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Supplier Relationship Management – aber bitte richtig!

Buchrezension
Supplier Relationship Management – aber bitte richtig!

SRM oder besser voll ausgeschrieben Supplier Relationship Management ist heute ein Thema bei allen Kongressen, die sich mit Einkauf und Supply Chain Management befassen. Nicht ohne Grund, denn ein effektives Supplier Relationship Management gilt als Schlüssel zu einer optimalen, auf die Schaffung von Mehrwert ausgelegten Zusammenarbeit mit den Lieferanten.

Wird SRM in der industriellen Praxis wirklich richtig gemacht? Werden hier alle Potenziale auch jenseits der Kostensenkung ausgeschöpft? Ist SRM eigentlich nicht nur eine weiter aufgebohrte Einkaufsstrategie, oder ist SRM doch mehr? Diese Fragen will das vorliegende Buch, das von vier A.T.-Kearney-Beratern für Praktiker geschrieben wurde, beantworten.

Keine Hochglanzschrift. Das Berater-Quartett hat eine überraschend schlicht daherkommende Schrift vorgelegt. Kein Hochglanzpapier, kein gediegener Einband, wie man das sonst von den optisch hochgezüchteten Schriften von führenden Beraterhäusern kennt. Nein, das Quartett präsentiert ein Paperback (auch als eBook verfügbar), das es in sich hat und dies im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Autoren wollen mit den vielen Missverständnissen und unausgegorenen Meinungen, die es zum reichlich überstrapazierten Thema Supplier Relationship Management gibt, gründlich aufräumen und unter dem Label TrueSRM den „wahren“ Weg zu einer wertschöpfenden Zusammenarbeit mit ausgewählten Lieferanten plastisch aufzuzeigen.
Die Verfasser stellen einleitend fest, dass das Thema Beschaffung oder Procurement in der Zwischenzeit gut entwickelt worden sei, und dass auch die CPOs (Chief Procurement Officers) zumindest bei den führenden amerikanischen Unternehmen ein gutes Standing hätten.
Vor dem Hintergrund dieses recht rosigen Befundes mag sich der Leser die Frage stellen, warum denn nun ein neues Buch geschrieben werden musste. Brauchten die Berater im Sinne der Geschäftsanbahnung ein neues Schlagwort? Wenn man das erste Kapitel des Buches gelesen hat, stellt man fest, dass es ihnen nicht darum geht, alten Wein in neuen Schläuchen zu präsentieren. Nein, sie wollen aufzeigen, was Beschaffungsprofis (besser Input-Manager nicht nur Einkäufer) tun müssen, um jenseits des optimalen Einkaufs von Materialgruppen durch eine perfekte Zusammenarbeit mit ausgewählten strategischen Lieferanten nachhaltigen Mehrwert für ihre Unternehmen zu generieren. Sie stellen hierfür ihren ganzheitlichen Ansatz des TrueSRM vor.
Nicht nur für die Galerie. Das Anliegen der Berater ist berechtigt, denn das Wortgeklingele um die Partnerschaft, die ja bekanntlich am besten läuft, wenn der Partner schafft, ist für die Galerie (Anmerkung des Rezensenten).
Die vier Autoren haben bei ihren Recherchen in der Praxis herausgefunden, dass SRM in Wahrheit ein weißes Blatt sei – in dem Sinne, dass jedermann darüber spreche und dass viele Firmen Einzelaspekte davon mehr schlecht als recht implementiert hätten. Es gebe jedoch kaum eine Firma, die auf der Lieferantenseite einen ganzheitlichen auf Performance und Mehrwert abzielenden Ansatz praktiziere. Von den Einkaufsabteilungen würden die Materialgruppen und nicht die Lieferanten mit allen ihren Fähigkeiten in den Fokus genommen. Dies sei zu kurz gedacht.
One voice to the supplier. Auf der Absatzseite sei man da schon viel weiter, denn dort stehe weniger das zu verkaufende Produkt als der Kunde mit seinen Wünschen und Ansprüchen im Vordergrund. Es lohnt sich, über diesen von den Beratern mit Blick auf die Inputseite geforderten Perspektivenwandel nachzudenken.
Nach der Lektüre des Buches weiß man in der Tat mehr. So etwa, dass SRM im Kern einen strategischen Dialog mit einer überschaubaren Zahl von innovativen Lieferanten ausmacht, und dass es darum geht, mit diesen eine Art Ökosystem zu entwickeln, von dem alle Beteiligten profitieren. Man erfährt auch, dass SRM innerhalb der Unternehmen eine crossfunktionale Zusammenarbeit verlangt und sich nicht im Silo einer Einkaufsabteilung entwickeln kann. Zur Kommunikation mit den externen strategischen Partnern bedarf es wie im Marketing einer Stimme nach außen (one voice to the supplier). Im Grunde genommen geht es bei SRM um die Organisation und Orchestrierung der Zusammenarbeit in unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsnetzwerken und dies auch durch Nutzung der heute zur Verfügung stehenden modernen Informationstechnologie.
Die Verfasser skizzieren mit ihrem TrueSRM die methodischen Grundlagen und geleiten den Leser durchaus originell und spannend anhand eines fiktiven Fallbeispiels durch die komplexe Thematik. Sie stellen abschließend völlig zu Recht fest, dass es eines solchen Ansatzes im derzeitigen Umfeld, wo dank Digitalisierung die Grenzen zwischen den Branchen aufweichen und sich neue kooperative Wertschöpfungsnetzwerke herausbilden, dringend bedürfe.
Fazit: Die Lektüre des Buches ist anregend und lohnend für Einkaufsstrategen und Supply Chain Manager, die nicht nur die Beschaffungskosten senken wollen, sondern hochleistungsfähige Wertschöpfungsnetzwerke konzipieren wollen.
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