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Verkehrsdrehscheibe nach Nord- und Osteuropa

Hafen Hamburg
Verkehrsdrehscheibe nach Nord- und Osteuropa

Verkehrsdrehscheibe nach Nord- und Osteuropa
Hafen Hamburg, Burchardkai, Waltershof (Foto: Visum)
Hamburg ist mit Abstand der bedeutendste deutsche Hafen und gleichzeitig einer der großen Seegüterumschlagplätze der Welt. Als Containerhafen steht Hamburg mit einem Gesamtvolumen von mehr als 3,3 Mio. TEU (20-Fuß-Standard-Containereinheit) im Jahr 1997 auf Platz sieben der Weltrangliste und in Europa auf Platz zwei hinter Rotterdam. Seit 1985 lag das Wachstum deutlich über dem Weltdurchschnitt und dem anderer europäischer Häfen in der Nordrange (Antwerpen, Rotterdam, Bremische Häfen). Bis zum Jahr 2000 rechnet man mit einem Umschlag von über 4 Mio. TEU.

Hamburg ist aufgrund seiner Lage inmitten einer weit ins europäische Festland reichenden Tieflandzone an der Elbemündung die natürliche Eingangspforte für Mittel- und Osteuropa. Hier trifft sich der Seeschiffahrtsweg Unterelbe mit der internationalen Binnenwasserstraße Oberelbe, bei Geesthacht mit dem Elbseitenkanal und bei Brunsbüttel-Koog mit dem Nordostsee-Kanal. Hier bündelt sich auf der Schiene der bundesdeutsche und internationale Nah-, Fern- und Güterverkehr. Fast der gesamte Schienenverkehr nach Skandinavien läuft über die Elbbrücken in Hamburg. Im Fernstraßennetz treffen sich die Europastraßen E3 und E4, die Hamburg mit dem europäischen Autobahnnetz verbinden. Im Rahmen des Kombiverkehrs, lassen sich im Umkreis von 700 km die Handelsplätze aller west- und osteuropäischen Märkte im 24-Stunden-Takt an den Seehafen Hamburg anbinden. In 48 bis 72 Stunden sind die Handelszentren mit Distanzen über 700 km erreichbar.

Insgesamt werden mehr Containerladungen für Mitteleuropa, Skandinavien und Osteuropa abgefertigt, als über irgendeinen anderen europäischen Hafen. Die Gesamtzahl der direkt und indirekt von Hafenfunktionen abhängigen Arbeitsplätze beträgt zur Zeit 142.621. Ein Hinterland mit einer Bevölkerung von rund 400 Mio. Menschen wird über den Hafen bedient.
Eine Aufgliederung der Ladungsströme via Hamburg zeigt die überragende Bedeutung des Güteraustauschs mit Nord- und Südostasien, der 43% des gesamten Containerumschlags ausmacht. Japan, Hongkong, Singapur, Taiwan, Korea und China zählen zu den wichtigsten Handelspartnern des Hansehafens.
Vom Wasser auf die Schiene
Von herausragender Bedeutung für die Erschließung des europäischen Hinterlandes sind die Bahnverbindungen. Mit mehr als 1 Mio. Containerbewegungen (TEU) pro Jahr an Hamburger Gleisumschlagsanlagen ist der Hafen Bahnknoten Nummer 1 – der größte Bahncontainer-Umschlagplatz Europas. Der Verkehr mit der Hafenbahn, die den größten Teil des hafenbezogenen Hinterlandverkehrs direkt auf den Containerterminals abwickelt, nahm 1997 um 25% auf 8,6 Mio. t (über 700.000 TEU) zu. Damit werden in Hamburg wesentlich mehr Container auf die Schiene gesetzt als in niederländischen und belgischen Häfen zusammen. Der Bahnanteil, der dort unter 10% liegt, erreicht in Hamburg etwa ein Viertel. Im Wettbewerb der Fernverkehrsträger von und nach Hamburg hat die Schiene einen Marktanteil von über 70%. Nicht umsonst hat sich Hamburg den Titel als umweltfreundlichster Überseehafen erobert.
Rund 200 Blockzüge pro Woche verbinden den Hamburger Hafen mit allen wichtigen internationalen europäischen Wirtschaftszentren in der Schweiz, Österreich, Ungarn, der Tschechischen Republik, Slovakai, Polen, Ukraine, Rußland etc., und mehr als 250 Blockzüge pro Woche schaffen eine schnelle Verbindung zwischen dem Hafen und den großen Wirtschaftszentren in Deutschland, häufig im Nachtsprung. Unter anderem werden täglich Abfahrten nach Warschau, Prag, Budapest, Wien und Basel angeboten. Die direkten Bahnverbindungen mit festen Abfahrtszeiten transportieren Güter just-in-time zum Kunden.
Nachdem in der Vergangenheit besonders die skandinavischen Länder für immer neue Containerzuwächse sorgten, wird sich der Wachstums-Pol in Zukunft auf Osteuropa verlagern. In den vergangenen fünf Jahren glänzte der über Hamburg abgewickelte intermodale Verkehr von und nach Polen, Ungarn und der Tschechischen Republik mit jährlichen Zuwächsen zwischen 30 und 75%.
Übersee-Linienverkehre
Über 200 Liniendienste, davon mehr als 100 Container- und zahlreiche Ro-/Ro- und Rund-um-die-Welt-Dienste bieten jährlich etwa 7.500 Abfahrten. Je vier Schiffe verlassen den Hafen täglich in Richtung Asien und in Richtung Afrika, zwei Einheiten am Tag gehen nach Amerika. Im Durchschnitt alle 48 Stunden geht ein Schiff nach Australien/Neuseeland. Acht bis 10 Abfahrten werden täglich nach anderen europäischen Seehäfen angeboten. Ein Teil der Europa-Linien sind Feederdienste, vor allem von und nach Skandinavien/Finnland und Großbritannien.
Dienstleistungen und Lagerkapazität
Jenseits der verkehrstechnischen Anbindung, bietet die Hamburger Hafenwirtschaft eine Vielzahl an Dienstleistungen – neben dem Warenumschlag alle denkbaren Logistikservices, von der Lagerung bis zur weltweiten Distribution unter Einsatz modernster EDV-Technik.
Der Hamburger Hafen bietet über 3 Mio. m2 gedeckter Stückgut-Lagerflächen. Dazu zählen EDV-gesteuerte Hochregalläger, Tiefkühl- und klimatisierte Läger, großflächige Läger und Silos, Hochsicherheitsläger sowie moderne Gefahrgutläger. Zudem verfügt der Hafen über mehr als 4 Mio. m2 befestigter Freifläche für Stückgut, rund 350.000 m2 Lagerfläche für Massengüter, über 1 Mio. t Silokapazität für Sauggut und über 6 Mio. m3 Tanklagerkapazität.
Zollfreie Lagerung und Zollabwicklung ist im Freihafen (16 km2) und im offenen Zollager selbstverständlich, die Verzollung erfolgt EDV-unterstützt durch EDI-Verbindungen zu den Zollbehörden. Das Hamburger Datenkommunikationssystem Dakosy vernetzt die Hafen- und Logistikunternehmen und sorgt für Transparenz und Geschwindigkeit in der Abwicklung.
Mehr als 500 Unternehmen aus Asien, darunter 130 aus Japan, über 160 aus der VR China, 65 aus Taiwan und rund 25 aus Hongkong nutzen Lagerkapazitäten im Hafengebiet als zentrale europäische Distributionsläger.
Umschlagsrekord 1997
Mit insgesamt 77 Mio. Tonnen wurde 1997 die höchste Umschlagsmenge in der Geschichte Hamburgs erzielt. Der Umschlag nahm im Vergleich zum Vorjahr um 9,3% (283.000 TEU) zu. Wachstumsmotor war der Containerumschlag, der auf Tonnenbasis um 10,4% wuchs. 3,34 Mio. 20-Fuß-Einheiten (TEU) mit einem Ladungsgewicht von 35,2 Mio. t wurden hier umgeschlagen. Auch der Massengutumschlag nahm kräftig zu. Insgesamt wurde 7,6% mehr Massengut als 1996 bewegt, im Greiferumschlag waren es 19,8% mehr.
Besonders ausgeprägt war der Zuwachs im Containerverkehr mit europäischen Ländern. Insgesamt nahm der Europaverkehr um 15% zu und erreichte mit mehr als 1 Mio. TEU ein knappes Drittel des gesamten Containerumschlags. Die höchsten Zuwächse ergaben sich dabei im Feederverkehr von und nach finnischen und schwedischen Häfen. Finnland wurde mit einer Zunahme von 17% 1997 zum drittwichtigsten Handelspartner des Hafens, Schweden kam mit einem Plus von 15% auf Rang fünf. Die starken Zuwächse im Finnlandverkehr, die zu einer Verdreifachung des Verkehrs in den letzten fünf Jahren geführt haben, sind auf Durchgangsverkehre über finnische Häfen nach der russischen Föderation zurückzuführen. Kräftige Steigerungen wurden auch im Seecontainerverkehr mit Mittelmeerhäfen und mit osteuropäischen Häfen gemeldet. Der Seecontainerverkehr mit Polen wuchs 1997 um 62%, der Direktverkehr mit St. Petersburg um 123% und der Verkehr mit dem Baltikum um 36% gegenüber 1996.
Der von Finanz- und Währungskrisen betroffene asiatische Kontinent brachte es auf 1,67 Mio. TEU und bleibt damit trotz einer etwas niedrigeren Zuwachsrate von 7% der bedeutendste Kontinent für Hamburg. Fast die Hälfte des Hamburger Containerumschlags entfällt auf Asien. Wichtigster Handelspartner des Hafens ist die VR China mit etwa 450.000 TEU vor Singapur mit über 400.000 TEU.
Auch der Containerverkehr mit Amerika war im Aufwind (+ 17%). Dabei stellen die Entwicklungsländer Lateinamerikas in Hamburg bereits einen größeren Anteil als die Industrieländer Nordamerikas. Der stärkste Zuwachs entfiel auf die Ostküste Südamerikas (+ 30%), gefolgt von Kanada und Mittelamerika. Brasilien kam mit einem Plus von mehr als einem Drittel unter die neun wichtigsten Handelspartner des Hafens.
Zukunft des konventionellen Umschlags
Das Wachstum des Containerumschlags geht langfristig auf Kosten der verbleibenden, mit konventionellen Methoden umgeschlagenen Stückgüter. Bei ansteigendem Containerisierungsgrad – in Hamburg 86% – weist der konventionelle Umschlag seit Jahren eine negative Tendenz auf. 1997 zeigte sich ein kräftiger Aufschwung im Kurzstreckenverkehr, während der Langstreckenverkehr weiter schrumpfte. Besonders im Fahrtgebiet Asien war der Umschlag rückläufig. Die VR China erhebt seit 1996 zusätzliche Abgaben auf vorher zoll- und umsatzsteuerfreie Maschinenimporte von Joint-Ventures. Dadurch nahm der Versand von Eisen/Stahl im Langstreckenverkehr ab, ebenso wie der Versand von Maschinen/Anlagen.
Im europäischen Verkehr ergaben sich jedoch starke Zuwächse beim Umschlag von Holz, Fahrzeugen und Metallen. Der Versand von Fahrzeugen nahm um 12% zu, der See-Ausgang von Holz verdoppelte sich. Der Empfang von Metallen stieg um 42%. Auch langfristig steigt der Anteil des Europaverkehrs am konventionellen Umschlag. Während er 1987 erst etwa ein Drittel ausmachte, lag er 1997 bereits bei 46%.
Aufschwung im Massengutumschlag
Im Massengutumschlag wurden 36,74 Mio. t abgefertigt, 2,6 Mio. t mehr als im Vorjahr. Es dominierten die Importe mit 29 Mio. t 1997. Im Export wurde ein Ladungsvolumen von knapp unter 8 Mio. t erzielt.
Der Umschlag von Greifergut nahm um ein Fünftel (2,833 Mio. t) zu. Der Empfang von Erzen stieg um 23% auf 8,146 Mio. t, der Kohleimport legte um knapp 40% auf 1,638 Mio. t zu. Auch der Umschlag von Flüssigladung lag deutlich über dem Durchschnitt von 1996. Der Empfang von Mineralölprodukten stieg um 20% oder 1,266 Mio. t auf 7,748 Mio. t, der höchste Wert seit 1992, wobei die Zuwächse teilweise durch die Stillegung der alten Raffinerie Leuna bedingt sind. Hamburg beliefert per Bahn ostdeutsche Standorte, solange die neue Raffinerie noch nicht auslieferbereit ist.
Im Sauggutumschlag setzte sich der seit Jahren anhaltende Rückgang der deutschen Getreideausfuhr fort. Der Versand von Getreide schrumpfte um 1,143 Mio. t oder 70%. Zuwächse im Umschlag von Futtermitteln und Ölfrüchten konnten den Rückgang nicht ausgleichen.
Wachstum braucht Investition
Die Position Hamburgs als internationale Verkehrs- und Logistikmetropole erfordert Investitionen in die Infrastruktur. Der wachsende Verkehr im Hamburger Hafen benötigt den Ausbau von Hafenkapazitäten. Einige Projekte wurden bereits auf den Weg gebracht. So die Hafenerweiterung und der im Bau befindliche Großterminal für die Containerschiffahrt in Altenwerder und der Ausbau vorhandener Terminals. Hinzu kommt die Vertiefung und Verbreiterung der Fahrrinne im Hafenzulauf auf der Elbe und der Bau einer vierten Elbtunnelröhre sowie der weitere Ausbau des Schienennetzes der Hafenbahn. Infrastrukturmaßnahmen, die die Haupthafenfunktion für Hamburg sichern sollen. (pm)
Gesamtfläche des Hafens einschließlich Ober- und Unterelbe 8.700 ha
Hafennutzungsgebiet 6.237 ha
davon 3.168 ha Landfläche und 3.069 ha Wasserfläche.
Kaimauern für Seeschiffe (Wassertiefe NN – 7m bis 17m) 45 km
Liegeplätze für Seeschiffe 310
davon Großschiffsliegeplätze für Container- und Massengutschiffe 27
Stückgut- und Massengutverkehr 198
Befestigte Terminalflächen 7.430.000 m2
Überdachte Lagerflächen 3.310.000 m2
davon im Freihafen 2.810.000 m2
Zulässige Schiffstiefgänge, einkommend unter Ausnutzung der Flutwelle 14,50 m
ansonsten tideunabhängig ein- und ausgehend bis 12,00 m
ausgehend unter Berücksichtigung der Tide 12,80 m
Sohle des tiefsten Liegeplatzes NN – 17,0 m
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