswählt oder von einem hauptamtlichen Wertanalytiker geleitet wird. In das WA-Team müssen Repräsentanten der Bereiche
–Verkauf,
–Entwicklung,
–Fertigung,
–Einkauf,
–Betriebswirtschaft und Qualitätswesen
aufgenommen werden.
Mitarbeiter im Team müssen sich den Anforderungen der gemeinsamen Aufgabe unterordnen. Das verlangt
–persönliche Anpassung,
–Anerkennung der Gedanken anderer,
–positive Einstellung zu Mitarbeitern.
Für das Ergebnis einer Arbeit ist das Team in der Gesamtheit verantwortlich. Der Teamleiter hat nur die besonderen Aufgaben, Daten und Zahlenmaterial zu beschaffen, Teamsitzungen vorzubereiten und zu leiten, den Fortgang der Arbeit zu verfolgen, evtl. Spezialisten für besondere Fragen heranzuziehen u.ä.
Wertanalyse-Arbeitstechniken für Einkäufer/innen
Die Wertanalyse ist eine Rationalisierungsmethode. Zu ihrer Durchführung sind zahlreiche Arbeitstechniken teils obligatorisch (verbindlich), teils sporadisch (von Fall zu Fall) einzusetzen. Wertanalyse im Einkauf ist in zwei Formen wirksam:
  • 1. Wertanalytisches Denken und Handeln bei der Tagesarbeit. Daraus resultieren Entscheidungen, die zu Verbesserungen und Kostensenkungen bei den individuellen Maßnahmen führen, die zum Einsatz zahlreicher diesbezüglicher Hilfsmittel führen, und die Anstöße geben, um wirksame Kostensenkungsprogramme durchzuführen oder Wertanalyse-Studien anzuregen.
  • 2. Wertanalyse-Projekte. Hier arbeitet der Einkauf als Fachbereich mit, insbesondere als Verbindungsglied zu den Lieferanten und vielfach auch als Projektleiter bei der Durchführung von „Wertstudien mit Lieferanten“.
Bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten gelten besondere Regeln:
  • 1.Ein angemessener Intimbereich der Lieferanten ist zu beachten, sei es in der Technologie, bei speziellen Kalkulationsdaten usw. Hier helfen eigene Arbeitspläne und Richtpreiskalkulationen.
  • 2.Jedem Lieferanten muß ein angemessener Gewinn zugebilligt werden.
  • 3.Vorteile, die bei der Wertstudie erarbeitet werden, sollen beiden Seiten angemessenen Nutzen bringen.
Mit der Zusammenarbeit bei Wertanalyse-Studien geht man gewisse – voraussehbare – Abnahmeverpflichtungen beim Lieferanten ein.
Aufrichtigkeit und Offenheit bei diesen Arbeiten sind besonders wichtig. Im übrigen laufen Wertstudien mit Lieferanten nach dem normalen Arbeitsplan. In Österreich besteht für diese Arbeiten eine eigene Anweisung mit der ÖNORM A 6751 ,,Wertanalyse zwischen Geschäftspartnern“. Es ist zu empfehlen, diese Norm den gemeinsamen Arbeiten zugrunde zu legen. Abb. 3 zeigt, wie Bernhard Riffner die Einzelbeziehung der Lieferanten sieht:
Die Grundlage der Wertanalyse bildet die analytische und synthetische Betrachtung der Funktion. Der Wert der Funktion gliedert sich wie folgt:
Gebrauchswert
Der Gebrauchswert ist der Geldwert, den eine bestimmte Abnehmergruppe der technisch-funktionalen oder wirtschaftlichen Zweckerfüllung eines Objekts beimißt.
Geltungswert
Als Geltungswert im Sinne der Wertanalyse bezeichnet man den Geldwert, den eine bestimmte Abnehmergruppe den nichttechnischen und nicht-wirtschaftlichen Wirkungen eines Objekts beimißt.
Nutzwert
Gebrauchs- und Geltungswert eines Objekts ergeben seinen Nutzen.
Schadwert
Der Schadwert umfaßt Betriebskosten, Wertminderung durch Störungen und in gewisser Form auch die Preisbeurteilung.
Handelswert
Der Handelswert (erzielbarer Erlös) ist der Geldwert, zu dem ein Objekt in vorgegebenen Mengen gehandelt werden kann.
Erlös
Erlös ist der Geldwert für die Veräußerung eines Betriebsproduktes.
Kosten
Kosten sind der bewertete betriebsnotwendige Verzehr von Gütern und Leistungen (Material-, Kapital- und Personaleinsatz) zur Erstellung des Betriebsprodukts.
Die Funktionen eines Objekts, die unmittelbar der Zweckerfüllung dienen, die also als direkte Anforderungen vom Anwender, Hersteller oder der Umwelt gelten, werden als Grundfunktionen bezeichnet. Diese Funktionen können nach ihrer Bedeutung in eine Rangfolge mit folgender Gliederung eingeteilt werden:
Hauptfunktionen (HF)
Hauptfunktion ist diejenige Funktion des Wertanalyse-Objekts, die dessen im Sinne der Nutzung besonders hoch gewichtete Wirkung beschreibt.
Nebenfunktionen (NF)
Nebenfunktion ist jede im Sinne der Nutzung deutlich geringer als eine Hauptfunktion gewichtete Wirkung eines Wertanalyse-Objekts.
Unnötige Funktionen
Unnötige Funktionen sind direkt wirkende Funktionen, die nicht oder nur ungenügend den Zwecken des Objekts dienen.
Wie werden die Funktionen in der Wertanalyse bestimmt?
Die Funktionsbestimmung soll immer nur mit zwei Worten, einem Substantiv (Hauptwort) und einem Verb (Zeitwort), erfolgen.
Beispiel:
WA-Objekt =Manschettenknopf
Funktion =Manschette zusammenhalten(Nomen) (Verb)
Die Bestimmung der Funktion in dieser Weise ist nicht immer so einfach wie es in diesem Beispiel aussieht und bedarf oft einer wirklich eingehenden Überlegung. Die Verwendung nur zweier Worte zwingt den Wertanalytiker, die Funktion des Gegenstandes so genau wie möglich zu ermitteln.
Feststellung der Funktionskosten
Das Produkt wird in seine Einzelteile zerlegt, und jedes einzelne Teil wird bis hin zu seinem Rohstoff bewertet.
Kostenziel
Vor Beginn einer Projektarbeit muß ein Kostenziel festgelegt werden. Es dient zur Beurteilung potentieller oder notwendiger Kostensenkung. Das Wertziel ist die Differenz zwischen Preisziel und Kostenziel bzw. die potentielle „Gewinnchance“ eines Objektes bei vorgegebenen Mengen.
Methodisches Arbeiten, Wertanalyse-Arbeitsplan
Die Schrittfolge ergibt bei einstufigen (ein Problem führt direkt ohne Zwischenlösungen zur Lösung) oder komplexen Problemen (viele Lösungsmöglichkeiten) folgende Stufen:
  • 1.Initialphase,
  • 2.Informationsphase,
  • 3.Definitionsphase,
  • 4.Kreationsphase,
  • 5.Bewertungsphase,
  • 6.Realisierungsphase.
Der logische Arbeitsplan liegt sowohl der Wertanalyse wie der 6-Stufenmethode von REFA, dem methodischen Konstruieren, wie jeder sonstigen einwandfrei aufgebauten Entwicklungs- und Rationalisierungsmethode zugrunde.
Eine der wesentlichsten Aufgaben der Wertanalyse ist es, alle Stellen bzw. Bereiche eines Betriebes bei der Entwicklung von Alternativen zu koordinieren. Gemeinsam erarbeitete Ergebnisse stellen auch gemeinsame Erfolge dar. Die Wertanalyse trägt daher wesentlich zur Motivation bei. Bei ständig steigenden Kosten ist die Wertanalyse einer der wirksamsten Wege zu neuen Gewinn- und Marktchancen.
Wertanalysen…
…werden aufgestellt, um:
–die Funktion einer Organisation zu verbessern,
–ein bestehendes Produkt gewinnbringender zu gestalten,
–zu verhindern, daß ein Produkt unverkäuflich wird, weil es gegenüber seinem Wettbewerb zu teuer geworden ist,
–eine neue technische Lösung zu finden,
–neue Produkte zu finden,
–die Produktionsmethoden zu ent-feinern,
–die Qualität eines Produktes zu verbessern,
–ein vorhandenes Produkt in einem neuen Gesicht auf den Markt zu bringen,
–eine Verpackungsart zu verbessern u.a.m.
Prinzipien der Wertanalyse
L.D. Miles, der geistige Vater der Wertanalyse, hat in seinem Buch „Value Analysis“ 13 allgemeine Prinzipien der Wertanalyse zusammengestellt und sie mit Beispielen erläutert. Die Prinzipien sind:
  • 1.Verallgemeinerungen vermeiden – Psychologie,
  • 2.alle verfügbaren Kosten feststellen und überprüfen – Kostenanalyse,
  • 3.Informationen aus besten Quellen besorgen – Beschaffungsmarktforschung,
  • 4.zerlegen, erfinden, verfeinern – analytisches Denken,
  • 5.schöpferische Phantasie entwickeln – Brainstorming,
  • 6.Hindernisse sichtbar machen und überwinden – Schwachstellenanalyse,
  • 7.Spezialisten oder Berater fragen – Spezialisierung/Team,
  • 8.Kosten für Toleranzen ermitteln – Toleranzen-Analyse,
  • 9.funktionale Produkte von Zulieferanten verwenden – Konkurrenzanalyse/Benchmarking,
  • 10.Lieferantenerfahrung nutzen – Kooperation / Wertanalyse mit Lieferanten,
  • 11.spezielle Produktionsverfahren auf Anwendbarkeit prüfen – Verfahrensvergleiche,
  • 12.anwendbare Normen beachten – Normung / Typisierung,
  • 13.Geld wie das eigene ausgeben – Checklisten-Verfahren.
Vergleich Kostensenkung und Wertanalyse
Kostensenkung Wertanalyse
Kostendenken Gewinndenken
Ziel: Kostensenkung Ziel: Wertmaximierung
(Nutzen = konstant) (= Nutzen – Kosten)
Teiledenken (konkret) Funktionsdenken (abstrakt)
(Wie werden die (Wie bringt Funktionsgruppe
Teilekosten niedriger?) mehr Gewinn?)
Rationalisierung bei Bedarf Dauernde Rationalisierung
Allgemeine Aufgaben Hauptamtliche Aufgabe
Initiative und Erfahrung Methodischer Arbeitsplan
mit Arbeitstechniken
Sonderaufgabe Planaufgabe
Rationalisierung Rationalisierung
am fertigen Objekt im Entwicklungsstadium
Bereichsorientiert Objektorientiert
Beschränkung auf Betrieb Auswertung von Markt- forschung bis zum Vertrieb
Einzelarbeit Gruppenarbeit
Ergebnis: Verbesserung Ergebnis: Temporäre Opti- mierung
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Aktuelles Heft
Titelbild Beschaffung aktuell 5
Ausgabe
5.2024
PRINT
ABO
Aktuelles Heft
IFOY Award
Die renommierte Auszeichnung für Flurförderzeuge geht in eine neue Runde.

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de