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Veränderte Beschaffungsphilosophie

Betriebliche Gesundheitsförderung wirkt sich auf Einkaufsprozesse aus
Veränderte Beschaffungsphilosophie

Bei der Beschaffung von Büromöbeln erfolgten im Wesentlichen Bedarfsermittlung, Investitionsvorbereitung und Investitionsentscheidung durch die Bereiche Facility Management und Einkauf. Das brachte für den Einzelnen ein nicht immer zufriedenstellendes Ergebnis. Deshalb bringt sich heute bei Infineon in Regensburg das „Team Gesundheit“ mit einem ganzheitlichen Ansatz in den Ablauf einer strukturierten Bedarfsermittlung und Auswahl von Büromöbeln zusätzlich ein.

Wenn bei Infineon am Standort Regensburg Einrichtungen für Arbeitsplätze beschafft werden, berührt dies Grundwerte des Unternehmens. Denn schließlich sind Arbeitswelten für Menschen elementarer Baustein in ganzheitlichen Präventionskonzepten, die der Gesunderhaltung der Menschen dienen. Und Gesundheit ist ein integraler Bestandteil der Unternehmenswerte von Infineon. Dementsprechend groß ist die Bedeutung einer modernen Arbeitsmedizin. Bei Infineon baut sie auf den drei Säulen „Gesundheitsschutz“, „medizinische Intervention“ und „betriebliche Gesundheitsförderung“ auf. Jede einzelne Säule ist Bestandteil eines konsistenten Gesamtkonzeptes. In diesem Zusammenhang wurde unter der Leitung des Betriebsarztes das Team Gesundheit gegründet. Die 14 Teammitglieder arbeiten in den Bereichen Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit, Facility Management, Betriebsrat, Personal, Sozialberatung, Schwerbehindertenvertretung und Unternehmenskommunikation sowie in unterschiedlichen Fertigungsbereichen. Sie kümmern sich um Vorsorgekonzepte, Ergonomie, Kommunikation und Trainingsangebote. Übergeordnete Aufgabe dabei ist es, Führungskräfte für gesundheitsorientiertes Verhalten zu sensibilisieren, die körperliche und psychische Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werk zu fördern und deren Bewusstsein für gesunderhaltendes Verhalten zu steigern. Mit neuen Ideen und konsequent am Menschen ausgerichteten Entscheidungsprinzipien hat das Team Beispielarbeit für den deutschsprachigen Bereich im Hause Infineon geleistet. Es hat in kurzer Zeit viel erreicht und auch einiges wie etwa die Beschaffungsphilosophie für Arbeitsplatzeinrichtungen verändert.

Als das Team Gesundheit Ende 2010 seine Arbeit aufnahm, wurde zunächst der Status quo erhoben. In einer orientierenden Arbeitsplatzbegehung wurde festgestellt, unter welchen ergonomischen Bedingungen im Werk Regensburg gearbeitet wird. Dabei wurde in den Bürobereichen ermittelt, dass die Voraussetzungen für körpergerechtes Arbeiten häufig nicht optimal sind. Mehr als die Hälfte der eingesetzten Bürostühle sowie zahlreiche Schreibtische entsprachen inzwischen nicht mehr den Mindestanforderungen, die aus arbeitsmedizinischer Sicht und aus Sicht der Arbeitssicherheit für körpergerechtes Arbeiten zeitgemäß sind.
Anforderungskatalog. In der Begehung wurde an jedem Büroarbeitsplatz geprüft, ob ein Bürostuhl höhenverstellbar ist, für große wie für kleine sowie für schwere und leichte Personen geeignet ist, dynamisches Sitzen ermöglicht, eine Sitztiefenverstellung bietet und Armlehnen sowie eine Lordosestütze aufweist. Bürostühle, die nicht ausreichend ausgestattet beziehungsweise defekt waren, wurden in einer weiteren Begehung markiert. Heraus kam, dass rund 900 Bürodrehstühle ersetzt werden mussten.
Das Team Gesundheit hat zunächst alle Erkenntnisse und Ergebnisse der Begehungen ausgewertet. Neben dem Investitionsbedarf in Bürodrehstühle und Schreibtische wurde offensichtlich, dass einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr altes Sitzmöbel gerne behalten wollten und dies auch in der Vergangenheit durchsetzen konnten. Ein Bewusstsein für die langfristigen Folgen schädlicher Belastungen der Wirbelsäule war nicht vorhanden. Das Team Gesundheit nahm daher die Entwicklung und Umsetzung eines Konzeptes für die Mitarbeiterschulung im Umgang mit einem Bürostuhl in den Anforderungskatalog auf. Darüber hinaus wurde entschieden, im ersten Schritt die Investition auf Bürostühle zu begrenzen. Diese Entscheidung mussten die Teammitglieder auch gegenüber dem Einkauf erläutern, der in ersten Gesprächen signalisiert hat, dass auch ein Budget für die Anschaffung neuer Schreibtische eingestellt werden kann. Dass ein ergonomischer Bürostuhl einen unmittelbaren Nutzen für die Gesunderhaltung der Menschen bietet, ein neuer Schreibtisch ohne Berücksichtigung der Aspekte Lärm, Licht und Klima ohne Wirkung bleiben kann, überzeugte. Da das Budget sinnvoller angelegt ist, wenn die Beschaffung auf Basis eines ganzheitlichen Konzeptes für die Ausstattung von Büroräumen erfolgt, entschied das Team Gesundheit, in Zusammenarbeit mit Architekten Musterbüros für den Standort Regensburg entwickeln zu lassen. Das Projekt läuft derzeit.
Der Stuhl. Als Mitglied im Team Gesundheit unterstützte das Facility Management auf breiter Ebene das Auswahlverfahren für einen ergonomischen Stuhl. Verschiedene Bürostühle wurden bemustert. Ziel war es, ein Stuhlmodell in einer definierten Konfiguration für alle neu auszustattenden Arbeitsplätze zu finden. Bei der Auswahl berücksichtigt wurden auch die durch die Arbeitssicherheit gesondert geprüften ergonomischen Konzepte und Zusatzangebote der Hersteller, mit denen das Bewusstsein der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für körpergerechtes Sitzen geschärft werden sollte. Im Auswahlverfahren fiel die Wahl auf den Bürodrehstuhl Shape XT des bereits an anderen Infineon-Standorten als Lieferant gelisteten Herstellers Dauphin. Der Stuhl erfüllt alle Anforderungen und zeichnet sich zudem durch seine hohe Qualität und die Sitzmechanik Synchro-Activ-Balance aus. Diese bietet eine nach vorne geneigte Sitzfläche mit einem Neigewinkel von bis zu minus 12° mit synchronisierter Rückenlehnen-Unterstützung, was nach Erkenntnissen der Sitzforschung ein körpergerechtes Sitzen rund ums Lot fördert.
Gemeinsam mit dem Hersteller wurde die Belegschaft für die Relevanz des körpergerechten Sitzens sensibilisiert. Das Team Gesundheit organisierte unter dem Motto „Deinem Rücken zuliebe“ einen ersten Gesundheitstag. Dauphin präsentierte dort nicht nur den Shape XT, sondern stellte auch vor, wie die Stuhlmechanik richtig genutzt wird. Dazu wurde mit dem Messverfahren ErgoMouse aus dem ErgoLab von Dauphin aufgezeigt, wie die Wirbelsäule beim Sitzen biomechanisch be- und entlastet wird. Freiwillige konnten ihr Sitzverhalten überprüfen. Dazu vermaß ein Ergonomie-Berater die spezifische Form der Wirbelsäule des jeweiligen Menschen im Stehen. Im Weiteren hat sich die vermessene Person den Bürostuhl so eingestellt, wie sie es als richtig und angenehm empfand. In der darauf eingenommenen Sitzhaltung wurde ebenfalls die Form der Wirbelsäule dokumentiert. Abschließend erfolgte eine Messung auf einem Bürostuhl mit richtig genutzter Synchro-Activ-Balance-Mechanik. Im Vergleich der Messergebnisse war zu sehen, dass in der zuletzt eingenommenen Sitzposition die Wirbelsäule ihre natürliche Haltung wie im Stehen hatte. So ist die Wirbelsäule im Sitzen maximal entlastet. Diese Präsentation des Nutzens eines ergonomischen Bürodrehstuhls hat auch viele Zuschauer überzeugt.
Die Veränderung der Beschaffungsphilosophie war nicht das primäre Anliegen der Gründung des Teams Gesundheit. Allerdings ist sie ein gewünschter Effekt, wenn dies dazu beiträgt, die Gesundheit der Mitarbeiter nachhaltig zu fördern. Daher stoßen die Arbeit und die daraus resultierenden Veränderungen auf breite Akzeptanz am Standort Regensburg.
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